Kaum je zuvor hat ein Mitglied einer Schweizer Kollegialbehörde es derart an Kollegialität und Feingefühl vermissen lassen. Mehr noch: Georges Godel amüsierte sich in seinen «Bekenntnissen» nicht nur auf Kosten der halben Freiburger Politelite. Nein, nicht einmal Geheimnisse, die er im Rahmen seines Amts – ausgerechnet als Finanzdirektor – erfuhr, waren vor seiner Auspackwut sicher. Also setzen wir noch fehlenden politischen Instinkt auf die Mängelliste.
Gewiss, wer damals mit ihm zu tun hatte, genoss manchmal auch seine offene, direkte und frische Art. Und der Markterfolg des Buches zeigt: Er ist beim Lesepublikum gut angekommen. Die Verantwortlichen rieben sich die Hände und freuten sich über ihren Geniestreich.
Doch wie bei einer Bankerin ist auch bei einem Mitglied einer Behörde, noch dazu bei einem Finanzdirektor, Vertrauen das wichtigste Gut und Diskretion das A und O. Dass sich Godel über diese fundamentale Logik hinweggesetzt hat oder gar – noch schlimmer – sich vielleicht nicht bewusst war, dass er mit dem Feuer spielt, ist eigentlich sein grösstes «Vergehen». Seine plötzliche Einsicht samt demonstrativer Demut kommt spät: Er habe das Buch gegenlesen sollen. Im journalistischen Alltag müssen oft selbst unverfänglichste Aussagen zur Kontrolle vorgelegt werden. Von Profis darf man mehr Fingerspitzengefühl erwarten.
Hier haben sich offenbar jedoch zwei sprichwörtliche Elefanten im Porzellanladen zum Small Talk getroffen. In der Folge haben sie aus dem politischen Freiburg ein Witzfigurenkabinett und aus dem Staatsbetrieb eine Schmonzette gemacht. Eigentlich schade drum. Das hat Freiburg nicht verdient.
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.