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«Ein Hausarzt leidet mit seinen Patienten und freut sich mit ihnen»

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Nur noch wenige Tage, dann verlässt Franz Engel seine Praxis, die er am 1. September 1988 an der Hauptstrasse in Düdingen eröffnet hat. Er erinnere sich noch genau an den ersten Tag, sagt der 66-Jährige mit einem Lachen: «Ich hatte neun Patienten und war total überfordert!»

Als Bub infiziert

Franz Engel ist mit vier Geschwistern in Düdingen aufgewachsen. Der Vater war Schreiner, und die Familie lebte in einfachen Verhältnissen. Die Sehnsucht, einmal raus in die Welt zu gehen, habe er schon als Kind gespürt, ebenso das damals noch unbestimmte Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen, sagt Franz Engel und erzählt von einem Vortrag über Afrika, den ein Missionar im Dorf gehalten hat, als er etwa zehn Jahre alt war. «Ab da bin ich infiziert gewesen.»

Für die Arbeiterfamilie Engel war es nicht einfach, einem Sohn eine höhere schulische Ausbildung zu ermöglichen. Ein Lehrer von Franz Engel ermutigte die Eltern. Zwei Jahre besuchte er das Kollegium St. Michael. «Ich fühlte mich dort nicht wohl. Die meisten Schüler kamen aus begüterten Familien, und ich passte irgendwie nicht hinein und bin auch schulisch nicht mitgekommen.» Pater Huber, der damals im Thaddäusheim in Düdingen tätig war, ermöglichte Franz Engel den Besuch des Internats Kippel und später des Kollegiums in Schwyz. «Es gab kleine Klassen, wir haben viel gelernt, viel gebetet und viel Sport gemacht. Es hat mir gefallen, obwohl es sehr streng und sehr katholisch war», erzählt er. «Die Hoffnung war natürlich, dass aus mir einmal ein Priester wird, das ist leider nicht gelungen», sagt er mit einem Schmunzeln. Trotzdem ist er Pater Huber heute noch dankbar, dass dieser an ihn geglaubt und ihm eine zweite Chance ermöglicht hat.

Wertvolle Erfahrungen

Nach dem Studium der Medizin und Weiterbildungen in Chirurgie, Innere Medizin und Geburtshilfe (siehe Kasten) hat sich Franz Engel einen Traum erfüllt und ist mit seiner Familie nach Lesotho im südlichen Afrika gereist. Dort hat er in einem Spital gearbeitet, das die Schweizer Missionsärztin Bertha Hardegger aufgebaut hatte. «Zwei Jahre waren geplant, drei sind draus geworden. Mein jüngster Sohn kam dort zur Welt», erzählt er. Die Verantwortung sei gross gewesen, gleichzeitig habe er auch eine grosse Befriedigung gespürt. «So konnte ich etwas zurückgeben von dem Guten, das mir widerfahren ist, und Menschen helfen, denen es weniger gut ging.» Er habe auch Freundschaften fürs Leben geschlossen und konnte viel Erfahrung für seine spätere Tätigkeit sammeln. «Wer mal an so einem Ort gearbeitet hat, erschrickt danach nicht mehr so schnell.»

Befriedigend und belastend

Nach seiner Rückkehr füllte er den Rucksack mit weiteren Ausbildungen. Für ihn war klar, dass seine Zukunft in der Allgemeinmedizin liegt. Eine Anstellung im Spital wäre nicht sein Ding gewesen. Er habe den Menschen immer als Ganzes anschauen wollen. «Als Allgemeinpraktiker darfst du keine Angst vor Nähe haben. Du verfolgst den Weg der Patienten, freust dich, wenn es gut wird, und leidest mit, wenn dem nicht so ist.» Diese Nähe sei befriedigend, könne aber auch belastend sein.

Daran, dass auch ein Arzt manchmal an seine Grenzen stösst, musste er sich erst gewöhnen. «Manchmal ist es zum Verzweifeln. Da kommt ein leidender Mensch zu dir und du kannst ihm nicht helfen.» Wenn er die Ursache der Krankheit nicht auf Anhieb ergründen konnte, dann sei sein Ehrgeiz geweckt gewesen. Er habe die Akten noch einmal studiert, weitergesucht, nachgeschlagen und sich oft mit anderen Ärzten ausgetauscht.

Er sei sehr dankbar für das gute Netz an Kollegen und Fachärzten aus dem Spital Tafers, auf die er sich abstützen konnte. Er habe seine Patienten immer gerne in dieses Spital geschickt, weil er gewusst habe, dass deren Anliegen dort genauso ernst genommen wird wie bei ihm. Daher rührt auch sein Engagement für den Erhalt dieses Spitals. «Wir sind im Sensebezirk sehr verwöhnt; für die Region ist ein kleines, schnell reagierendes Spital unentbehrlich.»

Trotz aller technischen Errungenschaften seien der Medizin immer noch Grenzen gesetzt. Gerade ein Hausarzt habe viele Patienten ohne Heilungschancen. «Man kann diese Menschen betreuen und begleiten, ihnen zuhören und ihnen Mut machen, egal, wie hoffnungslos ihre Lage ist», sagt er. Das Gleiche gilt auch für Patienten, bei denen nicht nur der Körper, sondern auch die Seele erkrankt ist.

