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Ein Leben im Dienst der Medizin

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Querschnitte von Körperteilen, eingelegte Extremitäten, halbierte Schädel oder auch Skelette präsentieren sich in der Sammlung der Abteilung Anatomie der Universität Freiburg – säuberlich seziert und konserviert. Sie zeugen vom handwerklichen Geschick von Franz Jungo. Die Anfertigung und Pflege der Sammlungsstücke sind Teil seiner Arbeit als Präparator, die er in den letzten vier Jahrzehnten ausgeübt hat.

Bei der Arbeit gelernt

Um als Präparator zu arbeiten, ist ein ruhiges Händchen wichtig. «Und viel Geduld», sagt Franz Jungo. «Will ich beispielsweise einen Nerv in einer Fettschicht sauber sezieren, kann das Stunden in Anspruch nehmen», erklärt der gelernte Maschinenmechaniker und Präzisionsmechaniker. Seine Erstausbildung kam ihm sehr gelegen – schliesslich gibt es für den Beruf des Anatomiepräparators in der Schweiz keine Ausbildungsstätte, wohl aber ein eidgenössisches Diplom. Franz Jungo ist eine von fünf Personen in der Schweiz, die über dieses Diplom verfügen. Die dafür nötigen Kenntnisse musste er sich «on the job» aneignen. Mittlerweile ist er seit 40 Jahren an der Uni und bildete seinen Nachfolger aus. Die Nachfrage nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Anatomiepräparatoren sei nicht gross, sagt er. «Niemand hat gerne Umgang mit Leichen.»

Respekt im Saal

Für Franz Jungo aber ist der Umgang mit den Körpern längst selbstverständlich geworden und noch immer faszinierend. «Jede Leiche ist anders, und meine Arbeit ist sehr vielfältig», sagt er im Gespräch mit den FN. Zu den Hauptaufgaben des Präparators gehört das Vorbereiten der Sezierkurse für die Studierenden der Medizin. Auf jeden der zehn Seziertische im Präparationsaal gehört eine Leiche oder ein bestimmter Körperteil. «Alles ist blitzblank, es riecht nach Chemie», erzählt er.

Die Studierenden können im Unterricht aber nicht alles selber machen, dafür würde die Zeit nicht reichen. «Arbeiten wir beispielsweise mit halben Schädeln, übernehme ich die Vorarbeit», führt er aus.

Arbeit am Körper bleibt

Die Frage drängt sich auf: Wie gehen die Studierenden anfänglich mit der ungewohnten Konfrontation mit Leichen um? «Von Ausnahmen abgesehen, gewöhnen sie sich sehr schnell ans Sezieren», sagt er. Die Arbeit verlange grosse Konzentration: Im Saal sind bisweilen 120 Studierende, die mucksmäuschenstill an zehn Körpern arbeiten – total wird circa 1000 Stunden an einer Leiche präpariert.

Der technische Fortschritt hat auch im Seziersaal Einzug gehalten; an den Wänden hängen Computerbildschirme zur besseren Veranschaulichung. Die Arbeit am Körper aber, ist Jungo überzeugt, werde davon nicht verdrängt werden, kein Bild könne die handwerkliche Fertigkeit ersetzen. Das Handwerk wird denn auch grossgeschrieben in der Anatomie der Uni Freiburg, und nicht ohne Stolz betont Jungo, dass Studierende der Alma Mater im Sezieren schweizweit jeweils sehr gut abschneiden. Ausgebildet werden auch Osteopathie- und Sportstudenten.

Drei Schichten

Laut Franz Jungo wird unterschiedlich seziert, grob gesagt in drei Schichten. «Es gibt eine oberflächliche Schicht, eine mittlere Schicht, bei der man die Organe sieht, und eine tiefe Schicht, bei der dann etwa am Herz, an den Nieren oder an der Lunge gearbeitet wird», klärt er auf. Die Leichen, mit denen es die Studenten zu tun bekommen, werden konserviert und während zweier Jahre gelagert. «Sie sind dann starr, also unbeweglich, und ohne jegliche Flüssigkeit», hält er fest.

