Autor: Frederic Auderset
Am diesjährigen Filmfestival Freiburg (Fiff) werden nicht nur Filme gezeigt, es wurde auch gedreht: Unter der Leitung der amerikanischen Video-Künstlerin Joan Logue erstellten Studierende der Kunst- und Kommunikationsschule eikon in Freibrug Video-Porträts von Regisseuren, Jury-Mitgliedern und anderen am Fiff beteiligten Personen. «Die Porträts dauern jeweils 25 Sekunden – sozusagen als Glückwunsch zum 25. Geburtstag des Fiff», erklärt Projektleiter Martial Mingam das Konzept.
Zu seiner grossen Freude sei es Festival-Direktor Edouard Waintrop gelungen, für die Leitung des einwöchigen Workshops mit Joan Logue eine Pionierin und Ikone des Video-Porträts zu engagieren (siehe Kasten). «Eine beeindruckende, unglaublich dynamische Frau», sagt Mingam über die Künstlerin.
Begleitet statt geleitet
Denselben Eindruck haben auch die 21-jährige Rachel von Dach und der 23-jährige Elias Branch von Joan Logue. Beide sind im vierten und letzten Jahr ihrer Ausbildung als Multimediagestalter an der eikon. «Die grosse Energie von Joan Logue wirkt sehr motivierend», sagt Rachel von Dach. Sie habe die Studierenden sehr gut unterstützt und sie eher begleitet als geleitet.
«Zuerst mussten wir uns über die Personen erkundigen. Wir haben Informationen gesammelt, und wenn es sich um einen Regisseur handelte, haben wir seine Filme angeschaut», beschreibt Elias Branch die Vorarbeit für ein Video-Porträt. Und Rachel von Dach ergänzt: «Um einen Menschen zu porträtieren, braucht es viel Zeit und eine tiefe Auseinandersetzung mit der Person.»
Für diese Vorbereitungen wendeten die Studierenden rund einen halben Tag auf. Einen weiteren Halbtag brauchten sie für das Schneiden und Nachbearbeiten der halbstündigen Sequenzen, die sie jeweils mit den porträtierten Personen aufnahmen.
Film-Szene «nachgedreht»
In der Regel wurden die Videos in einem Raum gedreht, in dem sich nur die beiden Personen vor und hinter der Kamera befanden. «Das Ziel war, eine intime Umgebung zu schaffen, damit die Porträtierten ihre ganz persönlichen Geschichten vortragen konnten», erklärt Rachel von Dach.
Besondere Freude hatte die ganze Gruppe am palästinensischen Regisseur Raed Andoni, der vor der Kamera seine alltägliche Langeweile darstellte und damit so etwas wie eine in seinem Wettbewerbsfilm «Fix Me» fehlende Szene nachgedreht hat, wie Martial Mingam sagt.
Arbeiten werden ausgestellt
Die Vernissage der Video-Porträts fand gestern Abend im Alten Bahnhof in Freiburg statt. Dort sind die Arbeiten noch heute Freitag und morgen Samstag zu sehen, ausserdem auch auf der Internet-Seite der eikon.