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«Ein Signal in die richtige Richtung»

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Der Grossverteiler Coop plant, sein Milchsortiment umzustellen. Ab Ende Jahr soll es dort keine herkömmliche Pastmilch mehr geben. Coop will auf Nachhaltigkeit setzen. Die Bauern sollen dazu verpflichtet werden, den Tieren genügend Auslauf, eine tierfreundliche Stallhaltung und eine graslandbasierte Fütterung zu garantieren. Dafür erhalten sie mehr Geld pro Kilogramm Milch; allerdings sollen auch die Konsumenten mehr bezahlen. Auch die Migros geht in eine ähnliche Richtung (siehe Kasten).

Recherchen zeigen, dass die Landwirte im Kanton Freiburg von dieser Veränderung bei ­Coop nicht betroffen sind. Dennoch beobachten Freiburger Bauernvertreter die Entwicklung auf dem Milchmarkt mit Interesse.

«Konsument wird bezahlen»

«Wenn die Produzenten von dieser Preiserhöhung profitieren, kann man eigentlich nichts dagegen haben», sagt Jacques Bourgeois, Freiburger Nationalrat (FDP) und Direktor des Schweizerischen Bauernverbands. «Ich begrüsse dieses Signal, das in die richtige Richtung zeigt.» Natürlich bedeute das Einhalten strengerer Richtlinien auch eine Herausforderung für die Produzenten. Deshalb sei es für ihn auch unabdingbar, dass die Preiserhöhung zu 100 Prozent den betroffenen Landwirten zugutekomme. Ansonsten wäre das Ganze «nur eine Marketing-Alibiübung».

Für Bourgeois ist nämlich klar: «Wir müssen uns unbedingt in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft und eines fairen Handels mit landwirtschaftlichen Produkten bewegen.» Nun habe Coop die Initiative ergriffen, und Bourgeois hofft, dass die anderen Grossverteiler nachziehen werden.

Der Nationalrat ist auch der Überzeugung, dass der Konsument bereit sein wird, den Preis für diese Anpassung zu bezahlen – wenn die Differenz auch wirklich den Produzenten zugutekomme. Vier Rappen pro Kilogramm Milch sei nicht viel, wenn man bedenke, dass der Durchschnittsschweizer nur 6,7 Prozent seines Einkommens für die Ernährung ausgebe. In Nachbarländern wie Frankreich liege diese Quote weit höher, bei elf bis zwölf Prozent.

Käse-Preis nicht betroffen

Fritz Glauser, Grossrat (FDP, Châtonnaye) und Präsident des Freiburgischen Bauernverbands, teilt diese Ansicht. «Umfragen zeigen, dass der Konsument bereit ist, mehr zu bezahlen, wenn er die Gewissheit hat, dass das Geld auch den Bauern zugutekommt», sagt er. Glauser ist überzeugt, dass die Milch in der Schweiz gegenwärtig nicht zu teuer sei. Auf alle Fälle sei es inte­ressant zu beobachten, in welchem Ausmass Migros mitziehen werde.

Dass eine solche Preiserhöhung einen Einfluss auf den Käse-Preis hat, hält der FDP-Grossrat für ausgeschlossen. «Das sind zwei verschiedene Märkte», sagt er dazu. Dies gelte insbesondere für die Freiburger AOP-Produkte Gruyère und Vacherin.

Keine Freiburger Zulieferer

Etwas kritischer sieht das Ganze Gabriel Yerly, Präsident des Freiburgischen Milchverbands. Er hält das Ganze eher für eine Art «Marketing-Aktion» von Coop – für die letztlich der Konsument den Preis bezahle. Die Vorgaben für die Milchbauern gehörten in der Schweiz schon heute zu den strengsten in der Welt, und die Einhaltung der drei Regeln RAUS, BTS und GMF (siehe blauer Kasten) sei für Bauern, welche vom vollen Ausmass der Direktzahlungen profitieren wollten, schon heute unabdingbar.

Yerly ist auch misstrauisch, wenn es darum geht, ob Coop die entsprechenden Mehreinnahmen vollständig an die Produzenten weiterleitet und wie der Grossverteiler die Einhaltung dieser Vorgaben bis ins letzte Detail kontrollieren wolle. Dass sich für die Coop-Lieferanten grosse Veränderungen in ihrer Betriebsstruktur ergebe, glaubt er indes nicht – eben weil diese Standards schon heute sehr weit verbreitet seien. Klar sei aber: Der Milchpreis steige flächendeckend um fünf Rappen, während nicht alle Produzenten die drei Mal zwei Rappen kassieren könnten, weil nicht alle sämtliche drei Vorgaben erfüllten.

Freiburger Milchbauern sind laut Yerly allerdings von diesen Veränderungen bei Coop nicht betroffen. Denn der Grossverteiler habe in diesem Kanton keine Zulieferer.

Für den Konsumenten ergebe sich auf der anderen Seite die Schwierigkeit, all diese verschiedenen Vorgaben und Labels überhaupt noch zu kennen und auseinanderhalten zu können. Einen Preisaufschlag von fünf Rappen hält Yerly durchaus für bezahlbar. Denn bei vier Litern Milch pro Woche ergebe dies gerade einmal Mehrausgaben von einem Franken pro Monat.

Die Milco AG in Sorens ist gemäss ihrem Verkaufsleiter Guillaume Laroyenne von diesem Coop-Projekt nicht betroffen. «Wir beliefern Coop nicht mit konventioneller Milch, sondern mit pasteurisierter Bio-Milch, die nicht in die gleiche Preiskategorie gehört», sagte Laroyenne auf Anfrage.

«Wir müssen uns unbedingt in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft und eines fairen Handels mit landwirtschaftlichen Produkten bewegen.»

