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«Ein Maulkorb für die Lehrer»

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«Es kocht»: So beschreibt Jacqueline Häfliger die Stimmung unter den Deutschfreiburger Lehrerinnen und Lehrern. Der Grund für die Wut in der Lehrerschaft: «Die Erziehungsdirektion hat den Lehrern einen Maulkorb umgehängt, und zwar nur den Deutschfreiburgern», sagt die Präsidentin des Verbands der Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburgs.

Ende November haben die Direktoren der Orientierungsschulen Düdingen, Plaffeien und Gurmels in den Freiburger Nachrichten ihre Befürchtungen rund um das neue Schulgesetz dargelegt (siehe Kasten). Laut Jacqueline Häfliger haben sie daraufhin ein Schreiben des kantonalen Erziehungsdirektors Jean-Pierre Siggen (CVP) erhalten, in dem sie gemahnt wurden. Ein weiterer Brief–der den FN vorliegt–ging via die Schulleitungen an alle Deutschfreiburger Lehrerinnen und Lehrer: Darin erinnert die Erziehungsdirektion daran, dass «Aussagen und Stellungnahmen in Medien vorgängig die Erlaubnis der Erziehungsdirektion bedingen». Weiter heisst es: «Lehrpersonen und insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kaderpositionen haben die Pflicht, sich gegenüber der Erziehungsdirektion in der Öffentlichkeit loyal zu verhalten. Pflichtverletzungen haben weitergehende Konsequenzen zur Folge.»

Reden statt verordnen

Die Lehrerin und SP-Grossrätin Andrea Burgener zeigt sich erstaunt über den Brief: «Solange die Diskussionen laufen und das Ausführungsreglement nicht fertig ist, darf man doch seinen Kommentar dazu abgeben.» Der Brief verschärfe das bereits angespannte Verhältnis zwischen Erziehungsdirektion und Lehrerschaft weiter, sagt die Stadtfreiburgerin. «Wenn die Erziehungsdirektion nicht will, dass die OS-Direktoren ihre Meinung in der Zeitung kundtun, sollte sie vielleicht direkt mit ihnen sprechen.»

 SVP-Grossrätin Käthy Thalmann–auch sie ist Lehrerin–findet den Brief der Erziehungsdirektion «nicht gravierend»: Er erinnere an die Grundlagen der Kommunikation. Doch sei es immer besser, zu reden statt zu verordnen, sagt die Murtnerin. Grossrat André Schneuwly (Freie Wähler, Düdingen) sieht den Grund für den Zwist darin, dass die Aufteilung der Medienarbeit zwischen Erziehungsdirektion und Schulen nicht genügend klar sei.

CSP-Grossrätin Bernadette Mäder-Brülhart ist als Schmittner Gemeinderätin zuständig für die Schule. Die OS-Direktoren seien vom OS-Verband beauftragt gewesen, die Interessen der Deutschfreiburger Schulen zu vertreten. Doch sei es nie ihre Absicht gewesen, Siggen anzugreifen. «Es wäre ein guter Schritt, wenn der Erziehungsdirektor im Zusammenhang mit dem Ausführungsreglement ein Zeichen der Entwarnung aussenden würde.» Nun gehe es darum, die Wogen zu glätten.

 Das scheint nötig zu sein. Denn auch Erziehungsdirektor Siggen ist aufgebracht. «Ich habe den Lehrerinnen und Lehrern keinen Maulkorb verpasst.» Er habe sie nur daran erinnert, wie man sich in den Medien äussere. «Die OS-Direktoren haben mich in den FN direkt angegriffen.» Das könne er nicht akzeptieren.

 Die Suche nach Lösungen

Siggen stört sich vor allem an dem Vorwurf, er sei unsensibel gegenüber den Anliegen der Deutschfreiburger. «Im Grossen Rat habe ich die Anliegen der Deutschfreiburger verteidigt und erreicht, dass die kulturellen Unterschiede in den Schulen erhalten bleiben.» In der Vernehmlassung hätten die Schulen ihre Einwände gegen das Ausführungsreglement vorgebracht. «Ich habe die Einwände gelesen und die Leute angehört, nun müssen wir aber arbeiten können.» Er suche nach Lösungen, damit sich die deutsch- und die französischsprachigen Schulen annähern könnten, ohne dass dabei Errungenschaften zerstört würden. «Aber dazu brauchen wir nun Zeit.»

Schulgesetz: Die Befürchtungen der Deutschfreiburger Schulen

D ie Deutschfreiburger OS-Direktoren befürchten, dass mit dem Ausführungsreglement zum neuen Schulgesetz Errungenschaften ihrer Schulkultur verschwinden (siehe auch FN vom 27. November). So wehren sie sich dagegen, dass die Werkklassen aufgegeben werden und schwächere Jugendliche ohne diese Klassen nicht mehr besonders gefördert werden können.

Auch die Vergleichsprüfung macht den OS-Direktoren Sorgen: Neu soll die Prüfung im Rahmen eines Referenztests gegen Ende des Schuljahres statt im März stattfinden. Die Deutschfreiburger befürchten, dies könnte die Schulen vor organisatorische Probleme stellen. Denn erst wenn klar ist, wie viele Schüler welchem Klassentypus zugeteilt sind, können Lehrpersonen gesucht werden.

Ob ein Schüler die Promotion schafft, entscheidet sich heute am Ende eines jeden Semesters. Neu soll die Promotion nur noch Ende Schuljahr möglich sein, zudem sollen alle Fächer und nicht nur die Promotionsfächer zählen. Die OS-Direktoren kritisieren, damit sinke die Aussagekraft für künftige Schulerfolge.

In den ersten zwei Jahren an der OS können Jugendliche in Deutschfreiburg heute am Ende eines Semesters den Klassentypus wechseln . Gemäss neuem Schulgesetz soll der Wechsel – ob in eine höhere oder eine tiefere Stufe – nur noch am Ende eines Schuljahres möglich sein, wie dies im französischen Kantonsteil üblich ist. Laut den Deutschfreiburgern gewährt das heutige System die Durchlässigkeit. Es sei besser, schulische Entwicklungen möglichst rasch zu berücksichtigen. njb

 

Zum Kommentar von Nicole Jegerlehner

 

 

 

 

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