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Ein neues Panorama der Schweiz

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Adieu la Suisse!», so heisst die vergangene Woche eröffnete Ausstellung in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur. Gemeint ist ein Abschied von der Schweiz in doppelter Hinsicht: ein Abschied von der ländlich-idyllischen Schweiz im Zuge der Zersiedelung und ein Abschied von dem entsprechend idealisierten Bild unseres Landes, das gerade die Fotografie lange entscheidend mitgeprägt hat.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein herrschte in der Fotografie zur Schweiz die Landschaftsfotografie vor: Die Fotografen setzten mit Vorliebe die als typisch empfundenen alpinen und ländlichen Gegenden in Szene. «Erhabene Gipfel, liebliche Seen, friedliche Täler», so formuliert es die Fotostiftung. Bilder, die oft mehr mit kollektiver Fantasie als mit der Realität zu tun hatten.

Unbefangen und sensibel

Die aktuellen Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache: Die Wohnbevölkerung der Schweiz wächst jedes Jahr um 80 000 Personen, und drei Viertel der Schweizer leben in Städten oder Agglomerationen. Die Siedlungsfläche hat in 20 Jahren um rund 25 Prozent zugenommen: «Ungefähr ein Quadratmeter Grünfläche pro Sekunde–rund zehn Fussballfelder pro Tag–verschwindet unter Strassen, Parkplätzen, Einkaufszentren und Häusern», schreibt die Fotostiftung. Eben: «Adieu la Suisse!»

Dieser Wandel verlange nach neuen fotografischen Ansätzen, die sich der Wirklichkeit stellten. Dass die gegenwärtige Schweizer Fotografie diesem Anspruch gerecht wird, zeigt die Schau «Adieu la Suisse! Bilder zur Lage der Nation». Sie vereint ausgewählte Arbeiten von sieben Fotografen zu einem aktuellen Panorama der Schweiz. Unbefangen, lustvoll und sensibel rücken sie scheinbar Nebensächliches in den Fokus und dokumentieren, ohne anzuklagen.

Unter den gezeigten Fotoprojekten befindet sich die Studie «Poste mon amour» des Freiburger Fotografen Jean-Luc Cramatte. Erst vor einem Jahr hat die Fotostiftung ihn mit einer Einzelausstellung geehrt (die FN berichteten). Mit «Poste mon amour» präsentiert Cramatte eines seiner viel beachteten Inventarprojekte. Die Studie entstand zwischen 2001 und 2008 und zeigt Bilder von über 150 Westschweizer Poststellen. Der scheinbar unspektakuläre Blick in die menschenleeren Posträume steht stellvertretend für die schweizerische Verwaltungsmaschinerie, für Ordnung und Präzision, für den technischen Wandel in der Bürowelt–und für eine trügerische Stabilität, sind doch etliche der porträtierten Poststellen in der Zwischenzeit geschlossen worden.

Ein anderes Monument des helvetischen Service Public steht bei Martin Stollenwerk im Mittelpunkt: Er zeigt ein Projekt über SBB-Bauten vom Stellwerk bis zum Unterstand. Dafür hat er 2005 und 2006 systematisch die rund 150 Gebäude fotografiert, die der Architekt Max Vogt zwischen 1957 und 1990 für die Bundesbahnen realisiert hat.

 Zu den ersten Fotografen, die sich auf neuen Wegen an die moderne Schweiz herantasteten, gehört Nicolas Faure. Die Fotostiftung zeigt neuere Arbeiten von ihm, in denen er unbewusste Botschaften von Menschen einfängt. Auch Andri Pol hat sich längst einen Namen gemacht als einer, der mit kritisch-satirischem Blick den Alltag im Schweizerland aufs Korn nimmt. Eine Auswahl seiner Bilder ist 2007 unter dem Titel «Grüezi–Seltsames aus dem Heidiland» in Buchform erschienen. Weiter ist in Winterthur Christian Schwagers Inventar «Falsche Chalets» zu sehen. Schwager hat dafür von 2001 bis 2003 rund 150 Bunker der Schweizer Armee aufgespürt, die seit dem Zweiten Weltkrieg gebaut und als Chalets, Scheunen oder Ställe getarnt worden waren.

Moderne Bergwelt

Jules Spinatsch knüpft mit «Snow Management» (2001–2007) direkt an die Tradition der Bergfotografie an und setzt den traditionellen Darstellungen ernüchternde, zeitgemässe Bilder entgegen: Die alpine Landschaft wird mit allerlei Infrastrukturen bewirtschaftet, Skirennen werden zu medialen Grossereignissen und der Schnee zum wertvollen Rohstoff, der im Bedarfsfall künstlich hergestellt wird.

Der jüngste Fotograf in der Runde ist mit Jahrgang 1981 Yann Gross, der seine Arbeit «Horizonville» aus dem Jahr 2007 vorstellt: Sie zeigt das Wallis aus der Sicht einer Gruppe von Leuten, die ihre eigene Wirklichkeit basteln und die Walliser Berge mit dem Wilden Westen und dem «American Dream» verschmelzen.

Fotostiftung Schweiz, Grüzenstrasse 45, Winterthur. Bis zum 25. August. Di. bis So. 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Nicolas Faure sucht unbewusste Botschaften, hier auf dem Flugplatz Ulrichen, VS. Bild Nicolas FaureErnüchternde, neue Bergfotografie von Jules Spinatsch, zum Beispiel aus Davos. Bild Jules Spinatsch

Video: Zufallsarchiv des Alltags

Z war jenseits der Grenzen des Mediums Fotografie, aber passend zum Thema zeigt die Fotostiftung parallel zu den Fotografien die Video-Arbeit «Inland-Archiv» von Erich Busslinger aus dem Jahr 2004. Es handelt sich um eine vom Zufall geleitete Montage von Momentaufnahmen aus dem Schweizer Alltag. Busslinger ermittelte dafür mit Hilfe eines Würfels Schweizer Postleitzahlen, reiste an den jeweiligen Ort und filmte dort unspektakuläre, alltägliche Handlungen, die im neuen Kontext zu faszinierenden Erlebnissen werden: ein Zufallsarchiv aus 258 Clips. cs

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