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Eine kantonale Struktur hilft Bauern in Notsituationen

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Seit zwei Jahren ist im Kanton Freiburg eine neue Organisation am Werk, um Landwirten in besonders prekären Situationen beizustehen und ihnen wieder auf die Beine zu helfen. Eine erste Bilanz zeigt, dass die Hilfeleistung einem Bedürfnis entspricht.

Seit zwei Jahren ist im Kanton Freiburg ein neues System zur Hilfestellung für Bauernbetriebe in Not operativ. Bereits 1999 hatte es ein Dispositiv gegeben, es wurde jedoch der heutigen Zeit angepasst. Das neue Netzwerk besteht aus drei Pfeilern: einer Anlaufstelle für Landwirte in Notsituationen am Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve, einem Netz von sensibilisierten Brückenpersonen, die potenziell problematische Situationen feststellen, und einer Gruppe Mentoren, die betroffene Bauern eng begleiten.

An einer Medienkonferenz zogen die Verantwortlichen am Freitag eine erste Bilanz über das Hilfsprogramm. So meldete die Anlaufstelle seit ihrer Schaffung eine Verdoppelung der Dossiers. Waren es 2017 und 2018 noch 18 beziehungsweise 17 Fälle gewesen, stieg die Zahl 2019 und 2020 auf je 35 an. «Mit 17 Dossiers im ersten Halbjahr zeigt die Tendenz auch dieses Jahr in die gleiche Richtung», sagte Samuel Joray, Verantwortlicher der Anlaufstelle. Ob die Steigerung der bekannten Fälle auf das neue Netzwerk zurückzuführen ist, vermochte er nicht zu sagen. «Ich denke, es gibt noch viel mehr kritische Situationen, von denen wir keine Kenntnis haben.» Der Freiburger Landwirtschaftsdirektor Didier Castella (FDP) ergänzte: «Die ganzen Umstände mit Covid haben zumindest in Bezug auf die Isolation nicht geholfen.»

Viel Personal rekrutiert

Erfolgreich war das neue Netzwerk bei der Rekrutierung von Personen. Wie Castella sagte, haben 2020 vier Ausbildungsgänge mit 64 Personen stattgefunden, die sich als Brückenpersonen zur Verfügung stellen. Es sind Personen, die regelmässig in Kontakt mit Landwirten stehen – Tierärzte, Milchkontrolleure oder Buchhalter – und sich dabei ein Bild machen können, wenn etwas nicht stimmt. Sie können Landwirte über die Anlaufstelle informieren oder heikle Situationen mit dem Einverständnis der Betroffenen auch melden. 2021 sind bereits wieder fünf Kurse mit 90 Teilnehmern angesetzt. Zentrales Thema bei diesen Kursen ist das Erkennen eines Suizidrisikos.

Schliesslich hat das Hilfssystem auch fünf Mentoren engagiert, die im direkten Kontakten mit Bauern in Not nach Lösungen suchen. Derzeit würden die Mentoren acht besonders schwierige Situationen begleiten, sagte Gesundheits- und Sozialdirektorin Anne-Claude Demierre (SP). Es stehen dafür insgesamt 24 Personen zur Verfügung mit verschiedenen beruflichen Biografien, sei es seelsorgerisch, psychosozial, landwirtschaftlich, pädagogisch oder administrativ.

Wichtig: Hilfe akzeptieren

«Um einen Bauern aus einer Notsituation herauszuführen, muss man ihm eine soziale und menschliche Unterstützung bieten, aber auch mit technischen Lösungen helfen. Die Anlaufstelle erarbeitet ein Massnahmenprogramm, um ihn Schritt für Schritt aus der schwierigen Situation herauszuführen», sagte Anne-Claude Demierre.

Schwierige Situationen können sich in Spannungen, Streitigkeiten und manchmal auch in Suchtverhalten äussern, sagte sie. «Landwirte arbeiten oft allein oder fast allein auf ihrem Betrieb. Diese Isolation kann schwer wiegen, wenn sich die Probleme häufen: Unwetter, krankes Vieh, familiäre Probleme.» Wichtig sei, dass sich die betroffenen Personen helfen liessen. «Hilfe zu akzeptieren, ist oft schon ein grosser Schritt auf dem Weg zum Ende des Tunnels.»

Erfahrungsbericht

Wenn man auf einem Bauernhof plötzlich nicht mehr miteinander spricht

An der Medienkonferenz berichtete Michel Bussard, eine Person, die Not leidenden Bauern als Mentor zur Seite steht, von seinen Erfahrungen. Er berichtete von körperlich robusten Landwirten, deren Gemütszustand aber äusserst fragil ist.

Vielfach liege das Übel in der Kommunikation, so Bussard. Da arbeiten und leben Bauernfamilien 24 Stunden am Tag zusammen, aber über die grundlegenden Probleme sprechen sie nie. Konfliktsituationen, die laut Bussard immer wieder für Spannungen sorgen, sind Hofübergaben. «Das ist ein Schlüsselmoment auf einem Bauernbetrieb, der auf beiden Seiten zu erhöhter Nervosität führt

Wenn die damit verbundenen Meinungsverschiedenheiten nicht angesprochen werden, spreche man plötzlich gar nicht mehr miteinander, was nicht selten zu Suchtverhalten führe, und die ganze Familie leide dann darunter. «Es entsteht eine Negativspirale.»

Finanzprobleme stünden eher weniger im Vordergrund solch existenzieller Krisen, so der Mentor. Es komme aber vor, dass ein Bauer nicht schlafen könne, wenn er am nächsten Tag eine Ladung Kartoffeln an einen Grossverteiler liefern müsse.

Hingegen gebe es gegenüber früher mehr Isolation in den Landwirtschaftsbetrieben. «Je weniger gut es geht, umso mehr isoliert man sich.» Dazu trage auch bei, dass Bauern oft lange Arbeitstage ohne soziale Kontakte hätten. Auch dank technischen Hilfsmitteln sei man weniger auf die Hilfe anderer Personen angewiesen. «Das kann sich in Form von Gewalt äussern», so Bussard. «Alle Arten von Gewalt.»

Die Arbeit des Mentors sieht Bussard zuerst darin, den Bauern sein Ohr zu leihen. «Oft ist es das erste Mal, dass sie ihre Sorgen gegenüber jemandem loswerden können», meint er. «Kommunikation ist wichtig, aber es braucht dafür auch Zeit.» Und manchmal führten die Lösungen dann auf einen ganz neuen Weg, an den auf dem Bauernhof noch gar niemand gedacht hatte, erzählt der Mentor. uh

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