Es ist ein eindrücklicher Anblick, wenn der mächtige Bulle majestätisch über die Wiese oberhalb des Tales bei Le Crêt mit der Aussicht über die Freiburger Voralpen schreitet. Heute wiegt er rund 800 Kilogramm. Wenn Mazot de Cremo, heute zwei Jahre alt, nächstes Jahr ausgewachsen ist, bringt es der Jungstier wohl auf rund 1100 Kilogramm Gewicht und sein prächtiger Rücken ist mannshoch. Der trotz aller Kraft ruhige und ausgeglichene Muni mit dem aristokratisch anmutenden Namen ist der Fürst der Weiden und der traditionelle Lebendpreis für den zukünftigen Schwingerkönig. Als auffälliges Kennzeichen trägt er zwischen seiner weiss-schwarzen Färbung jeweils zwei bis drei Zentimeter breite graue Linien. «Das ist eine Laune der Natur», sagt Philippe Currat, einer der drei Züchter des Jungstiers.
«Er trinkt, er schläft»
Der Muni ist zurzeit ganz allein auf dem Hof. Laut Züchter Alexandre Papaux hat das Tier einen angenehmen Tagesablauf: «Er ist in seiner Box, er trinkt, er schläft.» Der Rest der rund 400 Tiere derBetriebsgemeinschaft sind aufdem Hauptbetrieb von Papaux in Les Ecasseys oder auf der Alp. Damit wolle man auch vermeiden, dass der Muni den Kühen zu nahe kommt und aggressiv wird, so Papaux. «So reduzieren wir das Risiko.» Als Züchter sind die Partner erfolgreich, was die vielen Auszeichnungen, Pokale und Urkunden an der Wand zeigen. Jedes Jahr behalten sie Stiere für die Zucht zurück.
Die beiden damit beauftragten Zuchtverbände legten dem Schwingfest-Organisationskomitee mehrere Vorschläge vor, die Tiere mussten verschiedenen fachlichen Kriterien entsprechen. «Ausserdem sollte es auch ein schönes Tier sein», sagt Papaux. Poseidon, später Mazot de Cremo, habe die Verantwortlichen begeistert und seine etwa fünf Gegner ausgestochen. Seit seiner Wahl werde das Tier jeden Tag gehegt und gepflegt.
Natürlich seien sie froh, dass sie den zukünftigen Siegermuni stellen dürfen, sagt Papaux während der Führung durch den Betrieb. Das sei auch gut für ihr Image als Züchter und natürlich auch ein wirtschaftlicher Gewinn. Allerdings betreiben die Partner für ihren Muni auch einen grossen Aufwand. «Wir tun alles, dass er in einem Jahr in Topform ist», so Papaux. Der Jungstier werde alle zwei Monate frisiert, regelmässig gewaschen, dies, damit er sauber sei und sein Fell gut aussehe. «Wir müssen zum Beispiel bei der Ernährung schauen, dass er nicht zu fett wird und dass er in Form bleibt.» Am Tag erhält Mazot de Cremo bis zu 20 Kilogramm konzentriertes Weizen- und Maistrockenfutter kredenzt.
Mazot de Cremo hat auch einen eigenen kleinen Stall, «damit er sich nicht mit anderen Stieren rauft oder an die Kühe geht und sich da- bei verletzt», sagt Papaux. Ab und zu wird er dann auch auf die Weide geführt, damit er das Defilieren lernt. «Wir sind dabei aber vorsichtig, denn es sind unberechenbare Tie- re und könnten entweichen.» Der ganze Aufwand wird nur geleistet, damit sich das stolze Tier in einem Jahr des Schwingerkönigs würdig erweise.
«Das ist eine Kunst»
«Zurzeit sieht alles gut aus», sagt Papaux. Der Muni habe seine Qualitäten schon an mehreren Anlässen unter Beweis gestellt, unter anderem am kantonalen Schwingfest in Matran. «Er ist ruhig, er ist brav.» Und das sei eine der wichtigsten Faktoren: «Denn wenn er sich plötzlich als bösartig erweisen sollte, würde er ausgewechselt», so Papaux. Die Auftritte seien ein wichtiges Training. «Er gewöhnt sich an die Menschen und den Lärm, damit er nicht schreckhaft und schnell nervös wird.»
Steckbrief
Der siegreiche Muni für den Schwingerkönig
Name:Mazot de Cremo
Kennzeichen:Graue Linien um die Flecken
Geboren als:Poseidon
Geboren am:13. September 2013
Geburtsort:Les Ecasseys
Name der Mutter:Gauloise
Name des Vaters:Dempsey
Züchter:Alexandre Papaux, Philippe Currat, Benoît Piller, Isabelle Piller
Rasse:Holstein
Aktuelles Gewicht:
800 Kilogramm
Zielgewicht:1100 Kilogramm
Schultermass:160 Zentimeter
Zahlen und Fakten
Vom Meeresgott zur Käsespezialität
Der Siegermuni des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes von Ende August 2016 in Estavayer-le-Lac wurde am 13. September 2013 als reinrassiger Holstein geboren und hörte zuerst auf den Namen Poseidon. Dann im September 2014 wurde er auf den Namen Mazot de Cremo getauft. Das ist eine traditionelle Raclette-Käsesorte der Freiburger Grossmolkerei Cremo–der Sponsorin. Der Muni sei der würdige Preis für einen Schwinger, den Gladiatoren der Moderne, sagte Cremo-Generaldirektor Paul-Albert Nobs. «Der Muni ist ein Symbol der Macht und physischer Kraft.» Wie ein Züchter auch müsse der Schwinger naturverbunden, beflissen, gewissenhaft und zugleich anpassungsfähig und kompromissbereit sein. Auch zeichne ihn grosser Respekt vor dem sportlichen Gegner aus. Die Freiburger CVP-Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach und Ex-Spitzenschwinger Hans-Peter Pellet waren die Paten bei der Taufe. Der Muni gehört heute den Veranstaltern des Schwingfestes und lebt auf dem Hof von Philippe Currat in Le Crêt-sur-Semsales. Geboren wurde er als Sohn der erfolgreichen Holstein-Kuh Gauloise und des aus Kanada stammenden Vaters Dempsey. Die Züchter, eine Betriebsgemeinschaft, betreiben auf 930 Metern Höhe mit rund 100 bis 120 Kühen Milchwirtschaft und stellen Gruyère AOC und Vacherin her. Insgesamt haben sie 300 bis 340 Tiere auf ihrem 117 Hektar-Betrieb.fca