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«Eine Tür geht zu, eine andere auf»

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Hubert Jungo sitzt in seinem Büro in Granges-Paccot. Der Grauhaarige ist mit seinem Lachen eine ebenso gewinnende wie bescheidene Persönlichkeit. «Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge», sagt Hubert Jungo. Doch das Lachen nimmt man ihm viel eher ab. «Eine Tür im Leben geht zu, doch dafür geht eine andere wieder auf», sagt er und erzählt in seinem breiten Senslerdeutsch sehr gerne von seiner langjährigen Berufslaufbahn.

Ökonom und Bauernsohn

Der 64-jährige tritt morgen in den vorzeitigen Ruhestand. Damit geht eine regelrechte Epoche der Freiburger Landwirtschaft nach über drei Jahrzehnten zu Ende. «Ich freue mich auf eine Zeit ohne Wecker am Morgen», sagt er schmunzelnd, «aber ich schaue auch ganz gerne auf die letzten drei Jahrzehnte zurück.» Er sei Chef von vier Angestellten und einer Lehrtochter gewesen. Dazu kamen noch die neun Teilzeit-Angestellten in den Kadaversammelstellen.

Studiert hat der aus St. Ursen stammende 64-Jährige zwar Ökonomie. «Ich war und bleibe allerdings immer ein Bauernsohn.» Er war das älteste von sechs Geschwistern. Und weil sein Vater noch relativ jung war, als er 17 Jahre alt war, fasste er ein Studium ins Auge. Den elterlichen Hof übernahm dann ein jüngerer Bruder. Er selber promovierte im Jahr 1983 zum Doktor und wurde dann beim kantonalen Veterinäramt Nachfolger von Arthur Dietrich (siehe Kasten).

Das Ausmerzen war sein Beruf

Aber kaum hatte Hubert Jungo 1984 seine beiden Ämter angetreten, so waren bereits die ersten grösseren Herausforderungen zu bewältigen. Schon im ersten Jahr musste er die Ausmerzung von rund 1500 Stück Rindvieh auf über hundert verschiedenen Betrieben organisieren. Sie waren von den Tierseuche IBR/IPV betroffen. Im Jahr darauf erhielten die Viehversicherungskassen, deren Verwalter er war, den Status einer öffentlich-rechtlichen Anstalt. Zum ersten Mal seit ihrer Bildung 1808 konnten die Versicherungskassen nun auf eine finanzielle Beteiligung des Staates an den tatsächlichen Ausgaben für die Tierseuchenbekämpfung und für die Entschädigungen der durch eine Tierseuche entstandenen Verluste zählen. Dank dieser dualen Finanzierung durch Prämien und Staatsgelder konnten die notwendigen Reservefonds gebildet werden, unter anderem für die Bekämpfung von Tierseuchen wie der BSE – die unter dem Namen «Rinderwahnsinn» traurige Berühmtheit erlangte –, der Lungenentzündungen der Schweine, der Bovinen Virus-Diarrhoe (BVD), der Rindertuberkulose oder der Vogelgrippe. 2003 wurde das Gesetz über die Viehversicherung einer Totalrevision unterzogen und sein Geltungsbereich auf Geflügel und Fische aus Fischzuchten ausgeweitet. Die Nutztierversicherungsanstalt erhielt gleichzeitig den Namen Sanima. 2016 wurden auch Rot- und Damhirsche, Lamas und Alpakas in den Geltungsbereich des Gesetzes miteinbezogen.

Die schlimmen BSE-Zeiten

Seit der Einführung der neuen Bundesgesetzgebung über die Entsorgung tierischer Abfälle im Jahr 1997 setzte sich Jungo für die Schaffung und den Betrieb eines effizienten kantonalen Netzes von Kadaversammelstellen ein. Dafür war nicht nur die Anpassung mehrerer Sammelstellen nötig, sondern auch der Bau von drei neuen in Düdingen 2008, Châtillon-Posieux 2010 und La Joux 2014. Die Sanima hat in den Ausbau der Sammelstellen-Infrastruktur laut Jungo von 1998 bis 2014 rund 4,5 Millionen Franken investiert. «Das entsprach aber auch einem Bedürfnis der Landwirte und der betroffenen privaten Tierbesitzer», bemerkt er dazu. Die Menge der hier entsorgten Kadaver sei von gegen 1600 Tonnen im Jahr 2000 bis heute auf rund 2700 Tonnen pro Jahr gestiegen. Das entspricht einer durchschnittlichen Menge von 9000 Kilogramm pro Tag.

Als Geschäftsführer der Freiburgischen Viehverwertungs-Genossenschaft versteigerte Jungo seit dem Jahr 1985 auf den öffentlichen Viehmärkten nicht weniger als 260 000 Stück Rindvieh. Diese Märkte spielten während den beiden BSE-Krisen 1996 und 2001 eine wichtige Rolle. Namentlich dank der Übernahmegarantie stellten sie für die Viehproduzenten ein Sicherheitsnetz dar. «Das waren schlimme Zeiten», blickt der 64-Jährige zurück. Von 1995 bis 1996 sei es beim Rindfleisch zu einem Preis­einbruch von rund 40 Prozent gekommen. «Und wir hatten wirklich Angst, dass sich die Krankheit auch auf andere Tiere ausbreiten könnte.»

Insgesamt habe er in seiner Zeit auf Anordnung des Kantonstierarztes mehrere 1000 Tiere ausmerzen müssen. Die 1965 aufgetretene Maul- und Klauenseuche sei allerdings nie mehr ein Thema gewesen – wohl aber der Rinderwahnsinn. «Für die betroffenen Bauern war es jedes Mal eine Katastrophe», blickt Jungo zurück. «Da brauchte es von unserer Seite oftmals viel psychologisches Fingerspitzengefühl.» Denn das Ausmerzen von Tieren bedeute nicht nur einen enormen wirtschaftlichen Verlust, sondern sei für die Betroffenen stets auch ein ethisches Problem. Mit der entsprechenden psychischen Belastung könne nicht jeder ohne weiteres fertigwerden. Oft sei er auch vor der eigentlichen Ausmerzaktion zusammen mit dem Kantonstierarzt auf die betroffenen Höfe gegangen.

Langweilig wird es ihm sicher nicht

Aber auch mit dem Tierfreund, der seine liebe Katze nach Jahren des Zusammenlebens auf die Kadaversammelstelle bringe, müssen die Angestellten behutsam umgehen. Die Tiere würden in den Mulden nämlich nicht nach Tierarten getrennt. Deshalb können die Inhaber von kleinen Haustieren die Tierkörper im separaten Empfangsraum für Heimtiere abgeben.

Aber auch wenn seine Arbeit nicht immer einfach gewesen sei, habe sie ihm immer gefallen. «Ich habe in all diesen Jahren unglaublich viele Leute kennengelernt», sagt er. «Vier Staatsräte waren seit 1984 meine Chefs.» Und auch die Wertschätzung seiner Arbeit habe er von politischer Seite immer gespürt, auch wenn die Entsorgung von Tierkadavern bis heute eine Art Tabuthema geblieben sei.

Auf die Frage, was sich denn in den letzten 30 Jahren in der Landwirtschaft verändert habe, sagt Jungo: «So ziemlich alles.» Nicht nur der administrative Rahmen sei anders geworden. Die wohl einschneidendste Neuerung sei die Einführung der Direktzahlungen mit den diversen tierfreundlichen und ökologischen Aspekten gewesen. Etwa ab 1993 habe auch die Informatik in der Freiburger Landwirtschaft Einzug gehalten. Ohne Computer gehe es auch für die Bauern seit langem nicht mehr.

Und was macht er jetzt, nach der Pensionierung? «Ich habe zwei Kinder und drei Grosskinder, die alle in der Gegend wohnen», freut sich Jungo. «Da wird es mir sicher nicht langweilig.» Ausserdem sei er begeisterter Fotograf, Pilzesammler und Schütze. «Meine Frau schiesst allerdings regelmässig besser als ich», sagt er lachend.

«Ich freue mich auf eine Zeit ohne Wecker am Morgen, aber ich schaue auch ganz gerne auf die letzten drei Jahrzehnte zurück.»

Hubert Jungo

Abtretender Sanima-Verwalter

Zur Person

Als Ökonom im bäuerlichen Umfeld

Hubert Jungo, Doktor der Wirtschaftswissenschaften, wurde 1984 Dienstchef des kantonalen Veterinäramts und Verwalter der Viehversicherungskassen. Ein Jahr später wurde er auch Geschäftsführer der Freiburgischen Viehverwertungs-Genossenschaft. Beim Veterinäramt trat er schon 2003 zurück, heute ist sein letzter Arbeitstag bei seinen anderen beiden Ämtern. Sein Nachfolger ist der 43-jährige Michel Roulin.

jcg

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