Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Eine Sommergeschichte

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Gastkolumne

Vielleicht hast du das Buch «Das Huhn, das vom Fliegen träumte» von Sun-Mi Hwang (Kein und Aber Verlag) schon gelesen. Es ist eine sehr berührende Geschichte. Das Huhn von Sun-Mi Hwang träumt vom Fliegen und kann es leider nicht. Mein siebtes Huhn, das kann fliegen, und wie. Und diese Geschichte möchte ich euch jetzt erzählen.

 

 Wir haben immer wieder mal Hühner, das heisst, so lange, bis der Fuchs vorbeischaut und sie sich schnappt. Der denkt sich wohl, bei den Verwandten darf man schon ab und zu auf Besuch gehen. So kam es, dass wir längere Zeit hühnerfrei lebten, aber im Frühling haben wir uns wieder ein paar besorgt. Drei haben wir gekauft, und vier bekamen wir geschenkt. Per Zufall trafen sie alle am selben Tag ein. Was war das für ein Gegacker und eine Aufregung. Die drei grossen weissen mussten sich zuerst an die braunen Zwerghühner gewöhnen. Schon bald flatterte das hellste der Zwerghühner über den Zaun. «Oh nein!», dachten wir, «wie blöd! Der Fuchs wird es schnell erwischen. Wir müssen ihm die Flügel stutzen.» Aber am Abend war das Huhn nicht da. «Der Fuchs wird es sich geholt haben», befürchteten wir. Aber nein, am nächsten Tag war es bei den anderen im Hühnerhof und wartete ungeduldig auf das Futter. Erst nach ein paar Tagen konnten wir beobachten, wie das Huhn gezielt aufflog, auf dem Zaunpfosten zwischenlandete und dann aus dem Gehege oder ins Gehege weiterflog. So ein Huhn hatten wir noch nie. Das war nicht ein wildes Rumgeflattere, sondern ein geplanter, zielsicherer Flug. Da bekam es auch seinen Namen: Flieger. Flieger hielt sich nicht an Vorschriften, sie machte was sie wollte, war bei den anderen Hühnern oder erkundete die Umgebung. Ihr jetzt noch die Flügel zu stutzen, brachten wir nicht übers Herz.

 

 Doch dann kam der Tag, an dem unser Flieger verschwand. Wir haben sie gesucht, aber sie blieb verschwunden. «Jetzt wurde sie gefressen! Arme Flieger!» Doch nach drei Tagen kam sie frisch-fröhlich daherspaziert. Sofort musste ich meinem Mann eine SMS schreiben. «Flieger ist wieder da!» Aber oh weh, am Abend war sie wieder weg. «Damit mussten wir rechnen. Wer die Freiheit will, riskiert auch viel! Sie hat ihr Leben genossen und so gelebt, wie sie wollte.» Doch das war kein echter Trost. Ich habe alle Nachbarn gefragt, ob unser Huhn Flieger vielleicht bei ihnen untergekommen sei. Aber niemand hatte sie gesehen, bis sie nach sechs weiteren Tagen plötzlich wieder vor mir stand. Und genüsslich das Hühnerfutter frass. Nun wollte ich es aber wissen, wohin dieses verrückte Huhn verschwand. Und wirklich: Es verkroch sich beim Haus unter das Immergrün. Flieger war so nahe, und wir hatten sie so lange nicht entdeckt. Doch die grösste Überraschung war ihr Nest. Dreizehn Eier lagen da. Doch die mussten wir ihr leider wegnehmen, ohne Hahn wird da nie ein Küken schlüpfen. Flieger ist eine Lebenskünstlerin, der Traum von Jungen ging nicht in Erfüllung, aber wer weiss, vielleicht entdeckt sie schon bald den Nachbarshahn. Ich wünsche mir auch so vogelfreie Gedanken und Taten.

Susi Fux-Löpfeist ausgebildete Kindergärtnerin und betreibt seit dem Jahr 1985 das Figurentheater Susi Fux mit einem Repertoire aus selbst erfundenen, kindernahen Mundart-Geschichten. Als Kulturschaffende ist sie in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema