Autor: Lukas Schwab
Als Leiter und Gründer von «wertikal», einer Fachstelle für Prävention und Intervention bei Jugendgewalt und Rassismus (siehe Kasten), setzt sich der 25-jährige Philipp Frei gegen Gewalt und Rassismus ein. Das war aber nicht immer so: Mit dreizehn Jahren wurde er Skinhead und bewegte sich in der rechtsextremen Szene seiner Heimatregion Olten.
Anschluss gesucht
«Nach einem Schulwechsel fand ich keine Freunde und wurde zum Aussenseiter», erzählt Frei. In einer rechtsextremen Clique habe er Anschluss gefunden. «Mit der Ideologie habe ich mich kaum befasst, ich wollte einfach mitmachen, um dazuzugehören», sagt er. Die Gruppe habe ihm Kameradschaft, Anerkennung und Identität gegeben. Nach dem Zerfall der Clique suchte er auf höherer Ebene Anschluss, da ein Ausstieg den Verlust seiner Identität bedeutet hätte. Hier sei er zwar als Jüngster nicht sehr ernst genommen worden, habe aber bei allem mitgemacht, so Frei. So auch bei einer Schlägerei, wo er plötzlich Freunden mit Migrationshintergrund aus seiner Kindheit gegenüberstand. «Ich schwieg und schützte sie nicht», erzählt er. Dieses Erlebnis sei für ihn Anlass gewesen, aus der Szene auszusteigen: «Es wurde mir bewusst, dass ich nicht so sein will.»
Als Mitläufer sei der Ausstieg an sich nicht schwierig gewesen. «Härter war der Wiedereinstieg in die Gesellschaft», sagt Frei. Auf einen Schlag habe er Freunde, Perspektive und Lebensinhalt verloren. Sein Umfeld half ihm aber, ins neue Leben zu finden. «In meinem Heimatdorf wechseln immer noch einige Leute die Strassenseite, wenn sie mich sehen», so Frei.
Am VIP-Träff der evangelisch-methodistischen Kirche in Schwarzenburg will Frei der Frage auf den Grund gehen, warum Jugendliche gewalttätig werden und was dagegen getan werden kann. «Man muss ihre Gründe für die rechtsextreme Ausrichtung ernst nehmen», ist Frei überzeugt. Bei Stigmatisierung und Kontaktabbruch des Umfeldes sei das definitive Abdriften vorprogrammiert.
Evangelisch-methodistische Kirche, Schwarzenburg. So., 22. Nov., 17 Uhr.