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Ein Stück Andenkultur in den Berner Voralpen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 In Riggisberg, die Berge zum Greifen nah, steht der Bauernhof der Familie Balsiger. Äusserlich ein normaler Landwirtschaftsbetrieb, zeigt sich dessen Besonderheit beim genaueren Blick auf die grosse Weide. Hier grasen weder Schafe noch Kühe. Stattdessen nähert sich den Besuchern eine Schar haariger Alpakas–neugierig, gleichzeitig aber auch schüchtern und schreckhaft.

Ein geschecktes Alpaka

«Buz, buz, buz», ruft Mirjam Balsiger mit heller Stimme. Die Tiere sind nicht gerade zutraulich. Die Landwirtin kann sich ihnen wohl nähern, hat aber Mühe, ein Alpaka für ein Foto zu halten. Alpakas seien Verwandte des Lamas, erklärt sie. «Dementsprechend können sie durchaus spucken.» Das sei dann recht unangenehm, komme aber selten vor. Mit einer gewissen Erfahrung wisse man zudem, wie man sich dem Tier nähern müsse.

Neben den zahlreichen weissen und braunen Alpakas fällt ein kleines gepunktetes Fohlen besonders auf. «Von diesen sogenannten Appaloosa-Alpakas gibt es weltweit nur sehr wenige Tiere.» Das hat mit der Geschichte der Alpakas zu tun. Das Alpaka wurde in Südamerika für die Wollproduktion gezähmt und dann gezüchtet (siehe Box). Um die Wolle gut verwerten zu können, war der einfarbige Körper sehr wichtig, da mehrfarbige Wolle unerwünscht war. Mit dem Aufkommen der Alpakas als Hobbytiere sind mehrfarbige Alpakas heute aber zunehmend begehrt.

Auf Weiden entdeckt

Matthias und Mirjam Balsiger begannen vor rund zehn Jahren mit der Haltung von Alpakas. «Wir sahen die Tiere auf Weiden in der Schweiz grasen und fanden Gefallen an ihnen.» So kauften sie ihre ersten Alpakas, die sie zuerst neben Rindern, Schafen und Pferden quasi nebenbei noch als Hobby hielten. «Wir begannen mit zwei Stuten und zwei Fohlen», erklärt Mirjam Balsiger. Später kauften sie Alpakas aus England, Australien und der Schweiz dazu. Heute umfasst ihre Herde rund 100 Tiere, darunter etwa 30 Männchen. «Zu Beginn liessen wir die Stuten extern decken.» Habe man aber mehr als 15 Stuten, lohne sich die Anschaffung eines eigenen Zuchthengstes.

Eine Herde von 100 Alpakas braucht auch eine entsprechende Infrastruktur. So entstand auf dem Hof ein eigener Schopf für die südamerikanischen Tiere. Momentan halten sich dort aber nur wenige Alpakas auf. «Der Schopf dient im Sommerhalbjahr als Behandlungs- und Deckstall.» Balsiger muss einige Tiere mit Augenentzündungen behandeln. Zudem zieht sie zwei «Schoppenfohlen» mit der Flasche auf. Die meisten Tiere befinden sich aber während des Sommers auf der Weide. Sogar die Fohlen kommen üblicherweise auf der Weide zur Welt.

Von Bettwaren …

Die Familie Balsiger verdient heute mit den Alpakas einen Teil ihres Unterhalts. Am Ursprung des Alpakalandes stand die Idee, Tiere zu züchten und zu verkaufen. Je grösser die Zucht wurde, desto mehr Wolle fiel bei der jährlichen Schur an. Diese Wolle lässt sich gut verwerten. «Die Faser ist sehr weich, sie absorbiert Feuchtigkeit und isoliert gut», preist Mirjam Balsiger die Vorteile der Wolle. Dementsprechend eigne sich die Wolle für die Herstellung von Duvets, Mützen und ähnlichen Produkten.

Für diese Produkte verwerten Balsigers nicht nur die Wolle ihrer eigenen Tiere. «Vor zwei Jahren haben wir eine Firma zur Produktion von Bettwaren gegründet», erläutert die Landwirtin. Einige Schweizer Alpaka-Halter verkaufen Balsigers die Wolle ihrer Tiere, aus welcher im Alpakaland die erwähnten Produkte entstehen.

… bis zu Hamburgern

Wie bei der herkömmlichen Viehhaltung endet auch das Leben der Alpakas ab und zu beim Metzger. Zur Fleischproduktion kamen Balsigers aber erst nach einigen Jahren. «Uns war es wichtig, das Tier möglichst gesamthaft zu nutzen», stellt Mirjam Balsiger fest. Und so entstehen etwa aus den Hengsten, die älter als zwei Jahre sind und nicht für die Zucht genutzt werden können, Trockenwürste, Entrecôtes und Hamburger. Das Fleisch verkauft Balsiger direkt ab Hof oder auf Bestellung. Mirjam Balsiger nutzt zudem Märkte als Werbeplattform. Sie ist zum Beispiel an Märkten in Plaffeien, Murten, Köniz oder Schwarzenburg anzutreffen. Mittlerweile bietet auch ein Restaurant in Rüeggisberg seinen Gästen Gerichte mit Alpakafleisch vom Hof der Familie Balsiger an.

