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Ein Mythos ist entlarvt

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Im Jahr 1988: «Die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Freiburg: Eine Erfolgsgeschichte»; 1995: «Die neue Stagnation»; 1997: «Zurück zum Start»; 2000: «Licht am Ende des Tunnels»; 2004: «Besserung auf tiefem Niveau»; 2013: «Nach 25 Jahren immer noch ein Fragezeichen».

Seit 25 Jahren publiziert der emeritierte Freiburger Volkswirtschaftsprofessor Henner Kleinewefers über die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Freiburg. Die Titel seiner Publikationen geben einen Querschnitt, wie sich Aufschwung und Abschwung, Hoffnung und Ernüchterung immer wieder abwechselten.

Jetzt hat der in Greng wohnhafte Kleinewefers eine neue Studie herausgebracht. In seinen Worten beschliesst die Studie «eine Serie von Untersuchungen des Autors, die vor gut 25 Jahren begonnen hat und einen Zeitraum von nahezu 50 Jahren abdeckt». Mit seiner Studie will Kleinewefers die wirtschaftliche Entwicklung seines Wohnkantons anhand der wichtigsten verfügbaren Daten nachzeichnen, Ursachen ausarbeiten und Empfehlungen an die kantonale Politik formulieren.

Gleich zu Beginn seiner Schrift räumt Kleinewefers mit der verbreiteten Meinung auf, die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Freiburg sei eine Erfolgsgeschichte.

Absturz nach 1992

 Der Professor stützt sich dabei auf die Entwicklung des Volkseinkommens pro Kopf. 1965 lag Freiburg beim Volkseinkommen unter den Schweizer Kantonen auf Rang 22. Dann startete der Kanton eine Aufholjagd und erreichte 1988 und noch einmal 1992 den 13. Rang. Dann aber stürzte Freiburg in der interkantonalen Rangliste ab und fand sich 2005 auf dem 24. Rang wieder.

Oder anders ausgedrückt: 1965 betrug das Freiburger Volkseinkommen pro Kopf 74,5 Prozent des Schweizerischen Durchschnitts; 1992 kam Freiburg dem nationalen Durchschnitt mit 90,7 Prozent schon ziemlich nahe–ein erklärtes Ziel der damaligen Wirtschaftspolitik; 2005 war Freiburg aber wieder auf 73,2 Prozent zurückgefallen.

Freiburg steht also nach der Jahrtausendwende schlechter da als 1965. Seit 2005 und der Abkehr von der klassischen Volkszählung wird das Volkseinkommen nicht mehr erfasst. Neue volkswirtschaftliche Indikatoren wie der Ressourcenindex oder das kantonale Bruttoinlandprodukt lassen Kleinewefers daran zweifeln, dass sich die Situation seit 2005 wesentlich verändert hat.

Warum der Knick in der Kurve ausgerechnet 1992 erfolgte, kann der Ökonom nur vermuten. «Es spricht einiges dafür, dass Anfang der 1990er-Jahre in Freiburg die Phase des extensiven Wachstums zu Ende ging und das intensive Wachstum nie einen mit dem schweizerischen Durchschnitt vergleichbaren Schwung erreichte», erklärt er gegenüber den FN. Zusätzlich seien einige einflussreiche Personen der 80er-Jahre aus der Freiburger Regierung verschwunden.

Wachstum als Mythos

Henner Kleinewefers gibt dem «Mythos», das Bevölkerungswachstum sei ein Indikator für die Attraktivität des Kantons, eine endgültige Absage: «Es ist nicht mehr das Wachstum der Freiburger Wirtschaft und damit die wirtschaftliche Attraktivität des Kantons, welche die Zuwanderung induzieren. Es ist viel mehr umgekehrt. Die schwache Entwicklung des Kantons hält die Bodenpreise tief und zieht damit aus den benachbarten Agglomerationsräumen Zuwanderer an, die es zweifellos vorziehen würden, näher an den Agglomerationskernen zu wohnen, wenn sie es denn vermöchten.»

Der gebürtige Deutsche zeigt auf, dass das Freiburger Bevölkerungswachstum zwischen 1965 und 1980 nahezu parallel zu demjenigen der Gesamtschweiz verlief. Danach wuchs die Freiburger Population aber überproportional. Kleinewefers kritisiert, dass dieser Trend über 25 Jahre nicht zu näheren Untersuchungen des Wachstums und dessen Gründe führte. Weil in den 80er-Jahren auch das Wirtschaftswachstum im Kanton Freiburg erheblich höher war als in der Schweiz–Kleinewefers spricht von den «goldenen 80er-Jahren»–lag damals die Interpretation nahe, das Bevölkerungswachstum als Indikator für die Attraktivität des Kantons und seiner wirtschaftlichen Entwicklung zu werten.

Es hätte gemäss Kleinewefers genügend Hinweise gegeben, die darauf hindeuteten, dass das Bevölkerungswachstum kaum mit der wirtschaftlichen Aktivität im Kanton erklärt werden konnte. So etwa, dass die zum Teil beträchtlichen Konjunkturschwankungen zwischen 1980 und 2010 kaum einen Einfluss auf das Bevölkerungswachstum hatten.

Wenn die Freiburger Bevölkerung stark gewachsen ist und immer noch wächst, so führt der Professor dies auf folgende Gründen zurück: nebst den niedrigen Bodenpreisen der ländliche Charakter, die gute Infrastruktur und Verkehrsanbindung an die Agglomerationen sowie die relativ grosszügige Sozialpolitik. Kleinewefers Fazit: «Keiner dieser Gründe hat etwas mit einer besonders positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Kanton Freiburg zu tun.» Auch die überproportionale Ausdehnung der Bauzonen habe das Bevölkerungswachstum ermöglicht, doch verliert dieser Faktor nach der Revision des Raumplanungsgesetzes an Bedeutung.

