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Ein Konzert als Karfreitagsritual

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Wer hätte das gedacht, damals vor dreissig Jahren, dass aus der Leidensgeschichte Christi in Freiburg einst eine Konzerttradition wird. Und dabei hat alles rein zufällig angefangen: 1986 führte Yves Corboz, Dirigent, Musikwissenschafter und Musiklehrer am Kollegium St. Michael, erstmals in der Karwoche ein Konzert auf. Das war am Gründonnerstag mit Mozarts Requiem. Zehn Tage vor dem Konzert waren alle Plätze ausverkauft. Spontan entschied Corboz, das Requiem am nächsten Tag nochmals aufzuführen. Die Kirche war auch am Karfreitag bis auf den letzten Platz besetzt. So der Anfang der Erfolgsgeschichte. 30 Jahre später ist das Konzept immer noch das gleiche: die vertonte Passion Christi. Immer wieder andere Vertonungen. Nur die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach wurde in all den Jahren zwei Mal aufgeführt.

 

 Yves Corboz, wie erklären Sie den Erfolg der Konzerte? Bleibt das Nachvollziehen der Passion ein Bedürfnis? Ist die Musik Religionsersatz?

Ich bin überzeugt, dass es so ist. Daher ziehen die vertonten Passionen auch jedes Jahr so viele Menschen an. Sie kommen aus allen Regionen der Schweiz. Das Konzert ist für viele eine Art Karfreitagsliturgie. «Ich mache meine Ostern bei Ihnen», sagen mir Zuhörende immer wieder.

 

 Viele Konzerte finden heute in den Kirchen statt. Das hat wohl Symbolcharakter?

Das sehe ich auch so. Menschen werden still. Ziehen sich aus dem Alltag zurück. Wenden sich Geistigem, Nicht-Materiellem zu. Die Kirche ist der ideale Ort hiefür.

 

 Mit der Brockes-Passion haben Sie ein weiteres Mal ein Werk aus der Schatztruhe geholt. Was ist das Besondere?

Die Brockes-Passion lebt von starken Bildern. So heisst es etwa im Untertitel «Der für die Sünde gemarterte und sterbende Jesu». Auch ist die Rede von «Blut, das tropft». Eigentlich ist die Passion eine Theateraufführung, in der die Solisten als Johannes, Tochter, Judas auftreten.

 

 Die Instrumentalisten spielen auf historischen Instrumenten. Wo sind die wesentlichen Unterschiede zum modernen Klangkörper?

Die Streichinstrumente sind mit Darmsaiten versehen, was einen ganz andern Klang ergibt als bei modernen Instrumenten. Das Vibrato wird als Verzierung eingesetzt und ist nicht systematisch, wie das sonst üblich ist. Auch die Barockoboe hat einen ganz anderen Klang als das moderne Instrument. Zudem sind die historischen Instrumente einen halben Ton tiefer gestimmt als die modernen.

Viele fremd klingende Namen tauchen in der Capella concertata auf. Haben Sie keine Musikerinnen und Musiker aus der Region gefunden? 

Es war terminlich tatsächlich schwierig. Jonathan Spicher zum Beispiel, der oft mit dabei war, ist ausser Land. Es gibt hier gar nicht so viele, die das barocke Repertoire kennen.

 

 Alle Auftretenden sind professionell. Das erleichtert die Arbeit?

Das täuscht. Klar kennen sie die Partitur. Aber das Zusammenspiel muss trotzdem geübt werden. Nicht alle haben Ensembleerfahrung. Die Krux ist der Probenplan. Alle zusammenzubringen ist oft ein Kunststück. Auch dieses Jahr musste ich sie aufteilen in drei Gruppen. So sind nur an der Generalprobe alle zusammen.

 

 Da sind Sie wohl vorab Organisator?

(Lacht) Mehr als das–Betreuer und An-alles-Denker. Obwohl ich ein Komitee habe, läuft bei mir alles zusammen. Ich trage die Verantwortung.

 

 Wie wird man eigentlich Dirigent?

Indem man es immer wieder macht. Ich habe wohl Kurse genommen. Doch das reicht nicht. Mit jedem Konzert lerne ich dazu. Jede Aufführung ist anders, und das ist das Faszinierende. Ein Konzert vorzubereiten und bei der Aufführung nicht mehr vorne dran stehen zu müssen, das wäre mein Traum.

Brockes-Passion : Meisterwerk von G. H. Stölzel

I m Jahr 1987 hat Yves Corboz die Capella concertata gegründet, ein professionelles Ensemble aus Sängern und Instrumentalisten. Dieses Jahr führt sie die Brockes-Passion von Gottfried Heinrich Stölzel (1690 – 1749) auf. Die Besetzung der Sänger und Instrumentalisten, die auf historischen Instrumenten spielen (elf professionelle Sängerinnen und Sänger und 15 Instrumentalisten) entspricht genau derjenigen der Uraufführung in der Kapelle von Schloss Friedenstein zu Gotha um 1725.

Durch Zufall erhalten

Die Brockes-Passion ist ein Werk, das lange Zeit vergessen war. Die Passion ist eines der wenigen Stücke, die aus dem immensen Werk des Meisters übrig geblieben sind. Der grösste Teil von Stölzels Kompositionen ging verloren. 1735 schickte der Komponist eine Abschrift der Brockes-Passion nach Sondershausen, wo sie mehrfach aufgeführt wurde und durch Zufall erhalten blieb. Allerdings gelangte sie erst 1997 wieder zur Aufführung. Zur Zeit der Entstehung dieser Passion war Stölzel Kapellmeister am Hof von Gotha in Thüringen. Das Libretto, eine poetische Version der Leidensgeschichte Christi, stammt aus der Feder des Hamburger Poeten Barthold Heinrich Brockes. Das Libretto wurde unter anderem auch von Händel und Telemann vertont. il

Kollegiumskirche St. Michael, Freiburg. Passion in deutscher Sprache. Donnerstag, 2. April, 19.30 Uhr; Karfreitag, 3. April, 10.30 Uhr. Vorverkauf bei Freiburg Tourismus: 026 350 11 00. Infos: www.concerts-semainesainte.org.

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