In seinen Werken vermischt er Reales mit Fantastischem, Surrealem und auch Zeitkritik kommt nicht zu kurz, der Freiburger Jean-Pierre Humbert strotzt vor Ideen. Jedes Bild erzählt eine Geschichte. Gestern stellte Humbert seine neue Ausstellung im Museum Murten vor. Es ist ein Querschnitt seines Schaffens der letzten 50 Jahre und lehnt sich an seine Monografie mit dem Titel «Anachroniques» an. Die Vernissage findet morgen Samstag statt (siehe Kasten).
«Nachher ist vorher»
In Murten sind aktuelle Werke wie auch ältere Arbeiten, die Jean-Pierre Humbert neu aufbereitet hat, zu sehen. Das Spektrum des Künstlers ist breit: Er arbeitet mit verschiedenen grafischen Drucktechniken. Auch Zeichnungen gehören zu seinem Repertoire. Humbert scheut sich nicht, die Techniken zu vermischen oder ein älteres Werk mit einer anderen Methode neu zu erfinden. Doch nur jene, die ihm heute noch gefallen, wie er sagt. Oder jene, die er für wichtig erachtet. Seine Bilder haben etwas Verspieltes, sind gleichzeitig kraftvoll und machen auch vor der Vergänglichkeit nicht halt: Zerstörung und Verfall sind Hauptbestandteile vieler seiner Werke. Mit Untergang hat das für den Künstler aber nichts zu tun: «Das Ende ist der Beginn von etwas Neuem», sagt Jean-Pierre Humbert und schmunzelt, «nachher ist vorher». Es sei eine Form des Wiederauflebens, das Feuer eine ästhetische Erwärmung; deshalb der Titel der Ausstellung. Humbert lässt sich kaum dazu verleiten, seine Werke konkreter zu kommentieren, «die Betrachterin und der Betrachter sollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen».
Es ist nicht immer klar, wann und mit welcher Technik das Werk entstanden ist. Alles will Jean-Pierre Humbert nicht preisgeben: Er schweigt sich darüber aus, welche Technik er für die Flammen auf seinen Bildern angewandt hat. Er wolle jedem Bild eine Dramaturgie verpassen, gerade das Element Feuer berge viel Potenzial, «ich hatte Lust dazu», sagt der Künstler vor seinen Werken im Museum Murten mit Schalk in den Augen.
Der Betrachter soll einen Spaziergang machen in seinen Bildern: «Die Leute können sich ein Bild aussuchen, sich für dieses Bild Zeit nehmen und sich davon leiten lassen.» Erst nach dem Betrachten des Bildes sollen die Besucherin und der Besucher auch den Text zum Werk lesen, so der Wunsch des Künstlers. «Der Text ist manchmal ein Witz, aber nicht immer.» Es seien auch Wortspiele dabei, sagt der Freiburger, der zwar Senslerdeutsch kann, sich aber lieber in französischer Sprache ausdrückt.
Zu seinen Lieblingsthemen gehören Landschaften, Städte, Menschenmassen, die Natur, oft dramatisch inszeniert. Auf seinen Werken gibt es das Meer und oft Bäume zu entdecken, die mit Menschenporträts verschmelzen.
Auch als Verleger tätig
Jean-Pierre Humbert lebt in Freiburg. Seit mehr als 50 Jahren widmet er sich dem Kunstschaffen und der Kunstförderung. 1985 gründete er die Atelier-Galerie Contraste, die noch heute als Verlagshaus für Grafiken und Bücher dient. In der Galerie finden Ausstellungen, Konzerte und auch Wettbewerbe statt. 1991 war es ein internationaler Gravur-Wettbewerb, 2014 ein Turnier in digitaler Radierung.
Die Monografie mit dem Titel «Anachroniques» ist im Verlag Contraste erschienen und umfasst 256 Seiten. Es ist ein Panorama des Lebens von Jean-Pierre Humbert als sesshafter Abenteurer, wie er sich selber beschreibt. Das Buch bildet den roten Faden für die Ausstellung im Museum Murten.
Programm
Vernissage und zwei Führungen
Die Vernissage der Ausstellung «Ästhetische Erwärmung» findet am Samstag um 18 Uhr im Museum Murten statt. Führungen mit dem Künstler Jean-Pierre Humbert sind am 4. April und am 16. Mai jeweils um 19 Uhr vorgesehen.
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