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«Eine Gemeinschaft auf Zeit»

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«Eine Gemeinschaft auf Zeit»

Autor: Carole Schneuwly

Im vergangenen August hat die Belgierin Sally De Kunst an der Spitze des Belluard Bollwerk International, kurz seit diesem Jahr nur noch «Belluard Festival», die Nachfolge von Gion Capeder und Stéphane Noël angetreten. Nicht nur ihr Name – kein Künstlername, wie sie versichert – prädestiniert die 34-Jährige für den Posten als Direktorin des renommierten Freiburger Kunstfestivals. Sie bringt Erfahrung als Festivalleiterin, Kuratorin und Kulturjournalistin mit. Und als Flämin zeigt sie sich besonders sensibel für das zweisprachige Umfeld in Freiburg.

Letzten Sommer haben Sie Ihre Zelte in Belgien abgebrochen und sind nach Freiburg gezogen, um die Leitung des Bollwerk-Festivals zu übernehmen. Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

Ich bin mit dem Festival erstmals im Jahr 2003 in Berührung gekommen, als ich im Rahmen meiner Tätigkeit beim Kunstzentrum STUK in Leuven (Löwen) die damaligen Direktoren Gion Capeder und Stéphane Noël kennenlernte. Sie haben mich nach Freiburg eingeladen, und 2004 besuchte ich das Belluard Festival zum ersten Mal. Der aussergewöhnliche Ort, aber auch der Inhalt des Festivals begeisterten mich: Das Programm war nicht einfach ein «Best of» von dem, was man überall sieht. Die Verantwortlichen bewiesen Mut zum Risiko und schafften es, ein qualitativ hochwertiges Festival auf die Beine zu stellen, das sich gleichzeitig durch seinen familiären Rahmen auszeichnet.

Und deshalb haben Sie sich für die Stelle als Direktorin beworben?

Ja, und sobald ich die Zusage hatte, habe ich meinen Umzug nach Freiburg vorbereitet. Es war mir wichtig, hier zu leben, weil das Festival so eng mit Freiburg verbunden ist. Ich wollte den Ort und die Menschen näher kennenlernen – auch, um das Programm «freiburgischer» zu gestalten.

Heisst das, dass das Festival unter Ihrer Führung ein ganz neues Gesicht bekommt?

Nein. Ich habe keine radikalen Veränderungen, aber viele Neuerungen vor. Einige Neuheiten werden schon in der bevorstehenden Ausgabe 2008 sichtbar. Dazu zählt der Wettbewerb, der neu thematisch eingeschränkt und auf Freiburg ausgerichtet ist. Dieses Jahr suchten wir Projekte zur Stadt Freiburg. Die Ausschreibung für 2009 läuft bereits; da wird es darum gehen, die Festival-Küche neu zu erfinden. Ziel ist, das Festival noch mehr zu einem Ort des Austauschs und der Begegnung zu machen. Die Künstler sollen ihre Projekte vor Ort zusammen mit Mentoren entwickeln können. Zudem möchte ich das Publikum stärker einbeziehen, dieses Jahr etwa mit dem «Complaints Choir», dem Klagechor. Das Festival als Gemeinschaft auf Zeit: Das ist für mich der rote Faden.

Zu den Eigenheiten Freiburgs, die Sie betonen möchten, zählt die Zweisprachigkeit.

Dieses Thema liegt mir am Herzen, auch, weil ich selber aus einem zweisprachigen Land komme. Ich möchte mit meiner Programmation dazu beitragen, die Sprachregionen einander näherzubringen: mit deutsch-, französisch- und mehrsprachigen Projekten und mit Gemeinschaftsproduktionen, welche die Sprachgrenzen überschreiten. Auch unser Programmheft und unsere gesamte Kommunikation sind durchwegs zweisprachig, mit Texten, die nicht einfach übersetzt, sondern neu geschrieben werden.

Brauchte es eine Belgierin als Direktorin, um die Zweisprachigkeit eines Freiburger Festivals stärker zu fördern?

Der Aspekt war bereits meinen Vorgängern wichtig; ich masse mir nicht an zu behaupten, dass ich das erfunden hätte. Ein Teil des Problems besteht darin, dem Deutschschweizer Publikum klarzumachen, dass das Belluard Festival keine rein welsche Angelegenheit ist. In Zürich etwa habe ich Künstler kennengelernt, die das Festival überhaupt nicht kannten. Seit diesem Jahr machen wir neben Lausanne, Genf und Bern auch aktiv Werbung in Zürich. Und wir bezeichnen uns klar als schweizerisches, nicht als westschweizerisches Festival.

Setzen Sie künftig generell mehr auf ein auswärtiges Publikum?

Ich glaube, das Belluard Festival hat ein sehr treues lokales Publikum, das neugierig, kritisch und enthusiastisch ist und sich dem Festival eng verbunden fühlt. Ich hoffe, dass diese Leute das Festival weiterhin besuchen werden. Gleichzeitig wünsche ich mir aber, dass wir ein neues Publikum ansprechen können, das auch von weiter her anreist.

Neben dem Bollwerk ist dieses Jahr der Alte Bahnhof eine Art zweites Festivalzentrum. Gerade die langjährigen Besucher könnte das irritieren …

Das stimmt. Unser neuer Sitz im Alten Bahnhof ist Chance und Risiko zugleich, und es gibt tatsächlich Leute, die Angst haben, das Bollwerk sei nicht mehr das Bollwerk. All diese Leute kann ich beruhigen: Das Herz des Festivals wird weiterhin in den Bollwerk-Mauern schlagen. Hier befindet sich die Festivalkantine, und hier finden nach wie vor viele Veranstaltungen statt. Der Alte Bahnhof ist eine Ergänzung, die sich für bestimmte Projekte anbietet.

Kommende Woche beginnt die 25. Ausgabe des Festivals, an deren Programm Sie seit dem letzten Sommer gearbeitet haben. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Ja, ich konnte verwirklichen, was ich mir vorgenommen hatte, nämlich Freiburg als Ausgangspunkt für Geschichten aller Art zu nehmen. Eine besondere Freude ist, dass wir Künstler von internationalem Renommee verpflichten konnten, so den Berliner Harun Farocki oder das Nature Theater of Oklahoma aus New York.

Gibt es ein Projekt, auf das Sie sich besonders freuen?

Es fällt mir schwer, das eine oder das andere hervorzuheben. Alle 19 Projekte haben mich auf ihre Weise angesprochen und berührt, als ich das erste Mal auf sie gestossen bin. Besonders gespannt bin ich auf die elf Eigenproduktionen. Eigenproduktionen sind immer ein Risiko; sie sind aber auch sehr spannend!

Als Direktorin haben Sie auch mit finanziellen Fragen zu tun. Dieses Jahr verfügt das Festival über ein Budget in der Höhe von gut 900 000 Franken. Ist das ausreichend?

Die Szene und die Erwartungen entwickeln sich kontinuierlich, auch was die Finanzen angeht. Um mithalten zu können, werden wir in Zukunft mehr Geld brauchen. Wir arbeiten intensiv daran, zusätzliche Mittel zu bekommen, auch von privaten Sponsoren oder Stiftungen. So konnten wir dieses Jahr zum Beispiel das Migros-Kulturprozent für eine Zusammenarbeit beim Wettbewerb gewinnen, eine Zusammenarbeit, die 2009 weitergeführt wird.

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