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«Ein Tag des Herzens»

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Untertitel: Der Muttertag ist nicht (nur) kommerziell

Die Schweiz war 1917 das erste europäische Land, das den Muttertag einführte. Die Heilsarmee brachte den Brauch aus den USA in die erste Welt. Das Gerücht, er sei eine Erfindung der Floristenbranche, stimmt zumindest für die Schweiz nicht. Eher noch für Deutschland: Dort hausierte 1922 Dr. Rudolf Knaur vom «Verbandes Deutscher Blumengeschäftsinhaber», mit der Idee durchs Land. So richtig zur Blüte brachten den Muttertag aber erst die Nationalsozialisten, die ihn 1933 offiziell auf den zweiten Sonntag im Mai festlegten. Der Muttertag sollte die kriegswichtigen Gebärmaschinen wieder auf Touren bringen.

Man ehrte die Mutter als «Hüterin des Erbstroms». Das gipfelte 1939 in der Einführung des «Ehrenkreuzes der deutschen Mutter» für besonders kinderreiche Frauen – vorausgesetzt, sie waren erbrein arisch. Im Volksmund nannte man das Mutterkreuz «Karnickelorden».

Religiöse Ursprünge

Nach dem Krieg schlief die nun übel beleumdete Tradition kurz ein, um später wieder aufgenommen zu werden. In der DDR kehrte man gar nicht mehr zu ihr zurück, sondern feierte am 8. März den internationalen Tag der Frau, ein sozialistisches Alltagsfest auch für Nichtmütter.

Das Datum des Frauentags Mitte März fällt wohl eher zufällig mit dem Zeitpunkt der Feste für die griechische Göttermutter Rhea und ihre römische Entsprechung Cybele («Magna Mater» genannt) zusammen.
Feste zu Ehren von Muttergöttinnen sind in vielen Kulturen verankert. Bei den Hindu etwa ist eines der wichtigsten Feste das zehntägige Durga Puja zu Ehren der machtvollen Kriegergöttin Durga. In ihrer Inkarnation als Shivas Gattin Parvati symbolisiert sie noch heute eine glückliche Ehe.
Die Ursprünge des heutigen Muttertags waren religiöser Natur. Heinrich III. (1216-1239) führte den «Mid-Lent Sunday» zu Ehren der Mutter Gottes ein. Später wurde der Tag auf alle Mütter ausgedehnt und «Mothering Sunday» genannt.

Erinnerung an verstorbene Mutter

Unmittelbarer Vorläufer des Muttertags aber war ein ganz persönliches Trauerbewältigungsritual. Ausgelöst wurde es dadurch, dass am zweiten Sonntag im Mai 1905 (9. Mai) Anna Reese Jarvis, elffache Mutter und Gattin eines Methodistenpfarrers, starb.

Sie war eine sozial engagierte Frau. Ihre Tochter Anna Maria begann am ersten Jahrestag des Todes der Mutter eine Kampagne, in der sie einflussreichen Personen vorschlug, einen Muttertag einzuführen. 1910 wurde er in West Virginia proklamiert, 1914 legte Woodrow Wilson den zweiten Mai-Sonntag als nationalen Muttertag fest. Noch zu Jarvis’ Zeiten übernahmen 43 Länder den Brauch. Anna Maria freute es wenig. «Die Leute machen ein Geschäft aus dem Muttertag», klagte sie. «Das habe ich nicht gewollt. Es sollte ein Tag des Herzens und nicht des Geldbeutels sein!»

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