Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Eine nicht immer leichte Gratwanderung

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Vor 35 Jahren hat John Aeby im Zentralgefängnis in der Freiburger Altstadt als Justizvollzugsbeamter angefangen – eine völlig neue Welt für den gelernten Maurer. «Ich probiere es mal», habe er sich damals gedacht, als er sich auf ein Inserat beworben habe. Er ist geblieben und hat dies nie bereut. «Ich hatte immer einen guten Draht zu den Gefangenen», sagt er. Die Besetzung wechselt oft, da diese Einrichtung mehrheitlich als Untersuchungsgefängnis genutzt wird: Manche Insassen bleiben einen halben Tag, andere bis zu vier Jahre.

Korrekt bleiben

John Aeby hatte es mit mutmasslichen Mördern, Vergewaltigern, Suchtkranken und vielen kleinen Straftätern zu tun. «Die ganze Palette», sagt er. Ihm sei es im Prinzip jeweils egal gewesen, was den Leuten vorgeworfen worden sei. Als Justizvollzugsbeamter müsse man versuchen, alle gleich zu behandeln und korrekt zu bleiben – egal, ob Mann, Frau oder Jugendlicher, egal, welcher Nationalität oder Religion, und egal, was in der Akte über diese Person stehe. «Wir sind keine Richter», betont er.

Dies durchzuhalten, sei nicht immer einfach gewesen. «Es ist wie draussen, es gibt Leute, die einem sympathischer sind, und andere weniger.» Seine Devise habe stets gelautet, menschlich zu bleiben, «denn egal, weswegen sie inhaftiert sind, es sind Menschen mit Gefühlen», erzählt der Düdinger. «Sie leben eine Weile bei uns und haben manchmal auch das Bedürfnis, mit uns zu kommunizieren.» Einige der Gefangenen möchten etwa über sich und ihre Taten sprechen, weil es sie befreie und ruhiger mache. So werde man auch schon mal zum Beichtvater. «Wir hören zu und versuchen neutral zu bleiben. Wir geben weder Ratschläge, noch machen wir ihnen falsche Hoffnungen.»

Und doch gelte es trotz aller Menschlichkeit, Abstand zu halten. Wenn man diese Arbeit mit Erfolg verrichten wolle, dürfe man das Ganze nicht zu nahe an sich heranzulassen, «sonst geht man angesichts der menschlichen Schicksale und Dramen kaputt», erklärt er seine Einstellung. Er hat mehrfach erlebt, dass sich Gefangene während der Haft das Leben genommen oder es versucht haben. «Darauf kann man sich eigentlich nicht vorbereiten.»

Wie auf einem Pulverfass

Distanz zu wahren sei auch aus Sicherheitsgründen wichtig: Die Gewalt und Gewaltbereitschaft hätten im Laufe der Jahre stark zugenommen. «Da ist bei vielen Inhaftierten ein Frust zu spüren, über ihre persönliche Situation, das Rechtssystem, den Staat.» Dies entlade sich schon mal gegenüber den Justizvollzugsbeamten. «Manchmal haben wir das Gefühl, auf einem Pulverfass zu sitzen. Wir müssen immer auf Draht sein, immer mit dem Schlimmsten rechnen.» Wenn man den Dienst antrete, wisse man eigentlich nie, was einen erwarte. «Diese ständige Präsenz ist auf Dauer auch ermüdend», erzählt er. Das ist mit ein Grund, warum er nun mit 60 Jahren in Pension geht.

Er sei dankbar, dass er in all den Jahren nie in eine wirklich brenzlige Gefahrensituation gekommen sei. Auch wenn er dazu ausgebildet worden sei, im Fall der Fälle Gewalt anzuwenden, habe er dies nur ungern getan. «Besser ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen.» Ein starker Charakter, eine gewisse Bodenständigkeit und Lebenserfahrung seien die Voraussetzungen, diesen Job gut zu machen. «Ich bin nicht einer, der sich rasch aufregt», sagt John Aeby von sich selber.

Einblick in andere Kulturen

Seit wenigen Tagen ist John Aeby in Pension – genau 35 Jahre, nachdem er im Zentralgefängnis seinen ersten Tag hatte. Jetzt hat der mehrfache Familienvater wieder etwas mehr Zeit für seine Familie und für den Sport. Vermissen wird er besonders seine Kollegen. «Wir waren eine gute Mannschaft. Teamwork ist sehr wichtig, damit es gut läuft.» Auf die schönen Seiten seines Berufs angesprochen, nennt er auch den Kontakt zu den Inhaftierten: «Ich habe Einblick in viele verschiedene Kulturen erhalten. Das ist bereichernd, auch wenn es nur kurze Begegnungen sind und die Menschen nicht freiwillig bei uns sind.»

Mit Luxusferien ist ein Aufenthalt im Gefängnis seiner Meinung nach nicht zu vergleichen. «Sie haben es sicher nicht schlecht, wohl besser als viele arme alte Leute. Doch Fe­rien sind es definitiv nicht. Es ist kein Schleck, in einem Raum von zehn Quadratmetern eingeschlossen zu sein.»

Veränderung

Der Beruf hat sich entwickelt

Im Laufe der Jahre hat sich der Berufsalltag von John Aeby geändert: Als er angefangen habe, hätten die Betreuer zum Beispiel mit und für die Gefangenen gekocht und gewaschen. «Wir hatten mehr Freiheiten im Umgang mit den Gefangenen und über den Tagesablauf», sagt der Düdinger. Geändert habe sich auch der administrative Aufwand und die Reglementierungen. «Manchmal habe ich schon das Gefühl, die Insassen hätten mehr Rechte als wir. Sie bespucken, beschimpfen und beleidigen uns, um uns zu provozieren. Wir müssen uns viel gefallen lassen.» Jede kleine Handlung seitens der Justizvollzugsbeamten ziehe einen Rapport nach sich. Auch wenn er wisse, dass dies oft zum Schutz von beiden Seiten geschehe, sei es doch zeitweise mühsam. «Alles ist ein riesiger Papierkrieg.»

im

«Egal, weswegen sie inhaftiert sind, es sind Menschen mit Gefühlen.»

John Aeby

Justizvollzugsbeamter in Pension

Meistgelesen

Mehr zum Thema