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Durchbruch eines Maler-Poeten

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«Chagall ist ein sehr begabter Kolorist und gibt sich allem hin, wozu seine mystische und heidnische Imagination ihn treibt: Seine Kunst ist sehr sinnlich», schrieb einst der Dichter Guillaume Apollinaire über Marc Chagall (1887–1985). Der Künstler jüdischer Abstammung zog nicht nur den Avantgardisten aus Paris in seinen Bann. Chagall beeinflusste ganze Künstlergenerationen (siehe Kasten) und gilt heute als einer der wichtigsten Maler des 20. Jahrhunderts. Mit seinen traumartigen Gemälden in intensiven Farben schuf der als Maler-Poet bezeichnete Künstler ein höchst eigenständiges Gesamtwerk, das sich seit jeher der Einordnung in eine bestimmte Kunstströmung entzieht. Das Kunstmuseum Basel widmet Chagall zurzeit eine gross angelegte Ausstellung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf seinem Frühwerk – auf den Bildern, die zwischen 1911 und 1919 in St. Petersburg, Paris und im weissrussischen Witebsk entstanden. Grundlage der Ausstellung ist die ausserordentliche Gruppe von Gemälden Chagalls in der Sammlung des Kunstmuseums Basel und der Sammlung Im Obersteg. Diese wird ergänzt durch Leihgaben aus internationalen Museen und Sammlungen, etwa aus dem Museum of Modern Art in New York, dem Centre Pompidou in Paris oder aus dem Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg.

Bilder einer untergegangenen Welt

Moische Chazkelewitsch Schagalow – so Chagalls bürgerlicher Name – wuchs in einem Vorort der Stadt Witebsk im heutigen Weissrussland auf. Die ländlich geprägte Umgebung seiner Heimat und die orthodoxe jüdische Erziehung beeinflussten ihn nachhaltig. Reminiszenzen an die jüdische Kultur und das russische Provinzleben durchziehen sein Werk wie ein roter Faden. Beispiele dafür sind die frühen Gemälde «Ich und mein Dorf» von 1911 oder «Der Viehhändler» von 1912. Das Kunstmuseum Basel ergänzt diese Bilder mit Fotografien, welche das Frühwerk Chagalls auf oft überraschende Weise kommentieren, ergänzen und in seinen historischen Kontext einbetten. Dazu gehören unter anderem Fotografien des russischen Künstlers Solomon Judowin, die in den Jahren 1912 bis 1914 in den russischen Schtetl – Dörfern mit hohem jüdischen Bevölkerungsanteil – entstanden. Die Fotos dokumentieren eine von Pogromen, politischen Umwälzungen und sozialen Dynamiken gefährdete Welt, die es so heute nicht mehr gibt. Judowins Arbeiten sind im Kunstmuseum Basel erstmals einem Schweizer Publikum zugänglich.

In der Hauptstadt der Moderne

Die Umgebung von Witebsk bildet einen der beiden Pole von Chagalls früher künstlerischer Tätigkeit. Der zweite wichtige Pol ist die Grossstadt Paris, wo Chagall in den Jahren 1911 bis 1914 lebte und arbeitete. «Die Erde, die die Wurzeln meiner Kunst genährt hatte, war Witebsk; aber meine Kunst brauchte Paris so nötig wie ein Baum das Wasser», schrieb er im Rückblick. In der Kunstmetropole bewegte sich der anfängliche Aussenseiter bald in illustren Kreisen und kam mit Vertretern der Avantgarde – etwa mit Pablo Picasso oder Jacques Lipchitz – in Kontakt. Die Ismen der Moderne – Fauvismus, Kubismus, Expressionismus, Orphismus – liess Chagall in seine Kunst einfliessen, ohne sich von den jeweiligen Strömungen vereinnahmen zu lassen. Auch die nostalgisch verklärten Erinnerungen an seine Heimat blieben ihm im gleissenden Licht der Grossstadt präsent. Die Eindrücke aus der Welt der jüdischen Schtetl und der russischen Volkskultur brachte Chagall nun aber in einen Dialog mit der Bildsprache der Moderne und begründete damit seinen ganz eigenen Stil.