Die Zeit für sie hat er sich gerne genommen – selbst wenn das Wartezimmer voll war. Seine Patienten haben seine Art, mit den Menschen umzugehen, geschätzt, vor allem auch seine humorvolle Art, dass er bodenständig geblieben ist und nie ein «Halbgott in Weiss» wurde.

Grosser Druck

In der Familie und in Hobbys habe er versucht, den Ausgleich zu finden, erzählt Franz Engel. Leicht sei es nicht immer gewesen, alles unter einen Hut zu bringen. Gerade in der Anfangszeit sei der Druck hoch gewesen. «Die Einrichtung der Praxis war teuer und der Schuldenberg hoch. Man konzentriert sich auf die Arbeit.» Da verpasse man zu Hause einiges, sagt der Vater von drei Kindern und Grossvater von drei Grosskindern.

Eine zusätzliche Belastung ist der Notfalldienst, den die Sensler Ärzte seit Jahren verrichten. «Im Turnus haben wir eine Woche lang Pikettdienst und rücken nachts und bei Unfällen aus», erzählt er. Egal, wie viel Schlaf er in diesen Nächten bekam, am nächsten Morgen war die Praxis zur gewohnten Zeit wieder offen. «Das ist zwar intensiv, aber es geht gut, solange man jung ist», sagt Franz Engel. Auf Dauer ging es aber nicht gut: Mit 50 hatte er die erste Herzoperation, vor knapp einem Jahr musste er sich zum zweiten Mal operieren lassen. «Man wird müde», sagt er.

Kein Programm

Er verlässt am 27. Februar seine Praxis mit einem Gefühl der Erleichterung und Freude über das, was folgt. «Wenn man mich fragt, was ich dann machen werde, sagte ich: nichts!» Alle Anfragen habe er abgelehnt. «Ich möchte einmal in meinem Leben ohne Programm sein und meinem Freiheitsdrang nachgehen, wann immer ich kann.» Er freue sich darauf, die leeren Seiten in seinem Pensionistenbuch zu füllen. «Ich werde jeden Tag nehmen, wie er kommt, und dankbar sein, dass ich ihn geniessen kann.» Er werde vielleicht eine neue Sprache lernen oder seinen drei Enkeln das Fischen beibringen. Auf das Fischen freut er sich ganz besonders. Schon als kleiner Bub habe er verbotenerweise aus dem Bach neben dem Haus Forellen gefangen, erzählt er. Heute gibt es für ihn nichts Schöneres, als in der Senseschlucht zu wandern und stundenlang zu fischen. «Dafür ist nie genug Zeit geblieben», sagt er.

Ein Wehmutstropfen ist das Abschiednehmen von seinen Patienten, denen er sehr dankbar ist für das grosse Vertrauen. Er könne aber deswegen gut weggehen, weil er wisse, dass er sie in gute Hände übergebe, sagt Franz Engel. Ab dem 1. März übernimmt Manfred Piller seine Praxis und auch die Mitarbeiter. «Ein Superteam, das mir Jahre lang den Rücken gestärkt hat.» Die Praxis bleibt voraussichtlich bis Ende Jahr am heutigen Standort und zieht dann um. Denn bis dann wird der ehemalige Saal im Restaurant Bahnhof in ein Praxiszentrum umgebaut sein.

«Manchmal ist es zum Verzweifeln. Da kommt ein leidender Mensch zu Dir und Du kannst ihm nicht helfen.»

Franz Engel

Allgemeinpraktiker

Werdegang: Ein Rucksack für die Hausarztpraxis

F ranz Engel ist in Düdingen zur Schule gegangen. Er hat nach zwei Jahren Kollegium in Freiburg das Sales-Internat in Kippel im Lötschental und später das Kollegium in Schwyz besucht. Danach studierte er Medizin – die ersten zwei Jahre in Freiburg und dann an der Universität Bern. Es folgten weitere Lern- und Wanderjahre, in denen er sich unter anderem in der Chirurgie, der Inneren Medizin und in der Pädiatrie ausbildete. Zwei Jahre war er in Deutschland in einer Rehabilitationsklinik für Herz- und Lungenkrankheiten.

Leicht sei es für ihn als jungen Arzt damals nicht gewesen, eine Praxis zu eröffnen. Zum Start in die Selbständigkeit verhalf ihm eine glückliche Fügung: Im Notfalldienst am Inselspital behandelte er das Kind einer Frau aus Düdingen und kam so mit dem Besitzer des Wohnhauses in Kontakt, in dem er heute noch residiert.

Ausgleich zum anstrengenden Beruf hat Franz Engel zum Beispiel bei Spielen seiner Lieblingsmannschaft Gottéron gefunden. Als Fan des legendären Gespanns Bykow/Chomutow in den 1990er-Jahren hat er kaum einen Match des Freiburger Eishockeyteams versäumt. So zögerte er auch nicht lange, als er durch Kollegen das Angebot erhielt, Teamarzt zu werden. «Bevor ich zusagte, habe ich mich weitergebildet», erzählt er. Ganz neu gab es damals die Ausbildung zum Sportmediziner, Franz Engel war einer der Ersten in der Schweiz, der den Fähigkeitsausweis erhielt. Die Arbeit hat er über ein Dutzend Jahre gemacht. «Gerne und unentgeltlich», wie er sagt. im

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