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Eine Überlebenskünstlerin im Amerika der 1920er-Jahre

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 Warum passiert, was so passiert? Das möchte Lila vom alten Pfarrer wissen. Dieser freut sich über diese und andere schwierige Fragen, die die hergelaufene junge Frau stellt.

Im Roman «Lila» von Marilynne Robinson nähern sich zwei einsame Menschen ganz behutsam einander an. Zum einen ist es der alte Pfarrer der Gemeinde Gilead; er hat in jungen Jahren Frau und Kind verloren. Zum andern die junge Wanderarbeiterin Lila, die eines Tages klitschnass in seiner Kirche Zuflucht sucht.

In starken Bildern erzählt Marilynne Robinson vom Schicksal der Wanderarbeiter in den USA der Zwanzigerjahre. Die Waise Lila kennt ihre Herkunft nicht, sogar ihr Name ist ein Zufallsprodukt. Sie wird als Kleinkind von der halbwüchsigen Doll gerettet, eigentlich gestohlen, und aufgezogen. Mit einem Trupp Tagelöhner, weder Vagabunden noch Zigeuner, wie ihr Anführer Doane immer wieder betont, ziehen sie durch die Lande. Erwachsene und Kinder verrichten Ernte- und andere Arbeiten unter schlimmsten Bedingungen. Es ist die Zeit der Wirtschaftskrise und der Dürrekatastrophen. Doll ist eine Getriebene, ständig in Alarmbereitschaft. Um Lila kümmert sie sich aufopfernd; sie ermöglicht dem Mädchen sogar, ein Jahr lang die Schule zu besuchen. Erst im Schulunterricht erfährt Lila, dass sie in den Vereinigten Staaten von Amerika lebt.

Später löst sich der Trupp auf, und auch Doll verschwindet eines Tages. Nun muss sich Lila alleine durchschlagen. So landet sie in der Kleinstadt Gilead, wo sie die Bekanntschaft mit Pfarrer John Ames macht. Ein schöner alter Mann, der seit Jahren einsam in seinem Pfarrhaus lebt. Die behutsame Annäherung dieser beiden einsamen Existenzen wird von der Autorin mit grosser Empathie beschrieben. Keine Romanze spielt sich hier ab, es geht um eine zarte Liebe, die sich ganz sachte entwickelt. Nie ist sich der Pfarrer ganz sicher, ob Lila bleiben wird, auch nicht, als sie schon verheiratet sind und Lila schwanger ist.

Lila ihrerseits bleibt immer sprungbereit, sie kann nur ganz zögerlich Vertrauen aufbauen; gleich einem zugelaufenen Kätzchen, das sich nur ganz vorsichtig am neuen Zufluchtsort einlebt. Immer bleibt eine Sehnsucht nach den alten Zeiten und nach der Ziehmutter Doll. Lila ist aber auch wissbegierig. Sie stellt dem Pfarrer Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Mit grösster Anstrengung, wegen ihren minimalen Lesekenntnissen, vertieft sie sich in die Bibel. Bei der Leserschaft wiederum könnte durchaus die Lust aufkeimen, selbst bei Ezechiel nachzulesen.

Lila gehört zu den Romanen, die man in einem Zug verschlingen möchte, um am Ende noch einmal von vorne zu beginnen. Die gute Übersetzung von Uda Strätling weckt die Neugier auf den Originaltext.

Marilynne Robinson:«Lila», Roman, S. Fischer-Verlag, 288 S.

Silvia Häcki-Eggimannist Erwachsenenbildnerin.

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