Autor: Pascal Jäggi
Seien wir ehrlich: Freiburg ist eine kleine Stadt. Vielleicht können sich die Politiker und Bewohner gerade deshalb stundenlang über kleine Themen aufregen. Den einen hats zu viel Verkehr, die anderen wollen freie Fahrt für ihre Karossen. Grosse Fragen wie «Braucht es eine Einbahnstrasse vor dem Bahnhof» oder «Sind wir eine Velostadt, weil wir 20 Fahrräder vermieten» und Untergangsszenarien für das Burgquartier nach der Schliessung der Zähringerbrücke (Lieblingsspruch: «Wir wollen nicht in einem Museum leben!») – das ist der Stoff, aus dem Preise gemacht sind.
Einbahn-Sündenbock
Die Einbahnstrasse muss wieder rückgängig gemacht werden, denn ohne sie hätten wir kein Verkehrsproblem, war hie und da zu hören. Ach ja, das Kurzzeitgedächtnis. Wer vor fünf Jahren am Samstagnachmittag versucht hat, sich durch die Innenstadt zu drängen, brauchte auch damals schon viel Geduld. Doch ist es einigen Politikern gelungen, das Thema prominent zu positionieren. Das nennt man auf Neudeutsch Agenda Setting (fragen Sie mal bei der SVP, wie das geht). Der Gemeinderat reagierte sehr spät. Eine erklärende Präsentation erschien erst im September. Bei der Einführung im Juni redeten die Politiker an der Bevölkerung vorbei. Gute Kommunikation sieht anders aus, aber das ist ein anderes Thema.
Auf dem Weg zur Velostadt
Regelmässig erscheinen Berichte, die Freiburg als eine der Velo-unfreundlichsten Städte darstellen. Doch ein Hoffnungsschimmer ist auszumachen: Einerseits können sich die Velofahrer auf einigen Metern in der Bahnhofallee sicher fühlen, solange kein Fussgänger in den Weg springt, andererseits gibts jetzt Velos fast gratis. Das reicht vielleicht, um vom letzten auf den zweitletzten Platz zu rutschen.
Drohender Niedergang
Lange dauert es noch, bis die Poyabrücke gebaut sein wird. Doch ihr Schatten, die Schliessung der Zähringerbrücke für Autos, liegt bereits drohend über dem Burgquartier. Das ganze Leben wird aus dem Quartier weichen, wenn Heidi aus Tafers ihren Chlapf nicht mehr vor dem Blumenladen abstellen kann und Jean vom Schönberg den Bus nehmen muss, um im «Gothard» ein paar Gläser Wein zu sich zu nehmen. Was bleibt laut den Untergangsszenaristen? Ein Freilicht-Museum, bewundert von knausrigen Touristen. Falls jemand seine Wohnung in der Reichengasse verkaufen will: bitte bei mir melden!