Autor: Irmgard Lehmann
Jedes Jahr erhalten über hunderttausend Personen in Santiago de Compostela ihre Pilgerurkunde. Sie haben zwei-oder gar dreitausend Kilometer zu Fuss oder per Fahrrad zurückgelegt, haben unter dem Gewicht des Rucksacks der Müdigkeit, Hitze, dem Regen und den engen Verhältnissen in den Herbergen und der Entmutigung getrotzt und sind ihrem Ziel jede Minute ein Stück näher gekommen.
«Doch was suchen diese Menschen?», schreibt die Waadtländerin Gabrielle Nanchen im Bildband «Auf dem Jakobsweg – Von der Schweiz nach Santiago de Compostela. Ein Weg zu sich selbst».
Bücher über den Pilgerweg gibt es unendlich viele. Aber der neu erschienene Bildband ist ein besonderer.
Blick aufs Wesentliche
Die ehemalige Nationalrätin – sie war eine der ersten zehn Frauen, die 1971 in den Nationalrat gewählt wurden – beschreibt darin nicht nur den Weg, ihre Erlebnisse mit Menschen und Landschaften, sondern auch die Wirkung des Pilgerweges auf ihr Innenleben.
Sie lässt den Leser teilhaben am Reichtum und an den Sehenswürdigkeiten, aber auch an ihren Ängsten, den Freuden und der unvergleichlichen Freiheit, denen sie unterwegs begegnet ist. Sie hält Rückschau, zieht Bilanz und richtet den Blick auf das Wesentliche.
Grossartige Bilder
Doch was das Aussergewöhnliche dieses Buches letztendlich ausmacht, sind die einzigartigen, grossartigen Bilder. Jean-François Helio und Nicolas Van Ingen haben sich mit dem Blick des Naturfotografen auf die Jakobswege begeben, entstanden sind grandiose, eindrückliche Fotos im Grossformat.
Vier Routen
Die 67-jährige Soziologin beschreibt in ihrem Buch vier Routen, die sie alleine zu verschiedenen Zeiten gegangen ist: Im 2001 wandert sie an einem Stück von Le Puy (Frankreich) nach Santiago de Compostela. Fast jedes Jahr macht sie sich von neuem auf den einen oder andern Weg. Das Buch ist im Mondo-Verlag erschienen. Schade ist einzig, dass die Bilder oft nicht dem jeweiligen Text entsprechen.
Gabrielle Nanchen: «Auf dem Jakobsweg. Von der Schweiz nach Santiago de Compostela. Eine Reise zu sich selbst». Mondo-Verlag AG, Postfach, 1800 Vevey 1, für Fr. 29.90 plus 250 Punkte; im Buchhandel 55 Fr.