Das Alpakaland hat sich in den zehn Jahren zu einem eigentlichen Zentrum für «Neuweltkameliden» entwickelt, wie Lamas und Alpakas in der Fachsprache heissen. So finden Interessierte auf der Website eine Liste mit verkäuflichen Tieren, einen Deckservice oder auch Kurse zur Aus- und Weiterbildung. Wer zum Beispiel hobbymässig Alpakas halten will, kann den gesetzlich vorgeschriebenen Sachkundeausweis im Alpakaland absolvieren.

Holzschnitzel und Trüffel

Das Alpakaland ist nicht die einzige Innovation, welche Matthias und Mirjam Balsiger in den vergangenen Jahren umgesetzt haben. Im Schopf, den sie für die Alpakas errichteten, bauten sie auch eine Holzschnitzelheizung ein, die 13 Liegenschaften in der Nachbarschaft mit Wärme versorgt. Dazu kommt eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Das Ehepaar gehört zu den Initianten der IG Gantrisch Strom, welche erneuerbare Energien in der Region Gantrisch fördern will.

Ein neueres Projekt ist die Trüffelplantage. «Als wir auf einer Reise in Australien solche Plantagen sahen, dachten wir uns: Das können wir doch auch.» Vor zwei Jahren pflanzten sie auf einem nahen Feld die Bäume, in deren Wurzelwerk die Pilze wachsen sollen. Wenn alles gut geht, sind die ersten Pilze in drei bis vier Jahren erntereif. Die Landwirtin gibt zu, dass sie und ihr Mann bei solchen Projekten auch Erfahrungen sammeln müssen. «Sicher würden wir die Plantage mit dem heutigen Wissen nicht mehr genau gleich angehen.» Jetzt müssten sie die erste Trüffelernte abwarten. «Wenn wir dann Pilze ernten können, werden wir sie schnell los», ist Balsiger überzeugt.

Gesetz und Kapital

«Wir probieren immer gerne neue Ideen aus», erklärt Mirjam Balsiger ihren Antrieb. Sie betont aber gleichzeitig, dass dies für die Verwirklichung von Projekten nicht reiche. Denn: «Will sich ein Bauer neue Standbeine aufbauen, steht er vor einigen Herausforderungen.» So müsse er die gesetzlichen Rahmenbedingungen einhalten und über das nötige Kapital verfügen. Auch Balsigers mussten für den Aufbau ihrer Projekte Konzessionen eingehen. So gaben sie die Milchproduktion auf und beschränkten sich auf ihre Projekte. Auf die Frage nach der Zukunft schmunzelt Mirjam Balsiger: «Im Moment ist es ruhig, aber das nächste Projekt kommt bestimmt».

www.alpakaland.ch

«Uns war es wichtig, möglichst das ganze Tier zu nutzen. So begannen wir mit der Fleischproduktion.»

Mirjam Balsiger

Landwirtin Alpakaland Riggisberg

«Will sich ein Bauer neue Standbeine aufbauen, muss er die gesetzlichen Rahmenbedingungen einhalten und über das nötige Kapital verfügen.»

Mirjam Balsiger

Landwirtin Alpakaland Riggisberg

Zur Definition

Alpakas sind die kleineren Verwandten des Lamas

Alpakas gehören wie die Lamas zur Familie der Neuweltkameliden, deren Urformen bereits vor 6000 Jahren in Chile und Peru gezähmt wurden. Während das Lama vorwiegend zum Transport von Lasten dient, werden Alpakas für die Wolle gezüchtet. Ein Alpaka wird 80 bis 100 Zentimeter gross und 50 bis 80 Kilogramm schwer. Alpakas erreichen ein durchschnittliches Alter von 20 bis 25 Jahren, sofern sie nicht vorher geschlachtet werden. Eine Stute ist während 330 bis 380 Tagen trächtig, bevor sie ein Jungtier auf die Welt bringt. Alpakas ernähren sich von Gras oder Heu und gehören wie Rinder und Hirsche zu den Wiederkäuern.sos

Zahlen und Fakten

Für die meisten Tierhalter ein Hobby

Ende 2014 waren beim Verein NeuweltkamelidenSchweiz rund 3600 Alpakas erfasst, davon rund 1400 männliche und 2200 weibliche Tiere. Die Alpakas verteilen sich auf 425 Halter, wovon 277 weniger als fünf Tiere halten. Für viele Halter, so ist beim Verein zu erfahren, sind die Alpakas ein Nebenerwerb oder Hobby. Grosse Alpakabetriebe sind in der Schweiz rar: Sechs Betriebe halten zwischen 90 und 110 Tiere und sind damit in einer vergleichbaren Grösse wie das Alpakaland. Etwa 20 Betriebe nutzen das Fleisch ihrer Tiere. Da es in der Schweiz keine Meldepflicht für Alpakas gibt, erfasst die Statistik nur Vereinsmitglieder.sos

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