Eine ungeplante Wendung

Im Jahr 1914 nahm Chagalls Biografie eine unvorhergesehene Wendung: Im schicksalsträchtigen Jahr begab er sich auf eine Reise zurück in seine Heimat. Was als kurzer Besuch in Witebsk geplant war, wurde zum achtjährigen Aufenthalt. Denn während seiner Reise brach der Erste Weltkrieg aus. Die Grenzen Richtung Paris blieben verschlossen, Chagall war in Russland gestrandet. «Was tun, wenn die Weltereignisse uns nur hinter der Leinwand erscheinen, durch die Farbe und das Stoffliche hindurch, und sich flimmernd verdichten wie Giftgas», schrieb er resigniert in seiner damals begonnenen Autobiografie. Während dieser Zeit setzte bei Chagall eine Phase der intensiven Selbstreflexion ein; Selbstporträts wie das «Selbstbildnis» von 1914 wurden häufiger. Die Jahre nach Chagalls Rückkehr nach Russland sind zudem von den Kriegshandlungen und von der Auseinandersetzung mit der Oktoberrevolution, die sich 1918 zum ersten Mal jährte, geprägt. Weiterhin wichtig bleibt seine Beschäftigung mit der jüdischen Tradition. Einen Höhepunkt von Chagalls Werk aus dieser Zeit stellen deshalb die Bilder der sogenannten Gruppe der vier grossen Rabbiner dar, die zwischen 1914 und 1915 in kurzer Folge entstanden und in Basel nun erstmals gemeinsam zu sehen sind.

Nach dem Ende des grossen Krieges blieb Chagall vorerst in Russland. 1922 begab er sich – mit einem Umweg über Berlin – zurück nach Frankreich. Das Wiedersehen mit Paris beflügelte sein Schaffen ein weiteres Mal und sorgte für eine seiner produktivsten Perioden. Immer wieder setzte sich Chagall in dieser Zeit auch mit Skizzen und Entwürfen aus seinem Frühwerk auseinander. Denn was er damals begonnen hatte, sollte ihn bis an sein Lebensende beschäftigen: die Verbindung von Tradition und Moderne mit einem genuin eigenständigen Ansatz. In seiner Autobiografie schrieb er einst: «Das Wesentliche ist die Kunst, die Malerei, eine Malerei, die ganz anders ist, als alle Welt sie macht.»

Kunstmuseum Basel. Bis zum 21. Januar. Di. bis So. 10 bis 18 Uhr; Do. 10 bis 20 Uhr. www.kunstmuseumbasel.ch

Ausstellung

Das Jüdische Museum der Schweiz lotet Chagalls Wirkung aus

Auch im Jüdischen Museum der Schweiz in Basel, das dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, steht Marc Chagall zurzeit im Fokus. Das Museum zeigt als Ergänzung zur Ausstellung im Kunstmuseum Basel Werke von Künstlern aus dem 20. und 21. Jahrhundert, die in Chagalls Nachfolge stehen und sich von ihm beeinflussen liessen. «Marc Chagalls Durchbruch ab 1911 leitete das bislang wichtigste Jahrhundert jüdischer Kunst ein», schreibt das Museum. In der Sonderausstellung in der Galerie am Petersgraben sind unter anderem Werke von Paul Graubard, Yehuda Sprecher, Shai Yehezkelli, Roger Weiss, Alice Guggenheim oder Friedensreich Hundertwasser zu sehen.

lr

Jüdisches Museum der Schweiz, Galerie am Petersgraben 31, Basel. Bis zum 21. Januar. Mo., Fr. und So. 11 bis 17 Uhr; Di., Mi. und Do. 12 bis 15 Uhr. www.juedisches-museum.ch

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