Die Organisation Fri-Santé feiert dieses Jahr ihr 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund lädt sie ihre Mitarbeiter, Freiwilligen, Spender und Partner des Kantons morgen Abend zu einem grossen, internen Weihnachtsapéro ein. «Das soll auch ein Dankeschön an alle Personen sein, die uns über die Jahre immer wieder geholfen haben», sagt Madeleine Christinaz im Gespräch. Sie ist Co-Direktorin des Trägervereins und Verantwortliche der Fri-Santé-Anlaufstelle an der Freiburger Perollesstrasse. «Insgesamt sind gegen 500 Personen eingeladen.»
Ehrenamtlicher Arzt
Was im Oktober 2003 mit einer Permanence und einer einzigen Krankenpflegerin an der Guillimanngasse begonnen hat, ist inzwischen markant angewachsen. Mittlerweile beschäftigt Fri-Santé nämlich drei Angestellte, was 1,6 Vollzeitäquivalenten entspricht – wobei der involvierte Hausarzt, André Monney aus Freiburg, der früher eine Praxis in Courtepin hatte, nach wie vor ehrenamtlich für die Organisation tätig ist und zwei Mal pro Woche für seine Sprechstunden in den Kantonshauptort kommt. Im vergangenen Jahr kamen 219 Patienten für 1027 Konsultationen. «Darunter sind viele Sans-Papiers», so Christinaz. «Sie machen ungefähr die Hälfte unserer Patienten aus.» Dazu kämen Menschen ohne Krankenversicherung, die sich eigentlich nur zur Durchreise in der Schweiz aufhalten, aber auch Schweizer sowie Inhaberinnen und Inhaber eines B- oder C-Ausweises, die aus verschiedenen Gründen eine Deckungslücke haben.
«Man würde nicht glauben, dass es in der reichen Schweiz wirklich Menschen ohne Krankenversicherungsdeckung gibt», bemerkt Christinaz dazu. «Aber das ist leider eine Tatsache.»
Mehr Präsenz in Randregionen
«Die Idee entstand ursprünglich aus einer Studie der Ärzte ohne Grenzen heraus», blickt die Co-Direktorin des Trägervereins zurück. «Diese Organisation hat darin nachgewiesen, dass es auch im Kanton Freiburg ein echtes Bedürfnis nach medizinischer Versorgung bei Menschen ohne ausreichende Krankenversicherung gibt.» 2007 sei dann das Programm Grisélidis für Sexarbeiterinnen und Drogenabhängige dazugekommen.
Mit der geleisteten Arbeit in den vergangenen 15 Jahren ist Christinaz sehr zufrieden, ebenso mit der Zusammenarbeit mit der kantonalen Gesundheitsdirektion. Weniger mit der Tatsache, dass es diesen Dienst überhaupt noch braucht. «Am liebsten wäre es mir, wenn es für so etwas gar keinen Bedarf mehr gäbe», sagt sie. «Aber das wird wohl auch in Zukunft nicht der Fall sein.»
Die grössten Herausforderungen für die Zukunft sieht sie in der Präventionsarbeit sowie in einer steigenden Präsenz in den Randregionen, namentlich im Süden des Kantons. «Nach wie vor kommen die meisten unserer Patienten aus der Agglomeration Freiburg», bemerkt sie dazu. Die persönliche Motivation für ihre Tätigkeit liege indes einzig darin, anderen Menschen zu helfen, denen es schlechter geht. «Wir haben durchaus sehr ernste Fälle», sagt sie, «zum Beispiel Menschen mit Diabetes und Herzproblemen. Hier arbeiten wir eng mit dem Freiburger Spital (HFR) zusammen.»
«Am liebsten wäre es mir an sich, wenn es für so etwas gar keinen Bedarf mehr gäbe.»
Madeleine Christinaz
Fri-Santé
«Sans-Papiers machen ungefähr die Hälfte unserer Patienten aus.»
Madeleine Christinaz
Fri-Santé