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Eine Ausstellung zeigt die vielen Gesichter des Alterns

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Wie möchtet ihr leben, wenn ihr alt seid?», fragt der Senior Guide Toni Büchler die zehn Gäste, die im ersten Raum rund um einen grossen, blauen Tisch sitzen: fünf Erwachsene, drei Kinder und zwei Jugendliche. In der Schublade liegen zehn auf Karton aufgezogene Fotos. Bilder vom Altsein. Jeder Gast wählt eines aus und erklärt, warum. Das Bild «Grossmutter mit Kind im Spiel vertieft» wird drei Mal gezogen. «Ich möchte es im Alter lustig haben», kommentiert die zwölfjährige Sophie. Die Mutter Ursula P. meint: «Ich möchte lebendig bleiben, und das kann man nur mit Kindern.»

Experten des Altseins

Die Ausstellung «Dialog mit der Zeit» im Museum für Kommunikation in Bern rückt die Kunst des Alterns ins Rampenlicht. 30 Senior Guides im Alter von 70 bis 84 Jahren regen als Experten des Altseins zum Nachdenken, Mitmachen, Mitreden an. Alle geistig und körperlich fit, sind sie gleichsam Teil der Ausstellung. Mit ihren Lebensgeschichten vermitteln sie ein positives Bild vom Älterwerden. Alles Privilegierte? Ein verzerrtes Abbild der Gesellschaft?

 2035 wird ein Viertel der Bevölkerung in der Schweiz über 65 Jahre alt sein. Dieser demografische Wandel ist die grosse Herausforderung unserer Zeit. Schlagworte wie Überalterung, steigende Pflegekosten und die Gefährdung der AHV machen die Runde. In den Medien prägen Unsicherheit und Ängste die Diskussionen zum Thema Alter. Doch entspricht dieses reduzierte Bild der Realität? Kaum. Altern hat viele Gesichter. Genau hier setzt die Ausstellung «Dialog mit der Zeit» ein, mit der Kernfrage: Wie lebe ich, wenn ich alt bin? Kreativ und spielerisch nimmt sie die unterschiedlichen Aspekte des Alterns auf.

Neu verliebt mit 78 Jahren

Toni Büchler führt uns in den Raum zwei. Hier dürfen wir alleine agieren. Wie ist das, wenn man mit Parkinson eine Türe aufschliessen soll? Ein Besucher steckt die Hand in eine Manschette, die unablässig zittert. «Oh, das ist ja unmöglich», ruft der 76-Jährige. Und wie ist es, wenn man zentnerschwere Beine hat und die Treppe hinaufsteigen sollte? Schwere Manschetten am Bein simulieren die Müh und Not.

Doch Raum zwei zeigt auch positive Lebensentwürfe. So erzählt eine 78-jährige Frau, wie sie im Internet einen Partner gefunden und sich verliebt hat. «Im Alter steckt ein grosses Potenzial», kommentiert Toni Büchler.

Eigene Antworten finden

In Raum drei gilt es, aufzuräumen mit Klischees. Die Schweiz zählt zurzeit 8,1 Millionen Einwohner. Wie viele davon sind über 65 Jahre alt? Per Knopfdruck müssen wir antworten. Die meisten tippen drei Millionen. «Es sind nur 1,5 Millionen», sagt Büchler. «Das zeigt uns, wie sehr wir geprägt sind von Klischees.» Auch bei der nächsten Frage, wie viele Leute über 80 keine Pflege brauchen, liegen die meisten falsch. Es sind nämlich über 90 Prozent, die keiner Pflege bedürfen. Zu Buche schlagen vorab die letzten zwei Jahre des Lebens. «Sterben ist teuer», ruft jemand aus einer Ecke.

Die Führung durch die drei Räume dauert eine Stunde. Doch kaum jemand geht danach gleich nach Hause. In der Vorhalle faszinieren übergrosse Sanduhren. Darüber hängen grosse Tafeln mit Fragen wie: Habe ich Angst vor dem Alter? Habe ich jemals über mein Alter gelogen? Ab wann bin ich alt? Antworten muss jeder selber finden. An Ort und Stelle oder besser noch bei einem Glas Wein im Museumscafé.

