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Eine Kulturpolitik in zehn Punkten

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Vom 28. Februar 2014 auf direktem Weg zum 28. Februar 2030: Auf diese Zeitreise begaben sich die gut 200 Personen, die sich am Freitag im Cap’Ciné in Freiburg versammelt hatten, um zu erfahren, was nach zwölf Monaten Arbeit im Rahmen der «Assises de la culture», der «Kulturkonferenz in der Region Freiburg», herausgekommen war. PatrickBoschung (Geschäftsführer desBad Bonn) und Philippe Savoy (Chorleiter und Lehrer am Konservatorium) katapultierten die Anwesenden im Namen der zwölfköpfigen Arbeitsgruppe 16 Jahre in die Zukunft. «Blicken wir zurück auf den 28. Februar 2014, die Geburtsstunde der Kulturregion Freiburg», sagte Savoy. Und Boschung erklärte: «Eine grosse Anzahl Gemeinden hat sich seither zusammengeschlossen, und der Kultur stehen jetzt, im Jahr 2030, doppelt so viele Mittel zur Verfügung.»

Keine Einzelinteressen

Mit ihrer Einleitung machten die beiden klar: Die Ideen der Arbeitsgruppe zielen auf einen Horizont 2030, sind aber in der Gegenwart verankert und möglichst realitätsnah formuliert. «Wir sind stolz auf das Resultat», sagte Projektleiterin Natacha Roos. Im Auftrag der Agglomeration Freiburg, des Kultur-Gemeindeverbandes Coriolis Infrastrukturen und der Stadt Freiburg habe die Arbeitsgruppe die «Vision einer kohärenten und ambitionierten Kulturpolitik» entwickelt. Dabei sei es nicht um einzelne kulturelle Sparten oder Anbieter gegangen, sondern um allgemeine Vorschläge. Diese hat die Arbeitsgruppe in zehn Punkten zusammengefasst (siehe Kasten). Es handle sich um eine erste Etappe, so Roos. «Noch bleibt viel zu tun.»

Klarer Ansprechpartner

Ihre Vorschläge hat die Arbeitsgruppe in drei Themen gruppiert: die Organisation der Kulturpolitik, die Ausstrahlung der Freiburger Kultur und der Zugang zur Kultur. Im Mittelpunkt der organisatorischen Fragen steht ein Problem, das derzeit viele Kulturschaffende beschäftigt: die komplizierten Strukturen zwischen Agglomeration, Coriolis und Gemeinden, die es schwierig macht, die richtigen Kontaktstellen für Subventionsgesuche und andere Anliegen zu finden. Hier möchte die Arbeitsgruppe Klarheit schaffen, indem sie die Kräfte in der «Kulturregion Freiburg» bündelt und eine gemeinsame Dienststelle mit einem Kulturdelegierten als Ansprechpartner einrichtet.

Eine häufige Klage von Freiburger Künstlerinnen und Künstlern betrifft den Mangel an Räumen, in denen sie kreativ tätig werden können. Die Abeitsgruppe möchte unter anderem ein Künstlerhaus und eine kulturelle Immobilienagentur gründen. Für die Bühnenkunst stehen Nuithonie und Equilibre im Fokus der Überlegungen: Die beiden Häuser in Villars-sur-Glâne und in Freiburg sind im Rahmen des Coriolis-Konzepts entstanden. Das Equilibre ist auf Gastspiele ausgerichtet, das Nuithonie eher auf die Kreation. Damit das Nuithonie dieser Aufgabe mehr als bisher nachkommen könne, brauche es möglicherweise einen Um- oder Ausbau, sagte Julien Friderici (Direktor des Nouveau Monde) im Namen der Arbeitsgruppe. Auch andere Orte der Kreation wie das Théâtre des Osses in Givisiez oder das Bollwerkfestival seien nicht zu vergessen.