Jacques Bourgeois

Nationalrat (FDP)

Der Hintergrund

Keine herkömmliche Pastmilch mehr bei Coop

Ende Jahr soll in den Regalen von Coop keine herkömmliche Pastmilch mehr erhältlich sein, wie die Coop-Sprecherin Alena Kress Medienberichte gegenüber den FN bestätigte. «Coop erhöht die Mindestanforderungen für die Produktion von konventioneller Milch, welche in unsere Milchprodukte fliesst», sagte sie auf Anfrage. Zum Start werde Coop in der Woche vom 13. August in der Deutschschweiz die «Qualité & Prix»-Pastmilch mit dem neuen Produktionsstandard ausliefern. In einem nächsten Schritt werden auch die Romandie und das Tessin auf die neuen Standards umgestellt. Schliesslich werde das Coop-Milch-Programm kontinuierlich auf weitere Sortimentsteile ausgedehnt: UHT-Milch, Rahm, Butter und weitere Milchprodukte. Past- und UHT-Milch machen zusammen 60 Prozent des Milchsortiments des Grossverteilers aus.

«Vollumfänglich weitergeben»

«Wir wollen einen substanziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Schweizer Milchwirtschaft leisten», so Kress. Die neuen Standards basierten insbesondere auf den bestehenden Bundesprogrammen RAUS, BTS und GMF (siehe Kasten), die einen starken Fokus beim Tierwohl setzen wollen. Dies bedeutet laut Kress ein «höheres Einkommen für die Milchbauern, garantierter Auslauf auf der Weide, einheimisches Gras und Heu, ein reduzierter Kraftfuttereinsatz sowie die Förderung von Laufställen ohne Anbindehaltung. RAUS sowie einheimisches Gras und Heu seien zwingend. Dazu müsse BTS und/oder GMF erfüllt werden. Bis anhin gab es für die Lieferanten dieser Produkte keine besonderen Anforderungen.

Wenn die Milchbauern die Grundanforderungen plus eine Zusatzanforderung erfüllen, erhalten sie laut Kress eine Prämie von mindestens vier Rappen pro Kilogramm Milch. Wenn sie beide Zusatzanforderungen erfüllen, beträgt die Prämie sechs Rappen pro Kilogramm. Für die Kunden bedeute dies, dass der Preis der Pastmilch fünf Rappen teurer werde.

«Coop stellt dabei sicher, dass der Mehrerlös vollumfänglich bei den Milchbauern ankommt, und hat die Lieferanten verpflichtet, die Gelder zu 100 Prozent weiterzugeben«, versichert Kress. Es werde ein monatliches Controlling geführt, und der Grossverteiler könne Einblick in diese Zahlen haben. Der Mehrbetrag sei in den Milchgeldabrechnungen der Landwirte separat aufgeführt. Zudem werde jeder teilnehmende Landwirtschaftsbetrieb auf einer Liste geführt und Coop gemeldet. Im Übrigen sei Coop nicht Erstmilchkäuferin und greife nicht in bestehende Lieferverträge, Milchpreismodelle oder die Milch-Segmentierung ein.

Bezüglich der Kundenreaktion räumt die Coop-Spreche­rin ein: «Es besteht sicher ein gewisses unternehmerisches Risiko. Aber wir glauben, dass unsere Kunden diesen Mehrwert erkennen und begrüssen werden.»

Kein Preisaufschlag bei Migros

Die Migros geht in eine ähnliche Richtung. Auch ihre Bauern müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen und bekommen für die «nachhaltige Migros-Milch» ab 2019 einen sogenannten Nachhaltigkeitszuschlag, dessen Höhe noch nicht festgelegt wird, wie es in einem Communiqué des orangen Riesen heisst. Zudem sollen mit den Milchproduzenten entsprechende Rahmenverträge mit einer Lauffrist von mindestens fünf Jahren abgeschlossen werden, was klar über das gesetzliche Minimum von einem Jahr hinausgehen würde. «Das Engagement der Konkurrenz kommentieren wir nicht», sagte Migros-Mediensprecherin Alexandra Kunz auf Anfrage. Für die Kunden solle der Milchpreis gleich bleiben, so Kunz. «Wir wollen, dass alle Konsumenten von dieser Veränderung profitieren können», sagt sie.

jcg

Zahlen und Fakten

Verschiedene Vorgaben des Bundes

Die Begriffe RAUS, BTS und GMF entstammen den Vorgaben für die sogenannten Tierwohlbeiträge des Bundes. Die RAUS-Regel beinhaltet im Prinzip die Auflage, den Tieren vom 1. Mai bis zum 31. Oktober an mindestens 26 Tagen pro Monat Auslauf auf einer Weide zu gewähren – wobei Abweichungen in bestimmten Situationen zulässig und separat geregelt werden. RAUS steht nämlich für «regelmässigen Auslauf im Freien». Im Winter sind es 13 Tage oder alternativ Zugang zu einem Laufhof während des ganzen Jahres. BTS bedeutet «besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme». Das BTS-Programm beinhaltet Massnahmen wie eingestreute Liegeplätze, Zugang zu Tageslicht und ein rund um die Uhr zugänglicher Liegebereich. Von den rund 570 000 Schweizer Milchkühen wurden im vergangenen Jahr 48 Prozent nach BTS-Programm und 84 Prozent nach RAUS-Programm gehalten. GMF schliesslich steht für «graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion». Vom GMF-Beitrag profitieren Betriebe, die den Futterbedarf vorwiegend durch Gras, Heu, Emd und Grassilage decken. Der Beitrag wird jährlich pro Hektar Grünfläche ausgerichtet, wobei die Wiesen im Sömmerungsgebiet nicht mit einberechnet werden. Alle vier Jahre werden entsprechende Kontrollen durchgeführt.

jcg

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