Ich möchte es im Alter lustig haben.

Sophie (12)

Ausstellungsbesucherin

Praktische Informationen

Das Alter in all seinen Facetten entdecken

Öffnungszeiten:Bis zum 10.Juli. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr. Gruppen sollten sich 14 Tage im Voraus anmelden.

Anfahrt:Helvetiastrasse 16. Ab Bahnhof Bern mit dem Tram Nr. 6, 7 oder 8 bis Haltestelle «Helvetiaplatz»; links am Historischen Museum vorbei.

Rahmenprogramm:

•«Zusammen alt werden. Schön wärs»: Referat von Paartherapeut Klaus Heer. Di., 2. Februar, 18.30 Uhr.

•«Alt werden im Gegenlicht»: Referat von Maja Wicki-Vogt über die Entscheidungsfreiheit im Pflegeheim. Di., 1. März, 18.30 Uhr.

•«Das Alter–Verkannt, verdrängt und doch allgegenwärtig»: Referat von Pasqualina Perrig-Chiello. Di., 5. April, 18.30 Uhr.

Schulen:Das Museum stellt für Lehrpersonen kostenlos didaktisches Material zur Vor- und Nachbereitung eines Ausstellungsbesuches zur Verfügung. Die Ausstellung eignet sich für Jugendliche vom 5. Schuljahr bis und mit Sekundarstufe II. Reservation notwendig.il

Interview: «Dieser Job ist ein Geschenk»

I n der Ausstellung «Dialog mit der Zeit» führen sogenannte Senior Guides die Besucherinnen und Besucher durch die Räume und regen sie zum Nachdenken und Erzählen an. Über 120 Frauen und Männer haben sich für die Aufgabe gemeldet; 35 wurden ausgewählt. Die Bewerber mussten sich einem mehrteiligen Assessment unterziehen und den 70. Geburtstag hinter sich haben. Die Auserwählten sind eine bunt gemischte Gemeinschaft aus unterschiedlichen Berufsgattungen: Professor, Ingenieur, Laborantin, Gemeinderat, Schlosser, Kinderpsychologin, Lehrerin – junge Alte, die beweisen, dass man mit 70 noch einen neuen Job ausüben kann. Unter ihnen sind auch Susi Pettinato und Paul Tschopp aus Düdingen sowie Toni Büchler aus Freiburg.

Toni Büchler ist seit November im Einsatz. Mit den FN hat er über seine Aufgabe gesprochen.

 

Toni Büchler, Sie haben jetzt schon über 40 Führungen gemacht. Wie war das?

Jedes Mal anders. Je nach Zusammensetzung der Gruppe. Da gibt es Besucher, die engagiert über die Vorstellungen von einem glücklichen Alter sprechen, andere ziehen es vor, eher zuzuhören. Es gibt auch Gäste, die über persönliche Erfahrungen berichten. So entstand kürzlich in einer Gruppe ein Gespräch über Exit. Das hat berührt. Dieser Job ist ein grosses Geschenk für mich.

 

Der Tod und das Sterben werden ausgeklammert. Warum?

Die Ausstellung will auf die positiven Seiten des Alters hinweisen. Sie möchte auch Klischees relativieren, zum Beispiel, dass die Schweiz ein Volk von vielen Alten sei. In der Schweiz sind circa 18 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt, in Japan sind es 25 Prozent.

 

Gibt es Fragen, die immer wieder auftauchen?

Sicher, etwa warum das Potenzial der Rentner und Rentnerinnen so wenig genutzt wird. Da ist aber viel in Bewegung. So erzählte ein Besucher aus Stans von einer Rentnergruppe, die sich auf privater Basis zusammengeschlossen und eine Art Arbeitseinsatzbörse eröffnet hat. In den vielen Gesprächen ist auch klar geworden, dass eigentlich nur jene alt wirken, die sich für nichts mehr interessieren und begeistern. il

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