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Ein Kind des Kalten Krieges

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Wer in den letzten Tagen am Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle in Freiburg vorbeigekommen ist, dürfte sich gewundert haben über die Konstruktion aus Altpapier und Karton, die derzeit den Haupteingang ziert. Die Installation heisst «La faim du monde» und ist Teil einer neuen Sonderausstellung mit dem Titel «Atomik Bazar». Diese zeigt Werke des Waadtländer Künstlers François Burland sowie von Leuten, mit denen er zusammenarbeitet. «La faim du monde» ist eine Arbeit des Genfer Kollektivs TH3 Growing Project. «Es ist ein Monster, das uns so verschlingt, wie wir die Erde verschlingen», erklärte Kurator Stephan Gasser gestern vor den Medien. Mit seinem konsumkritischen Ansatz verweise das Werk direkt auf Tinguelys «Altar des westlichen Überflusses und des totalitären Merkantilismus», der im Zentrum des Espace stehe.

Mit Jugendlichen im Team

Nicht nur in der Wiederverwertung gebrauchter Materialien und Objekte gibt es eine Verbindung zwischen François Burland und Jean Tinguely. Tinguely habe gewissermassen sein Interesse für die Kunst geweckt, so Burland. «Ich war sechs Jahre alt, als ich 1964 mit meinen Eltern die Expo in Lausanne besuchte und dort Tinguelys Werke entdeckte. Ich weiss noch genau, wie sehr mich diese Maschinen faszinierten – es ist eine meiner frühesten Erinnerungen.» Später habe er auch Tinguelys unerschöpfliche Schaffenskraft bewundert und seine Art, seine künstlerischen Abenteuer mit einem ganzen Team zu teilen.

Auch François Burland arbeitet gerne mit anderen zusammen, nicht nur mit Künstlern und Künstlergruppen, sondern auch mit Jugendlichen in schwierigen Situationen, etwa mit minderjährigen Asylsuchenden. So entstand die Serie «Brot für die Fabriken», die in der Ausstellung zu sehen ist, in Zusammenarbeit mit über vierzig jugendlichen Migranten. Die Druckgrafiken auf alten Papiertüten vereinen sowjetische und chinesische Propa­ganda, zeitgenössische Slogans und Persönlichkeiten der Popkultur und regen so zum Nachdenken an. Die 200 Kilogramm schwere und über vier Meter hohe Skulptur «Fat Boy», die mitten im Espace von der Decke hängt, hat Burland mit Jugendlichen aus einem Westschweizer Integrationsprojekt geschaffen. Das Werk erinnert an die Atombomben Little Boy und Fat Man, mit denen die US-Armee im Zweiten Weltkrieg Hiroshima und Nagasaki bombardierte. Es sei ein Verweis auf den Anfang des Kalten Krieges, der in vielen seiner Werke eine Rolle spiele, so Burland. Dazu passt eine Serie von Videospielen des Schweizer Indie-Game-Kollektivs Sharped Stone rund um den Kalten Krieg, gestaltet in gepflegter Achtzigerjahre-Ästhetik.

Spielzeug und Collagen

Auch in der Serie «Spielzeug» vereint Burland Verweise auf den Kommunismus und die Sowjetunion mit westlichen Konsumgütern. Die Flugzeuge, Schiffe, Autos, Raketen und Panzer bestehen aus Recyclingmaterialien und sind zwischen 1984 und 2018 entstanden. Das Obergeschoss schliesslich wird beherrscht von einer Wand voller bunter Collagen mit dem Titel «Mao and the Jungle Girls» aus dem Jahr 2014. Burlands Lieblingsthemen sind auch hier unübersehbar: Kommunistische Propaganda tritt in Dialog mit kapitalistischer Werbung, Wild-West-Sujets, Superhelden und Raumfahrtmotiven. «Es sind die Bilder, die meine Kindheit prägten», so François Burland.

Doch obwohl seine Arbeit so persönlich ist, hängt der Künstler kaum an seinen Werken: «Wichtig ist der kreative Prozess, nicht das Resultat», sagt er. «Mich interessiert das, was hinter einem Werk steht – und die Begegnungen mit den Menschen, mit denen ich daran gearbeitet habe.»

Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle, Freiburg. Bis zum 17. Februar. Mi. bis So. 11 bis 18 Uhr, Do. 11 bis 20 Uhr.

Zur Person

Sein Atelier steht Jugendlichen offen

François Burland wurde 1958 in Lausanne geboren und zeichnete schon als Jugendlicher viel. Seine künstlerischen Fertigkeiten erlangte er autodidaktisch; Reisen in den Sinai und in die Sahara inspirierten ihn. Seine Werke wurden lange der Art Brut zugewiesen, sind insgesamt aber schwer einzuordnen. Burland lebt im waadtländischen Le Mont-Pèlerin. In seinem kleinen Atelier arbeitet er regelmässig mit Jugendlichen in schwierigen Situationen.

cs

 

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