Ein würziger Neuling
Staatswein aus Gamaret-Trauben
Mit dem Gamaret hält eine neue Traubensorte Einzug ins Staatsweinsortiment aus dem Vully. Die Meinungen zu diesem neuen Roten fielen an der offiziellen Degustation in Mur unterschiedlich aus.
Von PATRICK HIRSCHI
«Das wird wohl nie mein Lieblingswein.» «Er weist aber eine viel versprechende Struktur auf.» Die Gespräche unter den Gästen anlässlich der offiziellen Degustation des Freiburger Staatsweins im Schloss von Mur (Haut-Vully) vom Montag zeigen, dass der Gamaret sich im Wistenlach erst noch beweisen muss.
Der Verwalter der Freiburger Staatsreben, Felix Aeby, zeigt sich wenig überrascht, dass der Gamaret nicht auf ungeteilte Begeisterung stösst. «Er geht geschmacklich etwas in Richtung Côtes-du-Rhône und ist nicht jedermanns Sache», sagt er gegenüber den FN.
Der Gamaret ist eine Kreuzung aus Gamay und Reichensteiner – ein vollkommen anderer Weintyp als der Pinot noir, mit angenehmem Gerbstoff, ausgewogen und von erstaunlicher Ausdruckskraft. Er passt damit sehr gut zu Wildgerichten.
Auffällig am Gamaret ist seine tiefrote Farbe und sein komplexes Gewürzaroma. Im Lavaux, dem anderen Freiburger Staatsweingut am Genfersee, wird diese Traubensorte schon länger angebaut. Allerdings wird sie dort nur für Assemblagen verwendet – also für Weine aus mehreren Traubensorten. Im Wistenlach hingegen haben Assemblagen keine Tradition.
Typisches Aroma gut entwickelt
Nach dem aussergewöhnlichen Jahrgang 2003 durfte man gespannt sein, wie der 2004er ausfallen würde. Der Weisswein (Chasselas) erhielt von den Fachleuten das Prädikat «blumig, fruchtbetont, frisch im Gaumen und typisch Terroir Vully». Der Rotwein (Pinot noir) sei rassig, mit deutlicher Weichsel- und Kirscharomatik sowie geschmeidigen Tanninen. Damit seien diese Weine bereits trinkreif, befand die Jury.
Obwohl etwas kühler als 2003, war auch das Weinjahr 04 wiederum wärmer als normal. Dies erlaubte es den Trauben, ihre Typizität sehr deutlich zu entwickeln. «Beim Keltern waren nur wenige Korrekturen notwendig», informierte Kellermeister Francis Chautems.
Anspruchsvolles Anbaugebiet
«Wein zu kultivieren ist etwa ähnlich anspruchsvoll wie Kinder grosszuziehen», meinte Staatsrat Pascal Corminboeuf. Er lobte den edlen Tropfen aus dem Vully, «einem Anbaugebiet, auf dem andere vielleicht Probleme hätten, einen anständigen Wein hervorzubringen», meinte er.
Bei den weissen Traubensorten wurde ein durchschnittlicher Ertrag von 1010 Gramm pro Quadratmeter geerntet, während bei den roten Sorten 900 Gramm pro Quadratmeter gelesen werden konnten. Die Weinernte 2004 ergab 142 Hektoliter weissen Etat de Fribourg, 131 Hektoliter weissen Château de Mur, 81 Hektoliter roten Château de Mur und 26 Hektoliter roten Etat de Fribourg.
Rotwein etwas teurer geworden
Die Preise bleiben für die Weissweine unverändert, werden hingegen für die Rotweine leicht erhöht. Sie betragen je Flasche (7 dl) für den Weisswein 9 Franken und für den Rotwein 13 Franken. Der Weisswein ist ab Anfang April 2005 und der Rotwein ab September 2005 erhältlich.
Der Staat Freiburg ist im Vully seit 1899 Eigentümer von 2,2 Hektaren Rebland und seit 1964 Pächter des Rebgutes und des Weinkellers vom Château Mur, welches sich im Besitze von Familie Wacker befindet. Dieses Gut umfasst 3,2 Hektaren Rebland.