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«Ein Lehrer hat nicht jede Klasse im Griff»

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Autor: Nicole Jegerlehner

Die Situation wird unhaltbar: Ein Junge stört den Unterricht immer wieder, drangsaliert andere Kinder und beansprucht enorm viel Zeit des Lehrers. Ein normaler Unterricht ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich. Hier hilft die im Frühling auf die Beine gestellte «mobile Einheit» des Kantons Freiburg: Sie interveniert in Krisensituationen in Schulen. «Wenn Konflikte intern – also mit der Lehrerin, mit Lehrerkollegen, mit dem Schulsozialarbeiter, mit der Schulleitung – nicht mehr lösbar sind, kommen wir zum Einsatz», sagt René Jutzet.

«Die mobile Einheit bietet einen guten Mix aus Sozialpädagogen, Psychologinnen und Sozialarbeitern», sagt Jutzet, der selber Sozialarbeiter ist und als Berufslehrer tätig war. Wie er, verfügt die Hälfte des Teams über Erfahrung im Lehrberuf. Seit März wird die mobile Einheit des Kantons Freiburg aufgebaut, seit September ist das Team nun vollständig.

Die Schule entlasten

«Wir von der mobilen Einheit haben keinen Zauberstab, mit dem wir die Probleme im Handumdrehen lösen können», sagt Jutzet. «Wir entlasten jedoch die Schule und die Lehrkraft.» Das kann Willy Marti, Direktor der Orientierungsschule Region Murten, bestätigen: «Die mobile Einheit hat uns entlastet, so dass wir den Schulbetrieb aufrechterhalten konnten, statt uns nur um die Krisensituation zu kümmern.»

Wie die Eltern informieren?

Die mobile Einheit war bereits zwei Mal an der Orientierungsschule Region Murten: Einmal, weil es zwischen einem Schüler und einem Lehrer zu Konflikten kam, und einmal wegen eines verhaltensauffälligen Schülers.

Beim Einsatz wegen des Konflikts holte Schuldirektor Marti den Klassenlehrer, den Fachlehrer und den Schulsozialarbeiter zur dreistündigen Sitzung mit dem Psychologen der mobilen Einheit. «Wir haben diskutiert, nach Lösungsmöglichkeiten gesucht und diese erörtert», sagt Marti. Beschlossen wurden Sofortmassnahmen sowie mittel- und langfristige Massnahmen. «Zudem hat uns die mobile Einheit beraten, wie wir die Eltern am besten informieren», sagt Marti: Darum sei er sehr froh gewesen, denn dies sei heikel. «Wegen des Persönlichkeitsschutzes können wir nicht alles mitteilen – gleichzeitig besteht ein Informationsbedürfnis.» Gerade in Konfliktsituationen brodle die Gerüchteküche schnell über.

Sicherheit vermitteln

Die langfristigen Massnahmen laufen noch immer, auch wenn die mobile Einheit nur ein einziges Mal vor Ort war. So erarbeitet nun der Schulsozialarbeiter zusammen mit dem Klassenlehrer in der Lebenskunde Verhaltensmuster mit der Klasse. «Wir haben hier an der Schule auch Fachleute», sagt Marti. «Doch der Austausch mit Leuten, die täglich mit Notsituationen zu tun haben, ist hilfreich und vermittelt eine gewisse Sicherheit.»

Im Fall des verhaltensauffälligen Schülers hat die mobile Einheit Willy Marti «einen grossen Teil der Arbeit abgenommen», wie dieser sagt. René Jutzet habe die Schule an allen anberaumten Sitzungen vertreten, ein Netz zu Fachleuten und Amtsstellen aufgebaut und sich um alles gekümmert. Der Junge geht heute nicht mehr in Murten zur Schule.

«Manchmal wäre es besser, würden Lehrpersonen früher reagieren», sagt Marti. Er beobachte oft, dass die Schule so viel wie möglich selber machen wolle. «Aber manchmal braucht es einfach Hilfe von aussen: Die Schule kann nicht alles selber regeln.»

«Nicht jede Klasse im Griff»

Dem stimmt René Jutzet zu: «Situationen, in denen wir intervenieren, entwickeln sich nicht von heute auf morgen», sagt er. «Teilweise ist die Auffälligkeit eines Kindes bereits seit dem Kindergarten da – aber alle Lehrerinnen und Lehrer sind guten Willens und wollen dem Kind eine Chance geben.» So könne es sein, dass Schulen immer weiter nach Lösungen suchten, obwohl schon längst die Hilfe einer externen Fachperson nötig wäre. «Schulen sollten Probleme lieber zu früh melden als zu spät – wenn es fast keine andere Möglichkeit mehr gibt, als das Kind aus der Schule zu nehmen», sagt Jutzet. Und er betont: «Als Lehrerin oder als Lehrer hat man nicht immer jede Klasse im Griff.»

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