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Eine Carmen auf freier Wildbahn

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Eine Carmen auf freier Wildbahn

Premiere des 10. Opernfestivals in Avenches

Einzigartige Hauptdarsteller, ein präzis geführtes Orchester und eine auf das Wesentlichste reduzierte, aber wirkungsvolle Inszenierung sorgten am vergangenen Freitagabend im römischen Theater für ein denkwürdiges Opernerlebnis.

Von HUGO SCHALLER (Text)
und CHARLY RAPPO (Bilder)

Es kann nicht die eigentlich simple Geschichte von Liebe, Leidenschaft und rasender Eifersucht – auf der Novelle von Prosper Mérimée basierend – sein, welche die zeitlose Faszination dieser Oper ausmacht. Zwar erfüllt uns der emanzipierte moderne Geist der Carmen, die kompromisslos ihren Weg der absoluten Selbstbestimmung geht, mit Bewunderung. Doch die Tiefenwirkung des Werks liegt wohl eher in dieser erschütternden Nähe von unbändiger Lebensfreude, freier Lebensbestimmung des Menschen und dem machtlosen Ausgeliefertsein gegenüber den Schicksalsmächten. Bizets geniale Musik widerspiegelt genau dieses Spannungsfeld. In seinem Todesjahr 1875 uraufgeführt, kündigt schon der Schlussteil der Ouvertüre nicht nur das bittere Ende der Carmen im vierten Akt an, sondern die Dramatik dieser Passage könnte ebensogut schon als Vorahnung seines eigenen Todes dastehen.

Musikalität und starke Mimik

Mit ihrem schauspielerischen und vokalen Naturtalent brachte die Sardo-Zairerin Sarah M’Punga an der Seite des weltberühmten Alberto Cupido als Don José eine schier leibhaftig wirkende Carmen in die Arena von Avenches. Mit ihrer tief timbrierten Stimme, grosser Musikalität und einer perfekten Technik verfügt sie über einen ganz seltenen Reichtum an Klangfarben. In der Habanera, noch mehr im «Tra la la . . .» des «Chanson et mélodrame» und im «Chanson bohème» des zweiten Aktes erreichte sie eine Gesangskunst, die musikalisch und darstellerisch eine authentisch wirkende Carmen zum Ausdruck brachte. Solch hohe Kunst liess die einzige Schwäche, die nicht ganz perfekte Diktion, gerne vergessen.

Alberto Cupido liess Sarah M’Punga ihren Lebensraum auf der Bühne und mimte den biederen, aber tief empfindenden Soldaten Don José, dessen Wesen urplötzlich zur mörderischen Leidenschaft durchbricht, mit einzigartiger Meisterschaft. In «La fleur que tu m’avais jetée» findet seine Kunst ihren berührendsten Ausdruck. Mit weicher kraftvoller Stimme findet er in jedem Moment die genaue Mischung aus Gefühl, Musik und Charakterisierung der dargestellten Person. Besondere Gunst des Publikums ersang sich auch Maya Dashuk als Micaëla. Ihre Rolle der Unschuld vom Lande spielte sie rührend, mit grossem Können und darstellerischer Glaubwürdigkeit. Nicolas Testé als Escamillo, Miguel Sola als Zuniga, Claude Eichenberger und Julia Milanova als Mercédès und Frasquita fügten sich vollends in die hohe Welt der Protagonisten ein.

Das neu gegründete Festivalorchester unter der Leitung von Antonio Pirolli löste seine Aufgabe sehr gut. Dass der Dirigent angesichts der delikaten Freiluftakustik auf rhythmische Präzision setzte und das Orchester immer in perfekter Übereinstimmung mit dem dramatischen Geschehen zum Klingen brachte, spricht für seine musikalische Intelligenz und Kompetenz. So konnte sich das vokale Geschehen sowohl bei den Solisten als auch beim Chor ungehindert entfalten.

Chor und Orchester überzeugen

Die Schönheit der Bizet’schen Musik kam auch bei den Chorpartien – wie zum Beispiel den berühmten Einschüben «Sur la place, chacun passe» zum Tragen. Und auch die Kinder von Avenches sangen mit erfrischender Echtheit ihre nicht immer ganz leichten musikalischen Einsätze. Leichte Synchronisationsschwierigkeiten ergaben sich zwischen Chor und Orchester an einzelnen Stellen des vierten Aktes. Doch ist dies angesichts der Distanzen in der Arena nicht verwunderlich. Vielleicht liesse sich auch noch – trotz der Arenadimensionen – etwas mehr aus Crescendo- und Descrescendoeffekten herausholen. Bei Chor und Orchester blieb ein musikalisch hervorragender Gesamteindruck zurück.

Nüchterne Inszenierung

Zum eindrücklichen Gesamtbild der Oper trug die Regie und Inszenierung von Renzo Giacchieri Entscheidendes bei. Mit der Integration des Turmes der Arena als Zigarettenfabrik entstand mit der Arkadenbrücke ein raffiniertes Bühnenbild. Mit Minimalaufwand – Fackeln, Lagerfeuer, Blumen- und Früchtewagen, Statisten als Handwerker und Markthändler, Tabakballen und Fahnen – konnte so stets treffsicher die entsprechende Botschaft übermittelt werden. Die zwei Esel am Horizont und die zwei Pferde für die Szene in der Stierkampfarena setzten vitale Akzente auf dieses wirkungsvolle Gesamtkonzept.

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