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Eine Strasse mit Vergangenheit und Zukunft

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Pascal jäggi

Ein durchschnittlicher Freitagabend an der Giessereistrasse. Wohl gegen 2000 Menschen tummeln sich an der Ausgehmeile im Perollesquartier. Auch die FN haben sich unter das Partyvolk gemischt. Kurz vor zehn Uhr abends heisst das Hauptziel der Besucher Transformateur, wo die Japaner von Tokyo Decadence ihren Auftritt haben. Doch dazu später mehr. Zuerst gilt unsere Aufmerksamkeit dem Fri-Son, genauer gesagt der deutschen Gruppe The Baseballs. Warum da keiner hingeht, zeigt sich schnell: Die Fans sind schon lange drin im proppevollen Konzertsaal. «Das ist eine Riesenfrechheit», entfährt es einem angejahrten Zuschauer, seine weibliche Begleiterin stimmt zu. Damit ist aber nicht das Konzert gemeint, sondern die Tatsache, dass sie 90 Minuten auf den Auftritt warten mussten. Tja, Fri-Son-Kenner wissen, dass ein Konzert nicht um 21 Uhr beginnt, wenn das auf dem Ticket steht. Mit seinem Frust steht das Pärchen aber alleine da, und auch die beiden sieht man nach Konzertende noch im Saal.

Weshalb eigentlich der Riesenandrang für eine Band, die vor einem Jahr noch niemand gekannt hat? Einerseits die nicht unoriginelle Idee, Chart-Songs in Rock’n’Roll-Fassung zu präsentieren, andererseits sehen die drei Frontmänner auch noch sehr gut aus. Kein Zufall, dass das Publikum mehrheitlich weiblich ist. Eine leise Enttäuschung für Uneingeweihte ist es aber schon, dass Basti, Digger und Sam «nur» singen, aber keine Instrumente spielen. Das sieht dann eher nach einer Casting-Truppe aus. Egal, die drei habens drauf, spielen mit dem Publikum die üblichen Mitsingspielchen («Jetzt nur die Mädels, jetzt nur die Jungs»), sind erleichtert, dass man deutsch spricht (in der Westschweiz waren The Baseballs bisher noch unbekannt) und rattern die Charts rauf und runter (Leona Lewis, Jennifer Lopez, Scissor Sisters etc.). Das Publikum ist aus dem Häuschen, am besten kommen die Songs «Umbrella» von Rihanna, «Angels» von Robbie Williams und «Hey there Delilah» von den Plain White-T’s an (Letztere waren selber noch völlig unbekannt bis zum letzten Jahr).

Da wippt auch die kritische Zunft mit dem Fuss, auch wenn sie sich fragt, ob das Konzept Zukunft hat oder ob beim zweiten Album schon wieder alles vorbei sein wird. Die Boygroup des Rock’n’Roll (oder Voc’n’Roll, wie sie es nennt) hat scheinbar vorgesorgt. Zur Konzertmitte spielt sie jedenfalls das erste «selbstgeschriebene Baseballs-Lied», und es fällt nicht ab im Vergleich zu den Top-Hits. Sicher das beste Mittel, um die Fans länger zu halten, ist schliesslich die Konzertdauer. Zwei Stunden stehen The Baseballs auf der Bühne, und das bei einem einzigen veröffentlichten Album – Respekt.

Szenenwechsel: Es ist schon fast ein Uhr morgens, die Massen strömen nach Hause, ein Blick ins Transformateur muss noch erlaubt sein. Die Beats dröhnen gewaltig, es sind eindeutig weniger Leute anwesend als im Fri-Son. Ein DJ gibt unbekümmert Vollgas. Einige Besucher sind nach dem Vorbild japanischer Manga-Comics verkleidet. Ein krasser Gegensatz zum «Normalo»-Publikum im Fri-Son (gut, einige wenige mit 50er-Jahre-Look waren auch da). Bloss sind die Zuschauer fast spannender als das Geschehen auf der Bühne. Die präsentiert sich nämlich vollkommen leer. Plötzlich erscheint ein kettensägenschwingender Irrer auf der Szene. Einige weichen zurück, als er durchs Publikum rennt, andere hoffen, dass der schon weiss, was er tut. Verletzt wurde jedenfalls niemand. Das wars schon wieder, die Bässe übernehmen das Kommando. Später tanzen drei Verkleidete auf der Bühne, bewaffnet mit Stöcken, soll wohl eine Art Kampfdemonstration sein. Drei Uhr, ein Blick ins benachbarte Stalingrad zeigt, dass es Zeit ist, schlafen zu gehen. Giessereistrasse, der ganz normale Wahnsinn, jedes Wochenende.

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