Manche Leichen werden aber anders präpariert, damit sie beweglich bleiben. «Sie sind vor allem für Ärzte interessant, zum Beispiel für Chirurgen, damit sie sehen, wie sie operieren müssen», führt er aus. «Ein Chirurg, der ein künstliches Hüftgelenk einbauen muss, sieht so, wie er dabei vorgehen muss», ergänzt er. So versorgt das Institut viele Ärzte mit präparierten beweglichen Körperteilen. «So können Ärzte etwa besser erkennen, wo sie die Spritze anlegen müssen. Es hat auch Ärzte gegeben, die vor einer schwierigen Operation zuerst an einer Leiche üben wollten», erinnert er sich.

Jungo präparierte auch Körperteile mit der Plastinationsmethode, also mit flüssigem Plexiglas. «Diese Technik bietet den Vorteil, dass die Teile von den Studenten in die Hand genommen und so studiert werden können», erklärt er.

Erfahrung ist alles

Franz Jungo blickt mit grosser Genugtuung auf sein Berufsleben zurück, zumal er im Dienst der Medizin tätig war. «Der Beruf des Anatomiepräparators ist nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch sehr spannend und faszinierend», hält er fest. «Es gab immer wieder Neues zu entdecken. Im Büchlein stand es so, aber in der Praxis konnte ich dann feststellen, dass es anders war», sagt er mit einem Lachen und weist auf die Erfahrung hin, die einen guten Präparator ausmache. «Ich hatte neun Jahre Erfahrung, bevor ich nach Zusatzausbildungen das eidgenössische Diplom erlangen konnte. 150 Leichen muss man vorher seziert haben», betont er und ist froh, dass sein Nachfolger ebenfalls im Besitz eines solchen Diploms ist und nun eine weitere Person in dieses komplizierte Metier einweihen kann.

Anatomie-Institut der Uni Freiburg

365 Tage im Jahr auf Pikett

«Wer uns seinen Körper nach dem Tod zur Verfügung stellen will, muss ein Formular ausfüllen und es eigenhändig und in gutem geistigem Zustand unterschreiben. Sie oder er muss dabei auch eventuelle Vorerkrankungen angeben», sagt Franz Jungo. Elf Körper braucht er jährlich allein für den Unterricht. Ist der Nachschub nie ein Problem? Ganz und gar nicht, sagt er, es gebe genug Leute, die ihren Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen wollten. Nach dem Ableben eines sogenannten Körperspenders wird der Präparator sofort benachrichtigt; die Leiche muss innert 24 Stunden konserviert werden, sonst tritt die Leichenstarre ein.

Im Anschluss daran kommt der Körper in den Aufbewahrungsraum, wo er mit Nummernplaketten versehen und gelagert wird. Nach dem Sezieren werden die Leichen einzeln kremiert; auf Wunsch der Familie kann die Asche des Verstorbenen den Angehörigen zurückgegeben werden. Auch für Franz Jungo ist das Recht der Spender auf die letzte Ruhe eine Selbstverständlichkeit. So nimmt er mit den Studierenden der Medizin und den Professoren der Anatomie alljährlich an der ökumenischen Feier zum Gedenken an die Körperspender sowie an der Urnenbeisetzung am Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof St. Leonhard teil. «Ich bin mir auch heute noch täglich bewusst, dass ich mit einem Menschenkörper arbeite», sagt er.

az

 

Kommentar (1)

  • 09.09.2022-Latrodectus

    Kleine Anmerkungen: es gibt weit mehr Personen mit einem Diplom “Human Präparator*in” in der Schweiz. Weiter ist weniger die Leichenstarre ein Problem (diese kann “gebrochen” werden) sondern mehr die beginnende Verwesung eines Körpers.
    P.S.: Franz war ein toller Präparator!

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