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Ein Gifferser am anderen Ende der Welt

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Ein Gifferser am anderen Ende der Welt

Ein Freiburger Familienname auf neuseeländischen Landkarten

Vor kurzem hat die offizielle Namenskommission von Neuseeland ihre jüngste Liste von geografischen Örtlichkeiten veröffentlicht. In der Rubrik der korrigierten und als verbindlich erklärten Namen findet sich auch der Name des aus Giffers stammenden Jakob Lauper.

Von HANS-PETER STOFFEL (Auckland)*

Der bisherige Louper Stream (Bach) und Louper Peak (Gipfel) auf der neuseeländischen Südinsel sollen in der neuseeländischen Kartographie von jetzt an richtig als Lauper Stream und Lauper Peak erscheinen. Die Schreibung Louper war wahrscheinlich eine Verschreibung, da im Englischen ou und au ähnlich ausgesprochen werden können. Die Korrektur ist wohl eine Konsequenz der heutigen Bestrebungen, ethnische Namen in ihrer ursprünglichen Form zu verwenden.

140 Jahre zurück

Der Name Lauper oder Louper, der bereits 1940 im Dictionary of New Zealand Biography verzeichnet wurde, ist aber in der Geschichte der Erschliessung Neuseelands im 19. Jahrhundert nicht nur von orthographischem Interesse. 140 Jahre sind es her, seit Lauper im Jahre 1863 als Bergführer zusammen mit dem Landvermesser der Provinz Canterbury, John Whitcombe, den Südalpenkamm am Oberlauf des Rakaia-Flusses auf der Suche nach einem günstigen Übergang von Osten nach Westen erkundete. An der wenig besiedelten Westküste der Südinsel war in den späten 1850er Jahren Gold entdeckt worden und so mussten neue Übergänge vermessen und erschlossen werden. Die Gegend der Südalpen zeichnet sich nicht nur durch eine herrliche Bergwelt, sondern vor allem auf ihrer Westseite durch ausgedehnte Regenwälder und Schluchten aus.

Die Expedition der beiden stand im Zeichen eines steten Kampfes mit den Elementen in weglosem Gebiet, vor allem den häufigen starken Regenfällen und den dadurch angeschwollenen Flüssen. Dazu kam der Mangel an Nahrung, den auch die wenigen Maoris nicht lindern konnten, denn sie hatten, wie Lauper berichtete, damals nur gerade genügend Nahrung für sich selber.

John Whitcombe ertrank im reissenden Taramakau-Fluss. Lauper überlebte, kehrte allein über einen anderen Pass nach Osten zurück und bekam von der Regierung der Provinz Canterbury hundert Pfund in Anerkennung seiner Loyalität gegenüber Whitcombe.

Er verfasste im Jahre 1863 einen Bericht über die zweiwöchige Expedition, der in englischer Übersetzung im selben Jahr in der Canterbury Gazette erschien. In Buchform wurde er 1960 von John Pascoe unter dem Titel «over the Whitcombe Pass» veröffentlicht. In Anerkennung der Leistung von Lauper und Whitcombe wurden später ein Berg und ein Fluss nach Lauper (Louper) und mehrere geographische Punkte, darunter auch der von Lauper und Whitcombe begangene Passübergang, nach Whitcombe benannt.

Webber und Wäber

Zwar soll der erste Schweizer, der neuseeländischen Boden betrat, ein John Webber aus London gewesen sein, dessen Vater der Bildhauer Johann Wäber aus Bern war. John Webber kam als Mitglied von Kapitän Cooks dritter Antipodenreise im Jahre 1777 nach Neuseeland.

Lauper gehört zu der stattlichen Zahl von Reisenden, Künstlern, Bergführern, Entdeckungsreisenden und Goldgräbern, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Neuseeland kamen. Unter ihnen findet man neben Lauper auch andere Schweizer, darunter etwa den Künstler Nicholas Chevalier und die Bergführer Boss, Kaufmann und Zurbriggen. Lauper war aber nicht nur Bergführer, sondern auch Goldgräber und hatte einen Claim eingereicht.

Wie die meisten dieser kurzfristigen Besucher kehrte zwar auch er in sein Heimatland zurück, kam aber 1884 oder 1885 wiederum nach Neuseeland, um sich dort niederzulassen.

Ungeschmückte Darstellung

Laupers Bericht zeichnet sich durch eine gedrängte, ungeschmückte Darstellung seiner Erlebnisse, der Landschaft und der Kontakte mit den Maoris aus. Besonders eindrücklich ist seine Beschreibung der Härten der Expedition: «… Ich begann den Aufstieg und er (Whitcombe) folgte mir. Mühsam bewegten wir uns den ganzen Tag voran, hoch hinauf über eine gefährliche Stelle und auf der anderen Seite herunter; Schweiss und Regen rannen über mein Gesicht. Als wir wieder unten am Flussbett ankamen, war die Nacht hereingebrochen; wir hatten den ganzen Tag gebraucht, nur um in anstrengendster Arbeit, ungefähr 200 Yards hinter uns zu bringen.

Vergleich mit dem Senseland

Wir konnten kein Feuer machen; wir assen ein wenig von den aufgeweichten Keksen, die immer schlechter wurden, sowie das letzte Stückchen Fleisch, das wir bei uns hatten.» (S. 37; aus der englischen Version ins Deutsche rückübersetzt von H.P.S.) Wie so viele Auswanderer vergleicht natürlich auch Lauper das neue Land immer wieder mit seiner alten Heimat. So schreibt er etwa: «Ich ging schnell, und meine Gedanken wanderten zurück in mein Heimatland. Die Berge und Gletscher hier erinnerten mich an meine jungen Tage, als ich, wie so oft, leichten Herzens und sorgenfrei durch eben solche Gegenden wanderte […].» (S. 22-23)

Nicht ungefährlich

Wandert man heute über die Südalpenpässe, so kann einem zwar das Wetter übel mitspielen und ganz ungefährlich sind solche mehrtägigen Wanderungen immer noch nicht, aber die Strapazen von Lauper und Whitcombe gehören im Zeitalter von Hängebrücken und markierten Routen der Vergangenheit an. Die Eintragung in der Veröffentlichung der geographischen Namenskommission erinnert uns an den Beitrag des Deutschfreiburgers zur Erschliessung Neuseelands.

*Der Autor war von 1975 bis 2000 a.o. Professor für slawische Sprachen an der Universität Auckland und hat zwei Bücher über Neuseeland veröffentlicht. Er schreibt seit 1970 in unregelmässigen Abständen auch für die NZZ über Neuseeland (sein Kürzel: H.P.S.).

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