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Ein sehr emotionsgeladener Abend

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Ein nicht abreissen wollender Strom an Bürgern erreichte gestern Abend die Sporthalle in Giffers. Fernsehkameras, unzählige Journalisten sowie die Präsenz der Polizei machten deutlich, dass der Informationsabend einer sein würde, der die Massen bewegt. Kurz vor halb acht Uhr zogen Treichler in die Halle. Ihr Marsch rund um die Sitzreihen mit den 1050 Anwesenden löste Applaus aus.

Der Sensler Oberamtmann Nicolas Bürgisser führte durch den Abend und richtete auch einen Appell an die Menge: «Was macht uns Sensler stark? Wir diskutieren hart, aber fair», sagte Bürgisser. Als Staatsrätin Anne-Claude Demierre sprach, ging ein Raunen durch die Ränge. Sie hoffe, dass die Besucher die Veranstaltung mit einem guten Gefühl verlassen würden, sagte sie und wurde ausgebuht, als sie das Rednerpult verliess. Nicolas Bürgisser äusserte seinen Unmut darüber. Der Giffersner Ammann Othmar Neuhaus erntete Applaus für seine Kritik an der Informationspolitik des Bundes. «Mit der Ruhe ist es nun wohl vorbei», sagte er und sprach von einem «Asylantentsunami», und die Menge applaudierte abermals. Auch der Rechthaltner Ammann Marcel Kolly kritisierte die aus seiner Sicht viel zu späte und dürftige Informationspolitik des Bundes scharf.

Erfahrungsberichte

«Ihr seid nicht die Einzigen, die sich gegen ein solches Zentrum wehren», sagte Barbara Büschi, stellvertretende Direktorin des Staatssekretariats für Migration. Sie erklärte, dass beim Standort Guglera ein spezieller Zeitdruck geherrscht habe (siehe Kasten).

Der Düdinger Ammann Kuno Philipona berichtete von den positiven Erfahrungen mit der provisorischen Asylunterkunft in Düdingen. «Ich hoffe, dass auch ihr mit dem Zentrum Guglera gut leben könnt», sagte er. Peter Bill, SVP-Gemeindepräsident von Moosseedorf, konnte die Stimmung etwas auflockern. Er erzählte von den 50 Asylsuchenden, die in seinem Dorf leben. «Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht», sagte er und erntete einen leisen Applaus. «Versetzt euch in die Lage der Menschen und begegnet ihnen mit Respekt», sagte er.

Flammende Rede

Als Beat Fasnacht, Direktor der Guglera, das Rednerpult betrat, wurde er ausgebuht. «Es belastet mich und macht mich traurig, dass ich als Profiteur hingestellt werde», sagte Fasnacht zur Menge und erinnerte an all das, was er in der Vergangenheit in der Guglera aufgebaut hat. «Alles, was meine Frau und ich hatten, haben wir in die Guglera investiert», betonte ein sichtlich bewegter Beat Fasnacht. Er sei ein gläubiger Mann und versuche, nach den christlichen Werten zu handeln: «Wenn wir die Asylsuchenden annehmen, fair behandeln und ausbilden, können wir sie erhobenen Hauptes wieder zurückschicken.» Dass das Adipositas-Programm Schiffbruch erlitten habe, habe nichts mit dem Kanton zu tun, sagte er und entkräftete die Vorwürfe des Gegner-Bürgerkomitees an den Kanton, dieser habe die Programme bewusst fallen gelassen.

«Im gleichen Boot»

Staatsrat und Volkswirtschaftsdirektor Beat Vonlanthen sagte, er habe Verständnis für den Ärger der Syndics. Er appellierte daran, die Herausforderungen gemeinsam wahrzunehmen. «Wir sitzen alle im gleichen Boot», so Vonlanthen. Der Staatsrat werde sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass es in der Guglera ein Verfahrenszentrum und kein Ausreisezentrum geben werde.

Emanuel Waeber, SVP-Grossrat aus St. Antoni, rügte die Asylpolitik des Bundes sowie den Staatsrat, er habe die Programme in der Guglera vernachlässigt. «Hat man andere Standorte evaluiert? Was geschieht mit Personen, die man abweist?», fragte Waeber. Vonlanthen entgegnete, dass die Asylverfahren nun schneller erledigt werden sollten. Er wies auch den Vorwurf zurück, der Staatsrat habe Beat Fasnacht fallen gelassen. Er erklärte zudem, dass Anne-Claude Demierre verschiedene Zentren evaluiert habe und noch immer damit beschäftigt sei.

