Oben erwähnter Artikel bestätigt, dass unsere Politiker das Verbot von genetischen Versuchen an Embryonen aufheben möchten. Die von der Schweizerischen Bischofskonferenz organisierte Tagung an der Universität Freiburg zeigte auf, welche Gefahren die Aufhebung des bisherigen Verbots in sich birgt.
Ich persönlich frage mich: Sind Embryonen keine Menschen? Auch unsere Parlamentarier waren einmal Embryonen. Manche der vom Volk Gewählten vertreten die Ansicht, dass Embryonen im Anfangsstadium keine Menschen seien und man an ihnen deshalb, wie bei den Tieren, nach Willkür Versuche machen kann, ob sie nun im Mutterschoss sind oder im Tiefkühlbereich in Überzahl gelagert werden.
Nun schlägt der Bundesrat auf Verlangen der National- und Ständeräte vor, dass Genteste an den künstlich befruchteten Embryonen vor Einpflanzung in die Gebärmutter durchgeführt werden dürfen und ein Vorrat von acht statt nur von drei Embryonen für Versuchszwecke gewährt werden kann. So liegt es also nun im Befinden oder in der Willkür des Forschenden, ein Embryo als unwertes oder unwillkommenes Leben zu diagnostizieren und zu liquidieren, wie dies bereits bei der Abtreibung geschieht. Welch eine Ethik hat sich in unserem ehemals christlichen Land breitgemacht? Wie weit ist eine Gesellschaft heruntergekommen, welche die Würde des Menschen schon im Anfangsstadium seines Lebens mit Füssen tritt? Wenn Forscher und Politiker in Zukunft bestimmen, welches Leben lebenswert oder lebensunwert ist? Schon sind die Befürworter der Euthanasie in unserer Wegwerfgesellschaft im Vormarsch, wo Behinderte und Alte nichts mehr zu suchen haben. Wehe uns?
Alt-Bundesrat Roger Bonvin hat einmal erwähnt, dass damals Parlamentarier einen Eid auf Gott und die Verfassung ihres Landes geschworen haben: «Ungeborenes Leben zu schützen und eine Gesetzesveränderung zu verhindern, die bereits existierende Wesen schädigen oder auslöschen könnte.» Wie es scheint, brauchen in unserer Zeit weder Politiker noch Ärzte einen solchen Eid zu leisten und sind deshalb moralisch nicht verpflichtet, sich an diese Ethik zu halten.
Rudolf Oeschger, Freiburg
«Sind Embryonen keine Menschen?»