Zentrales Kulturportal

«Ici c’est Fribourg» ist nicht nur bei Gottéron-Fans ein beliebter Slogan. «Aber weiss man denn anderswo, dass hier Freiburg ist?», fragte sich die Arbeitsgruppe. Unter diesem Motto befasste sie sich mit dem Thema Ausstrahlung.Landwehr-Präsident Alain Deschenaux beschrieb stellvertretend, welche Probleme er bisweilen habe, herauszufinden, was an einem bestimmten Tag in Freiburg alles laufe. Darum brauche es ein zentrales Kulturportal für alle kulturellen Akteure. In Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft und Tourismus will die Gruppe eine kulturelle Marke «Made in Fribourg/Freiburg» schaffen. Zudem gelte es, günstige Gelegenheiten wie die Blue Factory zu nutzen, um das Kulturschaffen in grösseren Projekten zu integrieren.

Um den Zugang zur Kultur für alle Bevölkerungsgruppenzu gewährleisten, wünscht sichdie Arbeitsgruppe eine gezielte Entwicklung der Kulturvermittlung und mehr Zweisprachigkeit in der Kommunikation. Für das systematische Übersetzen von kulturellen Informationen biete sich eine Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure an, erklärte Mathieu Fleury (Präsident des Jazzlokals La Spirale).

«Kultur betrifft alle»

Um für das alles mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben, möchte die Arbeitsgruppe mehr Gemeinden an Bord holen. Zehn Gemeinden bilden aktuell die Agglomeration Freiburg, nur fünf den Gemeindeverband Coriolis Infrastrukturen. Das sei zu wenig, so Mathieu Fleury, denn: «Kultur betrifft alle.»

Vorerst liegt der Ball jetzt bei den Auftraggebern der «Assises de la culture»: Die Vertreter von Agglomeration, Coriolis und Stadt Freiburg werden voraussichtlich im Herbst den Schlussbericht verabschieden und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Die Arbeitsgruppe ihrerseits wird sich noch zu einer letzten Sitzung treffen und hat dann ihre Pflicht erfüllt.

«Die erste Etappe auf einem langen Weg»

Den Abschluss des gestrigen Präsentationstags der «Assises de la culture» machte eine politische Diskussionsrunde. Dabei äusserten sich auch die drei Auftraggeber: Vertreter der Stadt Freiburg, der Agglomeration und des Gemeindeverbands Coriolis Infrastrukturen.

Regula Bur

«Die Idee einer regionalen Kulturpolitik ist nicht neu», antwortete Carl-Alex Ridoré, Oberamtmann des Saanebezirks, gestern auf die Frage von Moderator François Gross, ob in kulturellen Belangen bisher eine auf den eigenen Gesichtskreis beschränkte Kirchturmpolitik betrieben worden sei. Vor einem Jahr hatten die Stadt Freiburg, die Agglomeration und der Gemeindeverband Coriolis die Kulturkonferenz in der Region Freiburg, die «Assises de la culture», lanciert (siehe auch Text oben). In der letzten Diskussionsrunde des gestrigen Tages, an dem die beauftragte Arbeitsgruppe ihre Resultate präsentierte, trafen Vertreter der Politik aufeinander.

Wo möglich vereinfachen

Der Gemeindeverband Coriolis, den Carl-Alex Ridoré präsidiert, sei Mitte der Neunzigerjahre aus diesem Gedanken einer regionalen Kulturpolitik heraus entstanden, sagte er. «In der Zwischenzeit haben wir das etwas aus den Augen verloren.» Mit den «Assises» hoffe er, die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden, aber auch zwischen den Bezirken zu verstärken. «Die heutige Konferenz ist die erste Etappe eines langen Wegs, der weiterhin zu verfolgen ist.»

 Wie Ridoré zeigte sich auch Pierre-Alain Clément, Syndic von Freiburg, mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppe zufrieden. «Wir müssen dort vereinfachen, wo es möglich ist, und wir müssen mehr zusammenarbeiten.» Und Clément versprach: «Die Kultur soll nicht darunter leiden, dass die Stadt viel Geld in Schulen investiert.»

