Autor: Pascale Hofmeier
Eine Türe verbindet die Räume der Arztpraxis an der Bodenmattstrasse in Schmitten mit der grosszügigen Wohnung von Robert und Ruth Schwaller. Das Hausärzte-Ehepaar ist seit 33 Jahren in Schmitten, das Haus haben sie extra für ihre Bedürfnisse als Familie und Ärzte gebaut. Ab dem 1. April ziehen sie sich aus dem Praxisalltag zurück (vgl. Zweittext). Allerdings wird die Verbindungstüre auch künftig nicht verschlossen. Robert Schwaller wird noch an zwei Tagen seine Langzeitpatienten betreuen, «die mit den dicken Dossiers».
Abschied fällt nicht leicht
Dem Abschied vom Berufsalltag, von den Patienten, schauen beide mit gemischten Gefühlen entgegen. «Ich bin schon etwas wehmütig», sagt Robert Schwaller. Auch Ruth Schwaller fällt es nicht ganz leicht: «Es ist ein Moment des Abschiednehmens. Aber es ist auch spannend, was jetzt neu beginnt.»
Das Ärztepaar Schwaller hatte nicht geplant, in Schmitten eine Praxis zu eröffnen. «Ich wäre eigentlich gerne Chirurg geworden», erzählt Robert Schwaller. Doch habe es früher in den Ausbildungs-Spitälern noch kein «Jobsharing» für Ärztinnen gegeben. «Damit wir beide weiterhin trotz der Kinder berufstätig sein konnten, haben wir uns für die Hausarztmedizin entschieden.»
Schwieriger Anfang
In den 1970er-Jahren habe der damalige Staatsrat Denis Clerc geplant, in jedem grösseren Dorf im Kanton einen Hausarzt anzusiedeln. «Dazu wollte er Leute aus dem Ausland rekrutieren», erzählt Schwaller, als obs erst gestern gewesen wäre. «Dagegen hat sich der Ärzte-Präsident Dr. Otto Jungo gewehrt.» Dieser habe Freiburger Ärzte nach dem Studium in den Heimkanton zurückgeholt – unter ihnen auch das Ehepaar Schwaller. Einfach war der Anfang damals nicht. «Es hat lange gedauert, bis wir Bauland fanden und den Kredit für den Hausbau und die Praxiseinrichtungen erhielten», sagt Schwaller.
Viel Freizeit blieb dem Ehepaar nicht: Wenn er weg war – im Militär oder unterwegs für eines seiner vielen anderen Engagements im Gesundheitswesen – übernahm sie die ganze Arbeit in der Praxis. «Ohne die Hilfe meiner Eltern wäre es nicht gegangen», sagt Ruth Schwaller. Und manchmal behalf man sich auch mit viel Kreativität, um ein wenig Freiheit zu erhalten: «Wir hatten schon früh ein Funktelefon, damit wir uns wenigstens 300 Meter vom Haus entfernen konnten», sagt Ruth Schwaller. Doch legal sei dies nicht gewesen. «Heute mit den Handys kann man sich gar nicht mehr vorstellen, wie es war, zu Hause zu bleiben, um dauernd erreichbar zu sein.» Und manchmal, da legte Robert Schwaller auch eine Telefonleitung in den Wald. «Ich hatte etwa 300 Meter an alten Militärkabeln aus dem Abfall einer Stabsübung.» So konnte er in der Waldhütte mitfeiern, obwohl er Dienst hatte.
Angesprochen auf den Berufsalltag ist sich das Ehepaar Schwaller einig: Das Schönste war die Vielseitigkeit. «Es ist der Umgang mit den Menschen, das Vertrauen», sagt Robert Schwaller. Oft müsse man Kompromisse finden zwischen dem, wie man behandeln müsste, und dem, was der Patient selber zu tun bereit sei. Und Ruth Schwaller fügt an: «Viele kommen ja auch mit nicht-medizinischen Problemen.»
Grosse Veränderungen
Der Alltag habe sich im Laufe der Zeit stark verändert. «Wir haben heute aus medizinischer Sicht viel mehr Möglichkeiten», sagt Robert Schwaller. Auch die Patienten hätten sich verändert. «Früher hatten wir alle, vom Säugling bis zum Greis. Heute sind es vor allem ältere, chronisch Kranke. Das führte zu Problemen mit Santé Suisse.» Verleidet sei ihnen die Arbeit nie, «obwohl es seit 20 Jahren keinen Teuerungsausgleich mehr gab für die Grundversorger».
Reisen, Enkel und Glocken
In der neu gewonnenen Freizeit wird es dem Ehepaar Schwaller kaum langweilig werden. «Mich zieht es in die Ferne», sagt Robert Schwaller. Seine letzte Reise führte nach Burma und Peking, die nächste Reise wird nach Albanien gehen. Dazu wird er mehr Zeit für seine beiden grossen Hobbys haben: die Fotografie und die Glocken aus aller Welt, die im Haus verteilt sind. Ruth Schwaller wird an zwei Tagen pro Woche die Kinder ihrer Tochter, die in die Praxis eingestiegen ist, hüten: «Und ich hoffe, ich werde ein wenig mehr Zeit für mich haben.»