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Ein Kapitel Jugendsozialhilfe endet

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Ein Kapitel Jugendsozialhilfe endet

Auflösungsversammlung des Gemeindeverbandes «Waisenhaus Burg»

Letzte Woche hat sich der Gemeindeverband für das ehemalige Waisenhaus Burg offiziell aufgelöst. Gleichzeitig ist eine Chronik über das Heim erschienen.

Von PATRICK HIRSCHI

In den letzten Jahren und Jahrzehnten machte der Waisenhausverband vor allem durch Spenden an wohltätige Institutionen sowie an Gemeinden von sich reden. Bereits seit 1965 beherbergte das Haus keine Kinder mehr. Doch erst 2003 beschloss der Verband die Auflösung. 40 Jahre lang suchte man vergeblich nach einer neuen Zweckbestimmung, die den Verbandsstatuten entsprochen hätten (siehe FN vom 19. April 2003).

Übrig bleibt ein Vermögen von rund 2,5 Millionen Franken, das seit zwei Jahren nach und nach an die Verbandsgemeinden zurückbezahlt worden ist. «Nach der Auflösungsversammlung bleiben noch knapp 50 000 Franken, die zu verteilen sind», sagt Hans-Peter Gaberell, der als Präsident die letzte Delegiertenversammlung geleitet hatte. Die Liquidation müsse nun nur noch vom Staatsrat offiziell genehmigt werden.
Als kleines Abschiedspräsent konnte Gaberell der Versammlung eine Chronik über das Waisenhaus Burg vorstellen. Verfasst wurde sie vom Murtner Hans Herren. Damit soll das Waisenhaus und seine über hundertjährige Geschichte vor dem Vergessen bewahrt werden.

Landwirtschaft lohnte sich

Schon die Vorgeschichte des Waisenhauses, bekannt als Schloss Oberburg oder Herrenhaus «Manuel», ist sehr bewegt. Unzählige Male wechselt es den Besitzer, ehe es die damals 22 protestantischen Gemeinden des Seebezirks von Gottfried Herren abkaufen. Für 44 500 Franken übernehmen sie ein Gut mit 32 Jucharten Land.

Die offizielle Eröffnungsfeier des Waisenhauses findet am 4. Juni 1893 statt. Rudolf Stöckli ist der erste Heimleiter. Er waltet auch als Lehrer der Heimkinder. Erster Präsident des Gemeindeverbands (damals: Aufsichtskommission) ist Oskar Engelhard aus Murten.

Nicht nur schulische Ausbildung ist im Waisenhaus Burg von Bedeutung. Als Gut mit eigenem Ökonomieteil und viel Land liegt es auf der Hand, die Kinder auch in der Landwirtschaft einzusetzen. Dadurch sollen sie sich an körperliche Arbeit gewöhnen.

Finanziell dürfte sich dies für das Waisenhaus gelohnt haben. Ein Kommentar zum Rechnungsabschluss aus dem Jahr 1916 verweist darauf, dass dank eigenem Landwirtschaftsbetrieb der Ankauf teurer Lebensmittel vermieden und dadurch Geld gespart werden konnte.

1954 und 1956 schlägt ein Delegierter vor, den Anstaltsnamen «Waisenhaus» durch einen zeitgemässeren Begriff ändern zu lassen. Diese Idee wird abgelehnt mit der Begründung, dass für ein Waisenhaus eher Spenden eingingen.

Ende nach Doppelbrand

Regelmässig finden im Heim 30 bis 40 Kinder Unterschlupf – gelegentlich sind es bis zu 50. Immer wieder im Lauf der Geschichte werden Heimleiter oder Lehrer bezichtigt, zu grob gegen die Zöglinge vorzugehen. Die Aufsichtskommission kommt nach Prüfung der Fälle zumeist zum Schluss, die Anschuldigungen seien «aufgebauscht» oder sogar völlig unwahr.

Im August 1964 brennt die Scheune im Ökonomieteil, im Mai 1965 dann das Wohnhaus. Beide Male haben Heimkinder den Brand gelegt, wie die Ermittlungen ergeben haben.

Zu diesem Zeitpunkt leben noch 16 Kinder im Waisenhaus. Sie wohnen anschliessend in Baracken. Nach diesen Ereignissen werden keine Kinder mehr im Waisenhaus aufgenommen.

Von der Chronik existieren etwa 140 Exemplare. Sie wurden an die Verbandsgemeinden verteilt.

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