Auch die Agglomeration werde sich bemühen, die jetzige Unterstützung aufrechtzuerhalten und wenn möglich zu verstärken, sagte René Schneuwly, Präsident des Agglomerationsvorstands und Syndic der Gemeinde Granges-Paccot. Kämen durch Fusionen weitere Gemeinden zur Agglomeration, wäre dies auch eine Chance für die Kultur: «Mehr Gemeinden bedeuten auch zusätzliche Mittel.»

Mittel sind beschränkt

Bei den «Assises» nicht involviert, jedoch von einer regionalen Kulturpolitik betroffen ist der Kanton, in der gestrigen Runde vertreten von Staatsrat Jean-Pierre Siggen. Die Resultate der Arbeitsgruppe zeigten Wege auf, die es zu vertiefen gelte, sagte Siggen. Als kurzfristiges Ziel nannte er eine bessere Koordination der Prozesse. «Hier sehe ich keine grossen Hindernisse. Was es dafür braucht, ist Zeit, um zusammenzusitzen, und diese werde ich mir nehmen.» Etwas grössere Vorsicht zeigte Siggen hingegen bei finanziellen Belangen. «Unsere Mittel sind beschränkt. Die Herausforderung ist es, Lösungen zu finden, um die finanziellen Limiten zu überwinden.» Auf eine Frage aus dem Publikum, ob der Kanton nicht ein Gebäude für ein Künstlerhaus hätte, antwortete er: «Sie können von mir nicht verlangen, dass ich Ihnen ein fertiges Haus präsentiere.» Er werde sich jedoch dafür einsetzen, die Bedürfnisse der Künstler im Rahmen des Möglichen zu erfüllen.

 Keine Versprechen gaben die Politiker hingegen auf eine Bemerkung der Malerin Magdolna Rubin: «Für uns ist nicht nur das Geld, sondern auch das Interesse der Leute wichtig», sagte sie. «Leider habe ich bisher nur selten einen Politiker auf unseren Ausstellungen gesehen.»

Zehn-Punkte-Plan: Die Vorschläge auf einen Blick

Z ehn Ideen zu drei Themen hat die Arbeitsgruppe am Freitag vorgestellt, nämlich:

Thema 1: Kulturelles Ökosystem «OrganiCité»

• Vorschlag 1: Regionale Kultursteuerung: Bündelung der Kräfte von Coriolis Infrastrukturen, Agglomeration Freiburg, Stadt Freiburg und möglichst vielen weiteren Gemeinden in der «Kulturregion Freiburg».

• Vorschlag 2: Vereinfachung und Koordination der Prozesse: Einheitlicher Service «Kulturregion Freiburg» mit einem Kulturdelegierten als Ansprechpartner.

• Vorschlag 3: Mehr Arbeitsräume für Kunstschaffende: Gründung eines Künstlerhauses; Einrichtung einer kulturellen Immobilienagentur.

• Vorschlag 4: Förderung des kreativen Schaffens: Überdenken der Strukturen von Equilibre und Nuithonie; Verbessern der Infrastrukturen des Nuithonie als Zentrum der künstlerischen Produktion.

Thema 2: Ausstrahlung

• Vorschlag 5: Besseres Bekanntmachen des Kulturangebots: Zentrales Kulturportal, das für alle Akteure interessant und zugänglich ist.

• Vorschlag 6: «Made in Fribourg/Freiburg» als starke kulturelle Marke entwickeln.

• Vorschlag 7: Günstige Gelegenheiten nutzen: Verknüpfen von kreativem Schaffen und innovativen Projekten, zum Beispiel im Rahmen der Blue Factory.

Thema 3: Zugänglichkeit

• Vorschlag 8: Entwicklung der Kulturvermittlung: Sicherstellen, dass Kultur für alle zugänglich ist.

• Vorschlag 9: Gelebte Zweisprachigkeit: Zweisprachige Kommunikation; Anreize fürs Übersetzen schaffen.

Für alle drei Themen

• Vorschlag 10: Erhöhung der finanziellen Mittel: Möglichst viele Gemeinden sollen der Kulturregion Freiburg beitreten und mindestens 3,5 Prozent ihres Budgets für die Kultur einsetzen. cs

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