Autor: Marc Kipfer
Per Schiff ans Winzerfest im Vully und zurück: Diese traditionelle Art der Anreise wird am 27. September nur noch die inoffizielle Alternative zum Shuttle-Bus sein, den die Organisatoren des Winzerfests in Zusammenarbeit mit der Murtner Transportfirma Wieland anbieten. Mit der Schifffahrtsgesellschaft LNM will das Organisationskomitee nicht mehr zusammenarbeiten.
Streit seit dem letzten Jahr
Grund für den Schifffahrtsboykott des OK ist ein Tarifstreit, der im Vorfeld des letztjährigen Winzerfests entbrannte. Damals hatte die LNM kurz vor dem Winzerfest den Tarif von Fr. 9.20 auf Fr. 19.20 erhöht und dies auf den bereits gedruckten Plakaten ohne Rücksprache mit dem OK abgeändert. Letzteres sei ein Fehler gewesen, gestand LNM-Direktor Jean-Jacques Wenger kürzlich ein (FN vom 7. August 2009).
Der Streit entfachte Anfang August erneut, da die LNM am Normalpreis von Fr. 19.20 für eine Retourfahrt festhalten wollte. Das OK kündigte daraufhin an, die private Schifffahrtsgesellschaft Drei Seen, stationiert in Sugiez, werde ihrerseits einen Transport für 12 Franken anbieten.
Den Schiffstransport wird in diesem Jahr nun doch ausschliesslich die LNM anbieten. Sie hat eingelenkt und ihre Preise auf 12 Franken für eine Retour- und 8 Franken für eine Einzelfahrt gesenkt, worauf sich die private Konkurrenz zurückgezogen hat. Der Sondertarif der LNM gilt für alle Nachtfahrten ab 20 Uhr, danach verkeht das LNM-Schiff stündlich bis 2 Uhr (ab Murten) und 2.25 Uhr (ab Praz). Vor 20 Uhr sind Halbtax- und Generalabonnemente gültig.
Etwas häufiger, nämlich im 45-Minuten-Rhythmus, wird der offizielle Shuttle-Bus ab dem Berntor in Murten verkehren. Die Busse fahren zwischen 15 und 3 Uhr – die Fahrt in den Vully und zurück kostet 10 Franken.
«Das Schiff hat nur Vorteile»
LNM-Direktor Jean-Jacques Wenger glaubt nicht, dass die Schiffe weniger Passagiere ans diesjährige Winzerfest befördern werden als in den Jahren zuvor. Die Tarifsenkung sei eine Geste gegenüber den Besuchern des Winzerfests, das die LNM seit 30 Jahren aus purer Freude mit Schifffahrten bediene. «Wir haben für diesen Anlass keinerlei Garantie», sagte Wenger am Montag auf Anfrage. «Wenn es die ganze Nacht regnet, machen wir Verlust, zudem kann man das Personal am nächsten Tag nicht einsetzen.» Seine Kritik am Boykott des OK ist harsch: «Der Shuttle-Bus ist negative Werbung für das Winzerfest», glaubt Wenger. Aus ökologischer Sicht sei es bedauerlich, einen Bus fahren zu lassen, wenn das Schiff eine Kapazität von über 500 Personen aufweise, so Wenger, der das Schiff ausserdem als schneller und komfortabler anpreist.