Autor: irmgard Lehmann
K. M. ist jung und hat seine Gärtnerlehre abgeschlossen. Noch konnte er bei seinem Lehrmeister ein paar Monate arbeiten. Nun aber möchte er noch anderes sehen und vorab Französisch lernen. Warum also nicht gleich ins Ausland – in die Region Rôhne-Alpes vielleicht? In der Region von Chambéry bietet der Kanton Freiburg nämlich ein Austauschprogramm an. Seit Anfang Jahr macht er beim europäischen Austauschprogramm Eurodyssée mit.
Chance für Berufsleute
Der Kanton Freiburg bzw. das Eurodyssée-Sekretariat Freiburg erledigt für den jungen Berufsmann oder für die Berufsfrau fast alles. Via Eurodyssée wird ein passender Betrieb gefunden. Die Gastregion kümmert sich um die Wohnung und zahlt monatlich einen kleinen Lohn.
Doch junge Berufsleute sollen nicht nur Berufserfahrung sammeln, sondern gleichzeitig auch die Fremdsprache lernen oder perfektionieren. Das Praktikum ist auf sechs bis sieben Monate ausgerichtet. Zu Beginn kann ein drei- bis vierwöchiger Intensivsprachkurs besucht werden.
Gegenleistung des Kantons
Als Gegenleistung muss der Kanton Freiburg junge Berufsfrauen oder Berufsmännner aus der Region Rhône-Alpes aufnehmen. Dafür sucht Eurodyssée Freiburg Betriebe, die bereit sind einen Praktikanten oder eine Praktikantin aufzunehmen. «Dem Betrieb fallen mit dem Praktikanten keine Kosten an», sagt Gisela Marty, Delegierte des Programms Eurodyssée. Auch für die sozialen Leistungen wie Versicherungen kommt der Kanton auf. Freiburg zahlt dem Gast auch einen kleinen Praktikumslohn von 500 Franken pro Monat.
Mobilität fördern
Doch was ist das Ziel des Programms? «Wir wollen junge Berufsleute motivieren mobil zu sein», betont Marty. «Mit Auslanderfahrung ist die Chance auf dem Arbeitsmarkt bestimmt grösser», bemerkt sie. Die Frage ist nur, ob Freiburger Betriebe auch bereit sind, Berufsleute aus Frankreich aufzunehmen. 30 Firmen in Freiburg seien angefragt worden, sagt Marty: «Ein Interesse besteht, doch auf konkrete Zusagen warten wir noch.» Umgekehrt sei es einfacher. Die Schweizer Lehrlingsausbildung habe im Ausland einen sehr guten Ruf. «Die Bereitschaft, Praktikantinnen und Praktikanten aus der Schweiz aufzunehmen, ist gross.» Das Angebot richtet sich vorab an junge Leute mit Berufserfahrung oder mit abgeschlossener Lehre. Aber warum dieses begrenzte Zielpublikum? «Weil Studierende wie auch Lehrlinge genügend Austauschmöglichkeiten haben – hingegen junge Berufsleute eher weniger», erklärt die Delegierte.
Das Austauschprogramm sei zurzeit, wo Betriebe wenig Personal einstellen, auch eine einmalige Gelegenheit, die stellenlose Zeit zu überbrücken.