 Bis 1992 lässt es Kleinewefers gelten, dass das Freiburger Wirtschaftswachstum intensiv und durch Struktur- und Produktivitätsverbesserungen getrieben war. Der Freiburger Strukturwandel seit 1965 folgte der Tendenz hochentwickelter Länder und somit auch der Schweiz: Die Landwirtschaft verlor stark an Bedeutung, die Industrie etwas weniger stark, und der Dienstleistungssektor legte erheblich zu.

Doch stellt der Wirtschaftsprofessor fest, dass im Kanton Freiburg die Landwirtschaft auch heute noch eine bei weitem grössere Bedeutung hat als im schweizerischen Durchschnitt. Dies habe politische Folgen: «Ein grosser Teil der Freiburger Wähler … ist von der dort seit Jahrzehnten verbreiteten planwirtschaftlichen und etatistischen Mentalität geprägt, für die Subventionen zur Strukturkonservierung eine Selbstverständlichkeit sind.»

 Abhängig von Demografie

Der Industriesektor in Freiburg ist in den 1960er-Jahren deutlich kleiner gewesen als in anderen Schweizer Städten, stellt Kleinewefers fest. Heute sei es genau umgekehrt. Dies sei nicht a priori ein schlechtes Zeichen, doch sei dieserIndustriesektor ungünstigstrukturiert. 

Als Beispiel nennt Henner Kleinewefers jene Branchen, die im sekundären Sektor Freiburgs besonders stark vertreten sind: das überdimensionierte Baugewerbe, die Nahrungsmittelindustrie, die Holz- und Möbelindustrie sowie Steine und Erden. Sie zählen nach Kleinewefers zu den wachstumsinduzierten Branchen. Anders gesagt: Sie hängen von der Demografie ab, sorgen aber nicht selber für Wachstum. Gleiches stellt Kleinewefers im tertiären Sektor fest: Einzelhandel, Gastgewerbe, Gesundheitswesen, Verwaltung und Bildung verdanken ihre Expansion der steigenden Bevölkerungszahl.

Die Freiburger Wirtschaftspfeiler sind also stark vom Bevölkerungswachstum abhängig. Darin sieht Kleinewefers erhebliche Risiken, wie er anhand des Bausektors erklärt: «Würde die Bevölkerung stagnieren, so bräche die Baunachfrage zusammen.» Genauso könnte es den anderen Branchen ergehen.

Humankapital liegt brach

Einen Trumpf erkennt Kleinewefers im sehr umfassenden Schulwesen vom Kindergarten bis zur Universität. Das dabei entstehende Humankapital sei eine «wichtige Voraussetzung und Triebkraft des Wachstums». Der Haken an der Sache: Wegen der Strukturschwäche im Kanton seien nicht genügend qualifizierte Arbeitsplätze vorhanden. Viele junge Freiburger würden nach Abschluss ihrer Ausbildung den Kanton verlassen.

In einem nächsten Teil blicken die FN auf Zukunftsperspektiven.

Der Kanton ist damit beschäftigt, die Bedürfnisse der Zuwanderer zu befriedigen.

Henner Kleinewefers

Wirtschaftsprofessor

Man kann einen Kindergarten nicht später in ein Altersheim umwandeln.

Henner Kleinewefers

Wirtschaftsprofessor

Trend: Unheilvolle Migrationswellen

D ie soeben erschienene Studie von Henner Kleinewefers über die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Freiburg greift auf, dass Freiburg eine Nettozuwanderung von benachbarten Kantonen erfährt und es bei weitem mehr Wegpendler als Zupendler gibt. «Für einen peripheren Kanton wie Freiburg fallen die Agglomerationsvorteile weitgehend weg. Im Gegenteil, als Banlieue der Agglomerationen Bern und Lausanne/Genf partizipiert man eher an Agglomerationsnachteilen», glaubt Kleinewefers. Da der Kanton diese Entwicklung nicht antizipiere und während einer langen Periode der günstigen finanziellen Entwicklung nicht vorgesorgt habe, bietet sich für Kleinewefers nun folgende Situation: «Der Kanton ist damit beschäftigt, die Bedürfnisse der Zuwanderer zu befriedigen, so dass die Frage, was denn für eine nachhaltige, produktive, innovative und konkurrenzfähige Wirtschaft wichtig wäre, in den Hintergrund getreten ist. Zumal man lange glaubte, mit der Wirtschaft stünde alles zum Besten.» Die Folgen dieser Entwicklung könnten Freiburg noch lange beschäftigen, so Kleinewefers. Durch die homogenen Zuwanderergemeinden müssten in Wellen nacheinander Kindergärten, Primarschulen, Sekundarschulen und weiterführende Schulen gebaut werden. Mit dem Risiko, dass nach Auslaufen der Wellen die Infrastrukturen überdimensioniert sind: «Man kann einen Kindergarten oder eine Schule nicht später in ein Altersheim umwandeln.» uh

 

Zur Person

Drei Jahrzehnte in Freiburg gelehrt

Henner Kleinewefers ist emeritierter Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg. Dreissig Jahre lang war Kleinewefers ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, in Freiburg. Von 2005 bis 2008 hatte er als emeritierter Professor noch einen Lehrauftrag. Er lehrte die Theorie der Wirtschaftspolitik, aber auch Mikro- und Makroökonomie sowie schweizerische Volkswirtschaft und Wirtschaftspolitik. Zahlreiche seiner Publikationen beschäftigten sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Kantons Freiburg. Zu finden auf www.hennerkleinewefers.ch.uh

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