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Ein König – ans Kreuz genagelt

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Wort zum Sonntag

Autor: Hans Ulrich Steymans

Ein König – ans Kreuz genagelt

Am letzten Sonntag im Jahreskreis, dem Christkönigssonntag, liest man im Evangelium, wie Jesus – ans Kreuz genagelt – von dabeistehenden Männern, Soldaten und einem mit ihm hingerichteten Verbrecher verspottet wird (Lk 23,35-43). Der König ist ein Gekreuzigter, ein unschuldiges Opfer menschlicher Gewalt.

Jesus am Kreuz ist ein Zeichen, an dem sich die Geister scheiden. Die einen sehen in ihm ihren Heiland, andere eine Leiche, deren Anblick sie vermeiden möchten. Der gekreuzigte Jesus legt die hässlichen, gewalttätigen Grundlagen der menschlichen Gesellschaft offen.

Diese Sicht auf das Kreuz fusst auf der Hypothese vom «Opfermechanismus» des französischen Literaturwissenschaftlers René Girard. Für ihn sind die Begriffe «Begehren, Nachahmung, Rivalität» wichtig.

Wenn zwei Menschen dasselbe begehren, gibt es bald einen dritten und vierten. Weil die Lernfähigkeit des Menschen darin gründet, andere nachzuahmen, löst das eine Lawine des Begehrens aus. Aus dem Begehren desselben entsteht Rivalität, aus Rivalität Konflikt. Dass es nicht zum Krieg aller gegen alle kommt, verhindert der Opfermechanismus.

Die Gemeinschaft wählt ein Individuum aus, das aufgrund bestimmter Eigenschaften den Appetit der Gewalt auf sich zieht. Das Auslöschen dieses Individuums, des Opfers, befriedigt den Appetit der Gewalt und befriedet die Gemeinschaft. Jesus war das unschuldige Opfer der Rivalität jener, die im römisch besetzten Palästina die Macht begehrten. Vielen Leidenden hat der Blick auf den Gekreuzigten im Laufe der Jahrhunderte Trost gespendet.

Eine Gesellschaft jedoch, die auf Konsum und Konkurrenz Wert legt, kann mit dem Kreuz wenig anfangen, das Begehren und Rivalität als Gewaltmechanismen entlarvt.

Buddhismus und Christentum, die beiden Religionen mit der klarsten Kritik an Gewalt, greifen je einen Begriff aus dem «Opfermechanismus» heraus. Für den Buddhisten ist das Begehren die Ursache allen Leides, für den Christen ist der Gekreuzigte das Opfer. Leider konnten weder der Buddhismus in Japan oder Sri Lanka noch das Christentum in Europa gewalttätige Gesellschaften in gewaltlose verwandeln.

Dennoch führt das radikale Nachahmen der beiden Religionsgründer Gautama Buddha und Jesus Christus zum Auszug aus der gewalttätigen Gesellschaft durch freiwilligen Verzicht. Der wahre Buddhist ist Mönch und Nonne. Die Friedenskirchen der Quäker und Mennoniten oder die Ordensgelübde sind christliche Beispiele für die Bereitschaft, sich selbst zu opfern, und den Verzicht auf das Begehren.

Der Dominikaner Hans Ulrich Steymans ist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg und lebt im Kloster St. Hyazinth.

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