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Ein Video zur Bundesfeier in Gurmels

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Ein Video zur Bundesfeier in Gurmels

Statt eine Festrede zu schreiben hat Ann Lee Zwirner einen Film gedreht

Die 1.-August-Feier in der neu fusionierten Grossgemeinde Gurmels war dieses Jahr etwas anders als sonst. Die übliche 1.-August-Rede wurde fallen gelassen. Stattdessen hat sich die Festgemeinde einen «Heimatfilm» angeschaut.

Von ANGELICA TSCHACHTLI

Die Kirchenglocken läuten. Die Musikgesellschaft Gurmels spielt einen Marsch. Als Organisator begrüsst der Kulturverein die Bürgerinnen und Bürger. Dann singen die Anwesenden feierlich die Hymne über das Morgenrot und ein Strahlenmeer, unter kräftiger Begleitung der Musizierenden. So oder ähnlich wie in Gurmels verlief die 1.-August-Feier wohl auch anderswo. Und doch war die Feier in Gurmels dieses Jahr etwas ungewöhnlich.

Neugestaltung der 1.-August-Feier

Ann Lee Zwirner aus Kleinbösingen wurde vom Kulturverein Gurmels angefragt, eine 1.-August-Rede zu halten. Der Verein ahnte vielleicht, dass Zwirner, die zeichnet, Filme macht, Kinderbücher herausgibt, allerlei Produkte gestaltet – dass diese Frau mal etwas anderes bringen wird. «Die Leute dachten wohl, dass sie eine freche und kritische Rede hören würden», vermutet Ann Lee Zwirner. Sie ist überzeugt, dass die 1.-August-Feier künftig anders gestaltet werden muss, damit auch Junge den Anlass besuchen. Deshalb hat sie dem Kulturverein «Ja, aber» gesagt. Sie wolle zwar keine Rede halten, aber einen Film zum Thema Heimat drehen. Der Kulturverein fand die Idee gut und so ging Ann Lee Zwirner ans Werk. In der kurzen Zeit von gut zwei Wochen entstand «ein Heimatfilm».

Vom Pöstler bis zur Schützenkönigin

Der Film beginnt mit Alphornklängen, Leuten in Tracht beim Volkstanzen, und zwischendurch erscheinen Stimmungsbilder mit einem 1.-August-Feuer. «Ich habe bewusst die Klischees der Schweiz gewählt, um so direkt in die Thematik einzusteigen», erklärt Ann Lee Zwirner. Die Musik zum Film stammt von ihrem Sohn Kaspar Zwirner, der die Schule für Multimedia und Kunst in Freiburg besucht.

Sie hat Personen aus den Dörfern, die zur Gemeinde Gurmels gehören, nach ihrer Meinung zur Schweiz, zum Thema Heimat und über ihr eigenes Dorf befragt. Der Pöstler, die Zivilstandsbeamtin, Schüler und Lehrlinge kommen ebenso zu Wort wie die Schützenkönigin, die mit einem Gewehr in ihrem Blumengeschäft gezeigt wird. Zwirner fragte sie nach ihren Wünschen an das Geburtstagskind «Schweiz». Ein Landwirt zum Beispiel möchte, dass in der Schweiz mehr einheimische Produkte gekauft werden. Als zweiten Wunsch äussert er seine Hoffnung auf eine Schweiz, die sich ein bisschen öffnet.
Mit diesem Film hat Zwirner vielen Leuten das Wort erteilt, die sich sonst kaum zu diesen Themen äussern würden. Statt eine einzelne Festrednerin hat sich Gurmels dieses Jahr eine «Gemeinschaftsrede» angehört, eine Art basisdemokratische Alternative zur üblichen Honoratioren-Ansprache. Dieser demokratische Charakter ihrer Idee ist Zwirner durchaus bewusst. Dennoch wollte sie mit ihrem «Heimatfilm» keine eigentlich politischen Themen anreissen. «Der Film ist sehr apolitisch. Er soll zum Nachdenken und hoffentlich zum Schmunzeln anregen.»
Nicht nur geschmunzelt, auch gelacht wurde gestern Abend. Ammann Alfons Blanc war begeistert. «Super» fand er den Film. Wenn man bedenke, dass eine Aussenstehende den Film gemacht habe … «Aber vielleicht braucht es eben genau das.» Eine Jugendliche, die selber vor der Kamera gestanden hatte, war von der Filmvorführung in der Scheune der Rossfreunde ebenfalls angetan. «Das war einmal etwas anderes als die Rede, bei der sowieso jeder schnarcht.» Ein 79-jähriger Landwirt, der seit seiner Geburt in Gurmels lebt, hat den Film «nicht schlecht» gefunden. «Wenn es schon kein Feuer geben konnte, so war das doch ein guter Ausgleich», meinte er und biss danach in die saftige Gratiswurst, welche die Gemeinde jedes Jahr offeriert.
Ann Lee Zwirner über die Schweiz

«Ich habe die Schweiz sehr gern. Alles ist mir vertraut hier, ich kenne die Zusammenhänge. Als ich jung war, träumte ich immer davon, ins Ausland zu gehen; hier war es mir zu eng. Aber je älter ich werde, desto mehr mag ich es, hier zu sein. Ich bin gerne da, wo ich die Sprache verstehe. Mein Problem mit der Schweiz: Ich finde, das Land hat unglaublich viele kreative Ressourcen, viele Ideen. Ich kenne kein anderes Land, wo in Bereichen wie Technik, Kunst und besonders im Sport so viele gute Ideen vorhanden sind. Aber ich habe das Gefühl, diese werden kaum zur Kenntnis genommen. Nur wer Mittelmass ist, gehört dazu. Man muss ins Ausland gehen, um Erfolg zu haben. Das ist schade! Kreativität ist etwas Einzigartiges und der Staat sollte dafür Geld freimachen. Was für Schweizer als grosse Tugend gilt, so die Bescheidenheit, empfinde ich nicht als Tugend. Man darf auch mal stolz sein auf das Land. Man darf durchaus mal ein bisschen feiern am 1. August. Der Geburtstag der Schweiz könnte auch als Diskussionsbasis dienen, um über das Land nachzudenken.

Mein Wunsch für die Schweiz: mehr Toleranz, mehr Experimentierfreudigkeit. Es ist Zeit, sich auf Neues einzulassen. Nichts ist mehr sicher heute, die Renten zum Beispiel. Es findet ein Umbruch statt, alte Werte zählen nicht mehr, es müssen neue gefunden werden. In der Geschichte waren Umbruchzeiten immer die wichtigsten. Und man sollte mehr den Jungen zuhören – es ist wichtig, sie ernst zu nehmen.» at

Ann Lee Zwirner, 1951 in den USA geboren, ist in der Schweiz aufgewachsen. Zwischendurch weilt sie auch immer wieder im Ausland. Sie ist amerikanische Staatsbürgerin, will aber nächstens den roten Pass beantragen. Sie führt zusammen mit ihrem Ehemann Peter Zwirner das Atelier Grünenburg für Produktegestaltung in Kleinbösingen. Als Filmemacherin arbeitet sie seit drei Jahren.

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