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Ein kleiner Mann lügt sich gross

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«Ich habe eine Geschichte zu verkaufen. Die Geschichte meines Lebens.» Mit diesen Worten betritt im Juli 1898 Louis de Montesanto das Redaktionsbüro des «Globe Magazine» in London. Eine verwahrloste Gestalt von zwergenhaftem Wuchs, aber die Geschichte, die ist wahrhaftig gross. Sie macht ihn erst zum gefeierten Medienstar und dann zum grössten Lügner aller Zeiten.

Nach einem Schiffbruch vor der Küste Australiens habe er 30 Jahre lang als Häuptling eines Stamms von Aborigines gelebt, behauptet de Montesanto, und berichtet von den unglaublichsten Abenteuern: Einen Hai habe er mit einem Füllfederhalter erledigt, ein Krokodil eigenhändig erwürgt – mit einem Blatt Papier. Und er erklärt, wie man auf Meeresschildkröten reitet: Um sie zu lenken, müsse man mit den Zehen die Augen der Tiere zudrücken.

Die Presse und das Publikum reissen sich um den Mann, dessen Erlebnisse erst als Fortsetzungsgeschichte im «Globe Magazine» erscheinen und dann als Buch. Doch dann fliegt der Schwindel auf: Louis de Montesanto ist gar kein französischer Adeliger italienischer Abstammung, wie er behauptet. In Tat und Wahrheit heisst er Hans Roth und ist unter ärmlichen Verhältnissen in einem trostlosen Schweizer Bergdorf aufgewachsen. Seine Geschichte? Frei erfunden.

Historisches Vorbild

Der Schweizer Journalist Michael Hugentobler erzählt in seinem Debütroman «Louis oder der Ritt auf der Schildkröte» den Aufstieg und den Fall dieses Schweizer Lügenbarons. Sein Roman beruht dabei auf der wahren Geschichte eines Hochstaplers aus dem 19. Jahrhundert. Henri Louis Grin wurde 1847 im Waadtland geboren. Später nannte er sich Louis de Rougemont, kam als Butler nach Paris, London und Australien, versuchte sich glücklos als Doktor und Erfinder, bevor er 1898 mit seiner erfundenen Lebensgeschichte in London für Furore sorgte. 1921 starb er als armer Mann.

Mit feiner Ironie und grosser Fabulierfreude erfindet Hugentobler entlang den historischen Spuren die Lebensgeschichte dieses exzentrischen Abenteurers neu – ohne Anspruch auf Wahrheit. Er verwebt Fakten und Fiktion und macht seinen Louis de Montesanto damit zu einer gelungenen Hommage an den «echten» Louis de Rougemont, dem kleinwüchsigen Hochstapler, der sich sein Leben gross lügte. Hugentoblers Buch ist aber auch eine köstliche Satire über Fake News und die Verführbarkeit des Publikums und der Medien.

Übrigens, wer sich auf das Abenteuer einlassen will, den fantastischen Flunkerer Louis de Rougemont im Original zu entdecken, der kann das tun: Sein Buch «The Adventures of Louis de Rougemont» ist bei verschiedenen Verlagen als Nachdruck erhältlich. Allerdings nur auf Englisch.

Michael Hugentobler: «Louis oder der Ritt auf der Schildkröte», dtv, 2018.

Stephan Moser ist freischaffender Journalist.

Zum Autor

Weltenbummler und Journalist

Michael Hugentobler wurde 1975 in Zürich geboren. Mit elf beschloss er, sein Leben lang um die Welt zu reisen. Er arbeitete dann erst als Pöstler, aber mit 21 Jahren brach er auf und bereiste Asien und Südamerika, Afrika und Ozeanien. 13 Jahre lang war er unterwegs, zwischendurch jobbte er, um sich seine Reisen zu finanzieren. Heute arbeitet der Familienvater als freischaffender Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. «Louis oder der Ritt auf der Schildkröte» ist sein erster Roman.

mos

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