Das zehn Meter hohe Gebäude an der Autobahn A 12 auf der Höhe der Düdinger Möser sticht beim Vorbeifahren ins Auge. «Wir bauen hier eine Holzschnitzellagerhalle», erklärt Roger Zamofing. Der 37-jährige Landwirt aus Schmitten führt zusammen mit seinem Vater Charles einen Landwirtschaftsbetrieb und die Holzenergie Zamofing GmbH.
Vor vier Jahren hielten die beiden erstmals Ausschau nach einem geeigneten Platz, um ihre Holzschnitzel lagern zu können. «Ausschlaggebend war der Auftrag der Gemeinde Düdingen und von Groupe E, die Holzschnitzel für deren Fernwärmenetz zu liefern», erklärt Roger Zamofing. Da 90 Prozent des Rohmaterials direkt in den Wäldern gehackt und sofort geliefert werden, sei es eigentlich nicht ihr Ziel, die Schnitzel lange aufzubewahren. Sind die Winter jedoch streng und fällt viel Schnee, sei es zuweilen unmöglich, in die Wälder zu gelangen und Holz zu hacken. «Deshalb brauchen wir etwas Puffer, damit die Versorgung der Fernwärmezentrale mit Holzschnitzeln gewährleistet ist.» Lieferengpässe könnten sie sich keine leisten, sagt Roger Zamofing.
Kompensation verlangt
«Alle reden davon, alternative Energien fördern zu wollen», sagt Roger Zamofing. Es sei aber alles andere als einfach gewesen, einen Bauplatz für die Halle zu finden. Nachdem sie bereits drei andere Standorte geprüft und wieder verworfen hatten, planten Roger und Charles Zamofing den Bau beim Chiemiwald zwischen dem Kieswerk und den Düdinger Mösern. Da sich dieses Gebiet ausserhalb der Bauzone im Landschaftsschutzperimeter befindet, war eine enge Zusammenarbeit mit der Möserkommission, dem Amt für Wald, Wild und Fischerei sowie der Gemeinde Düdingen nötig.
Alle Gremien stimmten dem Bauvorhaben zu; jedoch mit Bedingungen. So verlangte die Möserkommission, dass das Gebäude direkt an die Autobahn gebaut wird und nicht mitten im Wald. Zudem forderte sie eine Kompensation für die 4300 Quadratmeter Wald, die gerodet werden mussten. Dies in Form einer sogenannten Altholzinsel. Diese 1,3 Hektaren grosse Fläche hat die Gemeinde Düdingen in einem Wald in der Nähe nun bereits ausgeschieden. Wie Möserkommissionspräsident Jacques Studer auf Anfrage erklärt, muss diese Altholzinsel in den nächsten 50 Jahren unberührt bleiben.
Wie ein Schiessstand
Weil die Baute der regionalen Bewirtschaftung des Waldes diene und es sich somit um eine waldwirtschaftliche Nutzung handle, dürfe das Gebäude im Landschaftsschutzperimeter erstellt werden, erklärt David Köstinger, Bauamtleiter der Gemeinde Düdingen. «Es macht Sinn, dass die Lagerhalle unweit des Standortes gebaut wird, wo das Holz gehackt wird.» Es handle sich dabei um eine sogenannte negative Standortgebundenheit: Auch ein Schiessstand oder etwa eine Tierkadaversammelstelle müssten ausserhalb der Bauzone erstellt werden–beides mache aber durchaus Sinn, sagt David Köstinger.
Ruhig schlafen
Revierförster Mario Inglin geht nicht davon aus, dass die Baute negative Folgen auf die Umwelt haben wird. «Sie steht ja direkt an der Autobahn.» Im Gegenteil: Inglin findet ein solches Zwischenlager «eine sehr positive Sache». Denn im Frühjahr werde Holz oft einfach lose auf den Weiden gelagert, weil im Wald kein Platz dafür vorhanden sei. Dies könne damit verhindert werden, so Inglin.
Nachdem im Mai 2016 der Baustart erfolgt ist, hoffen Roger und Charles Zamofing, Mitte September das Bauprojekt abschliessen zu können. «Es war ein langer Weg bis zur Realisierung», sagt Roger Zamofing. Lohnen sollte sich die Investition (siehe Kasten) trotzdem. So können die beiden im kommenden Winter auch dann ruhig schlafen, wenn reichlich Schnee fällt und die Wälder im Sensebezirk kaum mehr zugänglich sind.
«Wir brauchen etwas Puffer, damit die Versorgung der Fernwärmezentrale gewährleistet ist.»
Roger Zamofing
Geschäftsleiter und Landwirt
Zahlen und Fakten
Aus Holz wird Energie erzeugt
Drei Viertel der Holzschnitzel der 580 Quadratmeter grossen Lagerhalle der Holzenergie Zamofing GmbH sind für die Energieerzeugung des Düdinger Fernwärmenetzes reserviert. Sind einst alle vorgesehenen Quartiere inklusive Brieglipark ans Netz angeschlossen, verbraucht dieses gemäss Roger Zamofing rund 20000 Kubikmeter Holzschnitzel pro Jahr. Die Lagerhalle fasst 3500 Kubikmeter Holzschnitzel. Roger und Charles Zamofing investieren 450000 Franken in den Bau. Die Heizzentrale des Fernwärmenetzes steht an der Industriestrasse. Das Herzstück der Zentrale besteht aus zwei Öfen, in denen aus Holzschnitzeln jährlich 20000 Megawattstunden thermische Energie erzeugt wird. Damit kann der Bedarf von 1000 Einfamilienhäusern gedeckt werden. Mit einer Füllung kann das Schnitzelsilo zwei Wochen lang betrieben werden.ak