Autor: Hubert Reidy
MurtenDer Höhepunkt nach der Pause: Eine leidenschaftlich mitreissende Interpretation des ersten Klaviertrios von Johannes Brahms in H-Dur: Technische Brillanz, ein untrügliches Zusammenspiel und vor allem ein ungemein präsentes, blühendes, emotional ergreifendes Musizieren.
Berwald und Schumann
Die Interpretinnen eröffneten das Konzert mit dem Klaviertrio Nr. 3, d-Moll (1851), des schwedischen Komponisten Franz Berwald (1796- 1868). Die Komposition verrät geschicktes Handwerk, reiche melodische Erfindungskraft, allerdings kaum eine eigenständige, subjektivistische Sprache.
Der Klavierpart ist zum Teil äusserst virtuos geschrieben, und der Pianist und Artist in Residence lotet den dankbaren Klavierpart sehr dezent, unaufdringlich aus.
Geigerin und Cellistin werfen sich die zahlreichen imitatorischen Motive präzise und mit variabler Dynamik und Artikulation zu, Rubatopassagen im zweiten Satz und Unisonostellen im dritten Satz werden genau, ausdrucksvoll und wenn nötig mit Verve gestaltet.
Robert Schumann führt uns in eine subjektivere Welt. Als Liederkomponist verarbeitet er im ersten Satz des Klaviertrios in F-Dur (1847) sein Lied «Dein Bildnis wunderselig, hab ich im Herzensgrund» (Eichendorff).
Die Interpretinnen lassen die Satzbezeichnung «Sehr lebhaft» mit Lust und Engagement, mit reichem Ausdrucksspektrum erklingen.
Teil des Ganzen
Die lyrischen Passagen im zweiten und dritten Satz werden schlicht, unaufdringlich, natürlich vorgetragen, alle Musizierenden hörend darauf bedacht, ihr Instrument als Teil eines Ganzen einzusetzen.
Und nach einem etwas gezügelten Beginn (vgl. Satzbezeichnung «Nicht zu rasch») wird der vierte Satz schwungvoll, mitreissend beendet.
Der Höhepunkt
Dann also der Höhepunkt des Abends, die Interpretation des frühen Klaviertrios in H-Dur von Johannes Brahms. Ein wundersamer Beginn des Klaviers, die Cellistin setzt das erste Thema warm, innig fort. Die Geigerin übernimmt das Thema mit blühendem Ton, und nun verzaubern die drei Solisten den Zuhörer mit ihrem innigen, ungemein flexiblen, virtuosen, temperamentvollen, lyrischen und dramatischen Spiel.