Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Ein Tropfen auf den heissen Stein

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ein Tropfen auf den heissen Stein

Autor: Carolin Foehr

Es herrscht organisiertes Durcheinander. Die freiwilligen Helfer von «Tischlein deck dich», ein Dutzend an diesem Donnerstag, legen ein letztes Mal Hand an: packen Tiefkühl-Fritten in Plastiktüten, binden Petersilie zu Büscheln und diskutieren, wer wieviele Pakete Gnocchi mitnehmen darf. Die Riesenpizzen – reserviert für Familien ab sechs Personen – liegen separat in der Kühlbox daneben.

Hinter der Tür zum grossen Saal des Franziskanerklosters warten bereits zwanzig Kunden: zumeist Mütter, allein oder mit Kind, aber auch zwei, drei Männer. Mal die älteste Tochter, wenn die Eltern krank oder abwesend sind. Die Einkaufsbeutel halten sie schon bereit, dazu eine Kühltasche für Frischprodukte. «Das ist Vorschrift», erklärt die Verantwortliche Anna Wassmer, «damit nichts schlecht wird.» Es ist ein heisser Tag, fast dreissig Grad.

Irish-Coffee in Pulver

Rund sechzig Freiburger Familien können hier wöchentlich ihren Lebensmittel-Vorrat aufstocken: Brot, Obst und Gemüse, Getränke, Schokolade. Neben diesen Basisprodukten breiten die Helfer auch exotische Waren auf den Tischen aus: Irish-Coffee zum Einrühren, asiatische Snacks und Gewürze oder Salatsauce mit Rochefortkäse.

«Man weiss nie, was der Camion liefert», meint Helfer Karl Fäh aus Villars-sur-Glâne. Auch auf die Menge habe man kaum Einfluss, weil nicht alle Bezüger regelmässig kämen. Mal seien es sechzig, dann wieder nur vierzig Personen. «Da ist das Risiko gross, dass am Ende viel übrigbleibt.»

Obst und Gemüse sind Raritäten

Die Organisation «Tischlein deck dich» sammelt Woche für Woche überschüssige Waren bei über 400 Unternehmen in der ganzen Schweiz ein und leitet sie an ihre Abgabestellen weiter (siehe Kasten). Die Produkte stehen kurz vor dem Verfallsdatum, sind überschüssig oder deren Verpackung leicht beschädigt und können deshalb nicht mehr verkauft, wohl aber noch verzehrt werden. Die Freiburger Abgabestelle erhält auch von der «Schweizer Tafel» und einer städtischen Bäckerei Unterstützung.

Kundenanzahl begrenzt

Trotzdem würden sich die Helfer über weitere engagierte regionale Produzenten freuen. Vor allem bei Obst und Gemüse wisse man nie, ob es für alle Kunden reiche. «Die Bauern beklagen sich, sie hätten zu viel Salat auf den Feldern – aber bei uns kommt kaum Gemüse an», so Anna Wassmer.

Die Gemüse-«Theke» im Saal Père Girard hat heute tatsächlich nur wenig zu bieten. Zwei Kisten Salat, eine mit Zucchini, ein paar Ingwerknollen, Petersilie – mehr können die Helfer nicht anbieten. Die Nonprofit-Organisation kann denn auch nicht den wöchentlichen Einkauf ersetzen. «Aber wir kämen ohne diesen Zustupf nicht über die Runden», gesteht ein Vater, der seit einem schweren Unfall arbeitsunfähig ist und drei Kinder zu ernähren hat. Seit der Eröffnung der Abgabestelle in Freiburg 2006 füllt er hier regelmässig seine Taschen.

Dazu erhält er jährlich eine Bezugskarte – denn nicht jeder kann von «Tischlein deck dich» profitieren. Nur die reformierte Kirche, Caritas und das Freiburger Sozialamt sind im Kanton Freiburg befugt, solche Karten nach bestimmten Kriterien auszustellen (siehe Artikel unten). Dies, um sicherzustellen, dass nur Personen Lebensmittel erhalten, die sie tatsächlich benötigen.

Keine Selbstbedienung

Im Franziskanerkloster scharen sich um 14 Uhr die ersten Kunden um die ordentlich hergerichteten Tische. Unter jedem Produkt steht, wer wie viel mitnehmen darf. Ein Helfer legt die ausgeschriebene Menge in die hingehaltene Einkaufstasche. Selbstbedienung? Fehlanzeige. «Wir verteilen die Waren nach der Anzahl Personen, die im Haushalt leben», erklärt Karl Fäh. Eine gerechtere, aber nicht immer leichtere Abgabe – vor allem, wenn begehrte Produkte nur für einige Wenige reserviert sind, oder für muslimische Familien statt Schweinefleischgerichten Alternativen gefunden werden müssen.

«Häufig kommen ausländische Familien zu uns», erzählt Anna Wassmer. Oft sei eines der Kinder dabei, um zu übersetzen. Die Helfer wissen in der Regel nicht, wie und warum die Bedürftigen in Not geraten sind. Das sei auch gut so, findet Wassmer, denn: «Wir versuchen, so gerecht und sachlich wie möglich zu helfen.»

Trotzdem lassen die Schicksale nicht unberührt. Wie jenes der zehnköpfigen Grossfamilie – der jüngste Sohn noch in den Windeln – die in einer Zweieinhalb-Zimmer- Wohnung lebt. Die Mutter sei auf der Suche nach ei- ner Waschmaschine, übersetzt eine Freiwillige nach dem Rundgang. Ob jemand helfen könne?

Leere Tische

Nach einer Stunde sind die Tische leergefegt, die Kühlboxen bereits weggeräumt. Ein kleines Mädchen darf sich über eine Extrapackung Schokoschnitten freuen – die kann man nicht lagern. Konfitüre- und Senfgläser stehen das nächste Mal wieder auf den Tischen, das überschüssige Brot erhält das Kloster. Dort findet am Samstagmorgen noch die Lebensmittelausgabe der Freiburger Ordensleute statt. «Tischlein deck dich» hat in dieser Woche insgesamt 176 Betroffenen in Freiburg geholfen.

Meistgelesen

Mehr zum Thema