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Ein Macher geht neue Wege

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Als Pierre Aufranc vor knapp 20 Jahren das Angebot erhielt, die Leitung des Pflegeheims in Jeuss zu übernehmen, war für ihn klar: «Nicht ohne meine Tiere.» Fünf Wallabys, zwei Geissen und ein Säuli erhielten ein neues Zuhause im Galmguet in Jeuss. Sie kamen von den Strafanstalten Bellechasse, wo Pierre Aufranc eine Kaderstelle innehatte. Seine Vierbeiner gaben den Startschuss für den heute weitherum bekannten und beliebten Tierpark. Es war nur eines von vielen Projekten, die der 58-Jährige Macher an die Hand nahm und durchsetzte.

«Als ich vor knapp 20 Jahren hierherkam, war der Zustand des Pflegeheims desolat. Jeuss galt als Greisenasyl für die Armen.» Es seien damals eine Toilette und eine Dusche für 20 Leute auf dem Stockwerk zur Verfügung gestanden. Nach drei Monaten im neuen Job sei er so weit gewesen, wieder zu gehen: «Ich war erledigt.» Er musste sich entscheiden, und er entschied sich für Jeuss: «Ich gründete ein neues Team und war Tag und Nacht für das Pflegeheim unterwegs.» Es sei darum gegangen, besser zu werden, «damit die Menschen zu uns ins Pflegeheim kommen wollen». Pierre Aufranc kämpfte mit Herzblut für das idyllisch beim Galmwald gelegene Pflegeheim: «Ich habe mich für Jeuss gewehrt.»

Raum und Freiheit

Pierre Aufranc verfolgte eine klare Philosophie und blieb ihr in all den Jahren treu: Die Betagten sollten mehr Raum und Freiheiten erhalten und soziale Kontakte pflegen können. «Auch Betagte haben Emotionen, und der Tag hat 24 Stunden.» Einmal habe ihn jemand gefragt, was er denn dort oben wolle, das sei doch am Ende der Welt. «Also holten wir die Welt zu den Bewohnern», so die Lösung des Pflegeheimleiters. «Mit dem Tierpark ist uns das geglückt, Familien besuchen uns, die Generationen vermischen sich.» Mit der Integration der Tiere in die Pflege hätten sie Pionierarbeit geleistet, «aber eigentlich haben wir es einfach gemacht». Für die älteren Menschen sei es enorm wichtig, dass sie anfassen, riechen, schauen und sich freuen dürften: «Die Tiere geben viel.»

«Der Betagte ist nicht per se ein lieber Mensch, er hat seine Persönlichkeit mit Ticks wie jeder andere. Das vergessen wir oft», sagt Pierre Aufranc. Eine gute Pflege und ein Zimmer mit Aussicht reichten deshalb nicht aus: «Einmal im Monat gibt es bei uns auch Konzerte – im Moment halt draussen.» Die sozialen Kontakte und Erlebnisse seien immens wichtig.

Zu Beginn gehörte auch ein Landwirtschaftsbetrieb zum Pflegeheim. Doch das sei zu viel gewesen. «Es war für mich eine Niederlage, dass ich die Landwirtschaft abgeben musste», gibt Pierre Aufranc unumwunden zu. Die Stallungen für Milchkühe und Pferde sind seit 2005 verpachtet. Eine grosse Überraschung sei deshalb eine halbe Million Franken Spendengeld gewesen, «damit konnten wir den grossen Wintergarten bauen».

Sie kommen zurück

Es war das erste Bauprojekt, das Pierre Aufranc in die Wege leitete, und es folgten weitere: «Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist die Infrastruktur, die Architektur ihres Zuhauses, entscheidend für das Wohlbefinden.» Es brauche Licht und Raum, und besonders wichtig sei, «dass sie Zugang zum Garten haben und sich frei bewegen dürfen». Denn eine demente Person, die vor verschlossenen Türen stehe, werde aggressiv: «Sie muss gehen können.»

Das Konzept habe sich bewährt: «Wir haben ein Alarmsystem installiert, aber die Betagten kommen sowieso zurück, sie machen einen grossen Bogen.» Es sei deshalb besser, Pflegeheime in ländlichen Gebieten zu stationieren, wo dies ohne grosse Strassen und andere Gefahren möglich ist. «Bei uns ist alles offen und weitläufig.» 20 000 Quadratmeter umfasse das Areal, «und sie kommen von selber zurück».

Dass Freiheit für Betagte gut ist, würden viele Leute leider nicht begreifen. «Aber natürlich müssen wir sie kanalisieren.» Die Zäune des Tierparks würden dabei helfen, das Areal zu strukturieren und einzugrenzen: «Die Gehege der Tiere geben den Bewohnern Sicherheit.» Und man könne sich fragen, «ob die Tiere denken, die Leute sind eingesperrt oder umgekehrt», sagt Pierre Aufranc schmunzelnd.

Dass der Hirsch seit der kürzlichen Fertigstellung des Neubaus bis vor die Zimmerfenster der Bewohnerinnen und Bewohner kommen kann, «ist ein absolutes Highlight, das gibt Hühnerhaut», freut sich der Tierfreund.

Die Planung für den Um- und Anbau des Pflegeheims beschäftigte Pierre Aufranc immer wieder. Mit der Unterstützung aus der Politik konnten erste Arbeiten 2009 starten. Im Zuge dieses Umbaus entstand eine Tagesstätte für ein Dutzend betagte Menschen: «Das war ein guter Entscheid», ist Pierre Aufranc überzeugt. «Wir haben die Gebäude miteinander verbunden und die Räume vergrössert.» Mit der Tagesstätte könnten sie nun auch Menschen, die noch zu Hause lebten, helfen. Der grosse Um- und Neubau begann 2015 und ist nun abgeschlossen. «Wir konnten das Budget von 9,5 Millionen Franken einhalten», zeigt sich Pierre Aufranc stolz. Das Heim bietet nun 48 Zimmer, davon 44 Einzelzimmer, und alle haben eine eigene Nasszelle.

Damit beginne ein neues Kapitel für das Pflegeheim. Für Pierre Aufranc ist es der Moment, das Zepter zu weiterzugeben: «Ich bin stolz auf das, was war, und freue mich auf das, was kommt. Ich konnte etwas bewegen, und es ist gut, dass mit dem neuen Leiter Dominic Zuber frischer Wind einzieht. Er ist ein guter Mann», sagt Pierre Aufranc und betont: «Jeuss wird immer in meinem Herzen bleiben, es war eine fantastische Zeit.»

Er werde nun aber etwas Neues starten und die Leitung der Stiftung des Seebezirks für erwachsene Behinderte (SSEB) in Muntelier übernehmen. «Es ist mein Kerngeschäft, mit Leuten umzugehen. Ob es Gefängnisinsassen, Betagte oder Menschen mit Beeinträchtigungen sind, spielt keine grosse Rolle. Ich freue mich.»

Doch mit dem Wechsel verlässt Pierre Aufranc auch den Tierpark: «Nach 30 Jahren kein Wallaby mehr zu haben, das wird schon schwierig werden für mich.» Er habe dieses Jahr nur drei Wochenenden frei gehabt und viel im Tierpark ausgeholfen. «Das Pflegeheim Jeuss ist mein zweites Zuhause, ich habe dafür gelebt.»

«Der Betagte ist nicht per se ein lieber Mensch, er hat seine Persönlichkeit mit Ticks wie jeder andere. Das vergessen wir oft.»

Pierre Aufranc

Leiter Pflegeheim Jeuss noch bis Ende Jahr

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