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Eine Forscherin in der Notschlafstelle

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Im Jahr 1991 entstand der Verein La Tuile. Just zum 25-Jahr-Jubiläum hat Carolyne Grimard, Doktorassistentin an der Universität Freiburg im Bereich der Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit, eine Feldstudie beendet, die sie in der Notschlafstelle durchgeführt hat. Diese Studie wird sie am Donnerstag an einem thematischen Abend, den die Notschlafstelle im Rahmen des Jubiläumsjahres organisiert, vorstellen (siehe auch Kasten).

«Ich war einfach da»

Sie habe sich auch schon in Montreal mit der Rolle von Notschlafstellen auseinandergesetzt, sagt die Kanadierin, die 2011 für die Forschung nach Freiburg gekommen ist, den FN. «Da lag es nahe, dass ich mich auch hier mit dem Thema auseinandersetze.»

Ziel der Untersuchung sei es gewesen, zu erforschen, welche Arbeit die Notschlafstelle La Tuile für die Obdachlosen in Freiburg leisten könne. «Was geschieht auf der institutionellen Ebene, um eine soziale Wiedereingliederung zu ermöglichen? Warum landen manche Leute in der Notschlafstelle? Und wie kommen sie aus dieser Situation wieder heraus?»

Um all diese Informationen zu erhalten, musste Carolyne Grimard einiges an Zeit aufwenden. «Viele Nutzer der Notschlafstelle waren zunächst misstrauisch. Während mehreren Monaten habe ich die Notschlafstelle deshalb besucht, ohne Fragen zu stellen. Ich war einfach da.» Erst mit kurzen, informellen Wortwechseln hätten die Leute das Vertrauen gefunden und sich schliesslich auch bereit erklärt, Grimard ihr Leben zu erzählen. Schliesslich sind nun die Aussagen von 26 Nutzern der Notschlafstelle in die Arbeit eingeflossen.

Viele sind arm

Etwas überrascht sei sie davon gewesen, welche Personen die Notschlafstelle nutzten, sagt Carolyne Grimard. Während in Montreal die meisten Obdachlosen auch mit Sucht- und psychischen Problemen zu kämpfen hätten, sei dies in Freiburg nicht der Fall. «Längst nicht alle Nutzer der Notschlafstelle sind Obdachlose im klassischen Sinn. Viele sind einfach arm, manche werden auch betrieben.» Vor allem Männer hätten in diesen Situationen oft Mühe, Freunde und Familie um Hilfe zu bitten, und kämen lieber in die Notschlafstelle, wo sie anonym bleiben könnten. Gerade in solchen Fällen brauche es oft nicht viel, um eine Lösung zu finden, sagt Carolyne Grimard. Umso wichtiger sei deshalb die Entwicklung, die La Tuile in den letzten Jahren durchgemacht habe: Von der reinen Notschlafstelle, die nicht viel mehr bietet als ein Bett und eine warme Mahlzeit, hin zu einer Institution, die mit der Präsenz einer Sozialarbeiterin und dem Angebot für betreutes Wohnen eine echte Begleitung biete.

Grundsätzlich sei eine soziale Wiedereingliederung für alle möglich, ist Carolyne Grimard überzeugt. «Es gibt jedoch Leute, die nicht ganz so funktionieren, wie dies die Mehrheit von uns tut. Akzeptieren wir das, wird es gehen.»

Für manche Leute sei es etwa schwierig, eine Arbeit während längerer Zeit zu behalten und einen Haushalt zu führen. Eine Begleitung über die Zeit in der Notschlafstelle hinaus sei deshalb extrem wichtig. «Manchmal reicht es, wenn ein Sozialarbeiter zwei Stunden in der Woche vorbeischaut, etwa um Probleme zu besprechen oder beim Ausfüllen der Steuererklärung zu helfen.»

Investition, die sich lohnt

Diese zusätzlichen Dienste erschienen zwar auf den ersten Blick kostspielig, räumt Grimard ein. Längerfristig lohne sich die Investition aber, ist sie überzeugt: «All die Nächte, in welchen diese Leute sonst in die Notschlafstelle zurückkehren würden, wären teurer.»

Programm

Eine Feldstudie und ein runder Tisch

Die Notschlafstelle La Tuile in Freiburg feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Im Rahmen dieses Jubiläums organisiert sie am Donnerstag im Café du Jura in Freiburg einenthematischen Abendzur Fragestellung: «Obdachlos oder in Wohnungsnot in Freiburg. Welche Mittel gibt es, um damit zurechtzukommen?» Um 18 Uhr wird Carolyne Grimard dieResultate einer Feldstudiepräsentieren. Um 19 Uhr folgt einrunder Tischzur Frage: «Welche Arbeit muss gemacht werden, um die häusliche Eingliederung–zwischen sozialen Angeboten und dem Immobilienmarkt–zu sichern?» Teilnehmende sind die Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre, der Philosoph Claude de Jonckheere, Annamaria Colombo, Dozentin an der Hochschule für Soziale Arbeit, sowie Eric Mullener, Direktor der Notschlafstelle La Tuile.rb

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