Über den Kaufpreis der Guglera sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Urs von Daeniken vom Staatssekretariat für Migration auf die Frage von SVP-Grossrat Alfons Piller. Leo Bertschy, ehemaliger Ammann von Giffers, liess seinen Gefühlen freien Lauf, wie er sagte. Er kritisierte, dass mit Schönrederei das Projekt schmackhaft gemacht werde. Sein Herz blute, wenn er von diesen Plänen höre. Der ehemalige Ammann von Giffers Ruedi Vonlanthen gab sich gewohnt kämpferisch und sagte, man wolle in Giffers und Umgebung in Zukunft nicht eingeschränkt leben. Staatsrätin Demierre versicherte, sie werde die Gemeinde nicht alleine lassen und alles unternehmen, um sie zu unterstützen und zu begleiten.

 

Das «Mahnfeuer» beim Reservoir in Giffers. 

Bund: Frühe Information sei ein Anliegen gewesen

S ie verspreche den Bürgern in den nächsten Monaten zur Verfügung zu stehen, versicherte Barbara Büschi, die stellvertretende Direktorin des Staatssekretariats für Migration, zu Beginn ihrer Rede an das Publikum. «Alle wollen ein funktionierendes Asylwesen, aber niemand möchte ein solches Zentrum», sagte Büschi, «deswegen habe ich auch Verständnis für Ihre Befürchtungen.» Es sei dem Bund immer ein grosses Anliegen gewesen, die Gemeinden und die Bevölkerung frühzeitig über den Entscheid zu informieren, sagte Büschi unter Pfiffen. Aber im vorliegenden speziellen Falle habe die Situation keine frühzeitigere Information erlaubt. «Wir haben die Machbarkeitsstudie und den Finanzierungsentscheid unter enormem Zeitdruck durchgeführt», erklärte Büschi, weil es sich bei der Guglera um ein Objekt im Privatbesitz gehandelt habe und aufgrund des in Aussicht gestellten Verkaufstermins verkürzte Fristen zur Anwendung gekommen seien. Am 20. Oktober 2014 sei der Bund vom Kanton über das Objekt informiert worden, am 30. Oktober habe das Staatssekretariat das Objekt erstmals besucht und Mitte Januar – nachdem der Entscheid für die Guglera gefallen sei – auch das Oberamt über diesen Entscheid informiert. Über die Eckpunkte des ab 2017 geplanten Betriebs in der Guglera sprach Urs von Daeniken, der Verantwortliche der Stabsstelle Bundeszentren. Der Bund sei verantwortlich für den Betrieb der Bundeszentren und trage sämtliche Kosten, informierte von Daeniken. «Der Standort Guglera bietet sich aufgrund der vorhandenen Infrastruktur optimal für die Aufnahme eines guten Mixes an Asylbewerbern an», sagte von Daeniken. Das bedeute, dass neben der Aufnahme von Familien auch jüngere und ältere Bewohner vorgesehen seien. Diese kämen gestaffelt, und in der Startphase laufe ein Betrieb mit reduzierter Belegung, «um Erfahrungen zu sammeln», konkretisierte von Daeniken. Der Betrieb werde durch eine Gruppe aus Vertretern des Gemeinderats und der Bevölkerung begleitet und solle in Kooperation mit diesen Interessengruppen organisiert werden. Mit der Sicherheit innerhalb und ausserhalb des Hauses sei neben privaten Sicherheitsfirmen auch die Polizei betraut. Die öffentliche Sicherheit werde hierfür mit 330 000 Franken im Jahr zusätzlich subventioniert. Zudem werde der Bevölkerung eine rund um die Uhr erreichbare Hotline zur Verfügung gestellt. Die Bewohner unterlägen einer strikten Hausordnung und dürften das Zentrum nur tagsüber während der Ausgangszeiten verlassen; wer gegen diese Regeln und Vorschriften verstosse, werde sanktioniert oder gar in ein «Renitentenzentrum» geführt. Betreut würden die maximal 300 Bewohner von einer Betreuungsfirma, welche über breite nationale und internationale Erfahrung verfüge und Beschäftigungsprogramme durchführe. «Es wird eine sehr strikte Tagesstruktur herrschen», versprach von Daeniken. ak

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