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Eine Frau reicht Jesus das Wasser

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Wort zum Sonntag

Autor: Ingrid Grave

Eine Frau reicht Jesus das Wasser

Mit der Bitte «Gib mir zu trinken!» eröffnet Jesus das Gespräch mit der Frau. Was für uns heute auf einer Wanderung das Normalste von der Welt wäre, ist in der Erzählung beim Evangelisten Johannes (4,5-42) so etwas wie eine Provokation von Seiten Jesu. Entsprechend reagiert die Frau: Wie kannst du als Jude von mir, einer Samariterin, zu trinken begehren? – Der Text selbst sagt auch gleich, wo das Problem liegt: Juden verkehren nämlich nicht mit Samaritern. Das hatte seine Gründe. Die Juden hielten sich für orthodox, für rechtgläubig. Die Samariter hingegen galten kultisch als unrein, weil sie sich vor Jahrhunderten mit assyrischen Kolonisten vermischt hatten. Der Zugang zum Tempel in Jerusalem war ihnen seither verwehrt, obwohl sie an denselben Gott glaubten wie die Juden.

Doch zurück zur Erzählung: Um auf dem kürzeren Weg vom südlichen Judäa ins nördliche Galiläa zu gelangen, durchwanderte die Jesusgruppe das Gebiet von Samaria. Vor dem Städtchen Sychar bleibt Jesus durstig und erschöpft am Brunnen sitzen, während die Jünger in den Ort gehen, um Picknick einzukaufen. Dies alles zur Zeit der grössten Mittagshitze. Da nähert sich vom Ort her eine Frau, um Wasser zu holen. Jesus spricht sie an, denn sie hat ein Schöpfgefäss, mit dem sie aus der Tiefe des Brunnens das heraufholen kann, wonach ihn so sehr verlangt, nämlich nach einem Schluck frischen Wassers. In ihrer Reaktion auf die unerwartete Bitte dieses seltsamen Juden wirkt sie ein wenig schnippisch. Sie verfügt schliesslich über das, was ihm fehlt!

Im Laufe des Gesprächs jedoch verändert sich ihre Haltung, denn dieser verschwitzte und müde Jude scheint eher aussergewöhnlich zu sein. Er spricht von einem Wasser, das er als Gabe Gottes zu geben vermag. Der Brunnen, an dem sie beide sich befinden, gerät nach und nach in den Hintergrund des Gesprächs. Denn das Wasser, von dem der Jude spricht, ist die göttliche Quelle – im Menschen selbst. Nach seiner Darstellung sprudelt diese Quelle fort ins ewige Leben hinein.

Die Frau versteht nicht auf Anhieb die Rede Jesu. Doch genau dieses lebendige Wasser – wie Jesus es nennt – interessiert sie. Dafür fehlt nun ihr das Schöpfgefäss. Ist dieser Jude möglicherweise grösser als der vom Volk verehrte Vor-Vater Jakob, auf den dieser Brunnen zurückgeht? Mit ihrer Überlegung kommt sie – vielleicht ohne es zu wissen – auf die richtige Spur.

Als dann Jesus plötzlich das Thema wechselt und ihr trauriges Sexleben anspricht, tippt sie auf Prophet. Ja, mehrere Männer hatte sie gehabt, und mit dem jetzigen war sie nicht einmal verheiratet! War er vielleicht nur noch ihr Arbeitgeber, der sie gleichzeitig sexuell ausbeutete? Dann war sie eine von jenen armen Frauen, die zu jeder Tageszeit an den Brunnen gehen mussten, um als Wasserträgerinnen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Zweifellos kannte Jesus solche Schicksale! Und mit einer solchen Frau lässt er sich in ein Gespräch ein, in ein theologisches Gespräch!

Da kommen die Jünger vom Einkaufen zurück. Und sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach. So berichtet es der Text. Aber keiner wagte es, Jesus auf den ungebührlichen Kontakt anzusprechen.

Und die Frau? Sie lässt ihren Krug stehen und kehrt zurück in den Ort, um allen Leuten zu erzählen, dass der seltsame Mann am Brunnen der Messias sein könnte! Hat sie am Ende auch noch vergessen, Jesus den begehrten Schluck Wasser zu reichen? Es sieht so aus!

Dafür aber hat die geheimnisvolle Quelle in ihrem Innern zu sprudeln begonnen. Sychar wird zu einem Ort für Jesu Botschaft – auf das Wort der Frau hin. Für zwei Tage findet er dort gastliche Aufnahme, trinkt das Wasser und isst das Brot von diesen Menschen zweiter Klasse. Sie ihrerseits entdecken in der Tiefe ihres Herzens das Wasser, das fortquillt ins ewige Leben.

Ingrid Grave ist Dominikanerin und lebt in Zürich, wo sie in der Ökumene und in der Arbeit mit Frauen engagiert ist.

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