Die deutsche Autorin Judith Hermann (44) ist bekannt für ihre Kurzgeschichten. Nun hat sie ihren ersten Roman publiziert: «Aller Liebe Anfang»–ein Stalker-Roman. Im Mittelpunkt steht Stella, die Mutter eines kleinen Mädchens. Sie ist Krankenpflegerin. Eines Tages klingelt ein unauffälliger junger Mann, der sich Mister Pfister nennt, an Stellas Tür. Der Terror und das Nachstellen beginnen. Lange unternimmt Stella nichts, obwohl sie von ihm verfolgt und terrorisiert wird.
Eigentlich Krimistoff. Aber der Stalker steht für etwas anderes: Wie schnell kann sich das Leben ändern, wie zerbrechlich ist Glück. Das ahnt der Leser schnell. Wie im Tarnmantel huscht der Stalker im Buch durch das Haus, als stiller Beobachter. Deutlich wird: Bald passiert etwas. Eine düstere Geschichte entfaltet sich auf den knapp 220 Seiten. Nicht rasant wie ein Krimi, der Schrecken ist subtil. Beim Leser bleibt das Gefühl, den Kosmos einer jungen Frau und die stille Melancholie, die in der Vorstadt wohnt, kennengelernt zu haben. Wer am Rande von Berlin, Dresden oder Hamburg eine Frau beim Tee im Lesesessel hinter einem Panoramafenster sieht, wird an Stella denken. im/sda
Judith Hermann: «Aller Liebe Anfang», Verlag S. Fischer, Frankfurt; 219 Seiten.