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Ein Hoch auf den 9.  April

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Heute ist der 100. Tag im Jahr 2020. Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Insbesondere, da der 9.  April nur in einem Schaltjahr der 100. Tag ist. In allen anderen Jahren, also in genau 75,75 Prozent aller Jahre, wäre der 9.  April der 99.  Tag im Jahr. Eine durchaus auch ästhetische Zahlenkombination. Aber der 9.  April 2020 bietet noch einiges mehr: Es wird für die meisten von uns der letzte 9.  April sein, der auf einen Kardonnerstag fällt. Das geschieht erst wieder im Jahr 2093. Und es wird hoffentlich auch der letzte 9.  April sein, den wir nicht gebührend in der Öffentlichkeit feiern dürfen.

 

Also feiern wir doch einfach im stillen Kämmerchen. Oder via Internet. Das hat durchaus auch Vorteile: Während langweiliger Sitzungen kann ich jetzt ungestört auf Wikipedia surfen und zum Beispiel herausfinden, dass sich die Reihenfolge der Osterdaten nur alle 5,7  Millionen Jahre wiederholt. Sprich nie, denn sollten wir bis dann tatsächlich noch Ostern feiern, so bestimmt nicht mehr nach dem gregorianischen Kalender. Was würde ich wohl noch alles lernen, wenn auch alle langweiligen Familienfeste über das Internet stattfinden würden?

Vielleicht, dass am 9. ­April 1860, also vor genau 58 439 Tagen (eine Primzahl), ein gewisser Édouard-Léon Scott de Martinville in Paris das französische Volkslied «Au clair de la lune» zum Besten gab. Und er tat dies nicht irgendwo, sondern direkt vor seinem Phon­autographen, den er kurz davor erfunden hatte. Der Phonautograph zeichnete die Schallwellen mittels einer Schweineborste auf einen russgeschwärzten Zylinder auf. Rund 150 Jahre später gelang es David Giovannoni in Kalifornien, jene Aufzeichnung dank moderner Computer wieder abzuspielen. Sie ist kein Ohrenschmaus – aber dem armen Édouard-Léon war ja auch nicht bewusst, dass seine Darbietung jemals abgespielt werden könnte.

Ob wohl jemand in 150  Jahren unser virtuelles Osterfest anschauen wird? Ich stelle mir gerade vor, wie meine Nichte mit der Webcam die Eiersuche dokumentiert. Der Enthusiasmus ist ansteckend, aber das Gewackel kaum auszuhalten. Seekrank hole ich mir eine Tasse Schwarztee. Koffein, viel Zucker und ein Tröpfchen Milch – das wird helfen. Doch bäh! UHT-Milch schmeckt auch 2020 nicht besser als zu meiner Kindheit.

Als Hamsterkäufer würde ich mich nicht bezeichnen – wer würde das schon zugeben? Aber die speziellen Umstände haben mich vor drei Wochen tatsächlich dazu veranlasst, das erste Mal in meinem Leben UHT-Milch zu kaufen. Ich erinnere mich gut: Wie gewohnt ging ich um zehn einkaufen und fing an, mich üppig mit Früchten und Gemüse einzudecken. Alle gaben sich ganz abgeklärt, aber Nervosität lag in der Luft. Das war mir zuerst unverständlich: Von dem Grünzeug gab es im gewohnten Überfluss.

Doch dann sah ich das Regal mit der Pasta. Ich meine das lange Regal, in dem normalerweise Pasta zu finden ist. Ausser drei Packungen Vollkornhörnli gähnende Leere. Reis? Bohnen? Fehlanzeige. Mehl? Vielleicht hätte man mit dem Besen noch eine halbe Portion zusammenkriegen können. Und da hat es mich gepackt: eine Viererpackung UHT-Milch. Man weiss ja nie.

Natürlich konnte ich seither jeden Tag Pasta, Reis oder eben Milch einkaufen, wenn ich wollte, und sitze jetzt unnötig auf diesen vier Tetrapacks im Retrodesign. Und das Schlimmste: Die kann man gar nicht so lange halten! Da hilft nur eines: Lasagne al forno backen. Oder das Zeugs in kleinen Portiönchen, mit viel Tee verdünnt, herunterwürgen.

Der digitalen Nichte fehlen immer noch zwei Eier. Es bleibt also genügend Zeit, auf Wikipedia mal über UHT-Milch nachzulesen. Natürlich finde ich da viele Hinweise zur technischen Umsetzung der Ultrahocherhitzung, mit der Keime abgetötet werden. Die Idee, Lebensmittel durch Erhitzen haltbar zu machen, wird Louis Pasteur zugeschrieben. Er hat sie vor genau 56 613 Tagen der Öffentlichkeit vorgestellt: am 9.  April 1865. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

Daniel Wegmann ist Professor für Bioinformatik an der Universität Freiburg und entwickelt statistische Verfahren, um evolutive und ökologische Prozesse aufgrund grosser Datensätze zu beschreiben. Er hat in Bern und in den USA studiert und ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die regelmässig naturwissenschaftliche Themen bearbeitet.

Gastkolumne

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