Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Eine universelle Chronik

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Besondere der Biografie von Annie Ernaux «Die Jahre» ist die neuartige Erzählform. Die Autorin schreibt ihr Leben, unser Leben, das Leben als eine kollektive «unpersönliche Autobiografie», meist in der dritten Person. Die Geschichte ihrer selbst ist zugleich ein Gesellschaftsporträt der 1940 in Frankreich Geborenen. Aber nicht nur Französinnen und Franzosen werden sich in diesem Buch wiedererkennen, «Die Jahre» hat genauso Gültigkeit für die entsprechende Generation in den umliegenden europäischen Ländern, auch wenn sich ihnen nicht jedes Ereignis oder jede darin vorkommende Persönlichkeit auf Anhieb erschliesst.

Chronik der Nachkriegsjahre

Worum geht es? Die Autorin hat ihr Leben aufgezeichnet, ein Frauenleben der Nachkriegsgeneration mit seinen Hoffnungen und Nöten und all den grossen und kleinen Dramen; eingebettet in die Geschehnisse der Nachkriegsjahre: mit ihren Entbehrungen in den Kinderjahren, dem ganzen Mief der 1950er-Jahre und dem Aufbegehren 1968. Die Emanzipation der Frau, der Wertewandel in der Gesellschaft und die neuen Lebensformen sowie die Verheissungen der Nullerjahre werden veranschaulicht.

Nachahmungseffekt

Auf der persönlichen Ebene kommen prekäre Ehejahre, die Mutterschaft, Krankheiten und Verluste und am Ende das eigene Altern zur Sprache. Mit «Die Jahre» hat Annie Ernaux ein Stück Gedächtnisliteratur geschrieben.

Grundlage für ihre universelle Chronik liefern Annie Ernaux Fotografien, Aufzeichnungen, Melodien, Wörter, Gegenstände. Im Kontext des Geschehens zeigen alltägliche Begebenheiten und Objekte ihre starke Bedeutungskraft. Die Autorin arbeitet gegen das Vergessen und gibt damit den Kindern der Nachkriegszeit eine Stimme. Warum es ihr nicht gleichtun?

«Die Jahre» vermag Leserinnen und Leser anzuregen, sich ihr eigenes Leben zu vergegenwärtigen. Die Lektüre animiert gar, selber zur Feder zu greifen und sein Er-Leben aufzuschreiben, und sei es nur für die eigenen Nachkommen.

Annie Ernaux: «Die Jahre», Bibliothek Suhrkamp 2017, 256 S. Aus dem Französi­ schen von Sonja Finck. Das Umschlagfoto zeigt Annie Ernaux mit zwanzig Jahren.

Silvia Häcki-Eggimann ist Erwachsenen­bildnerin.

Meistgelesen

Mehr zum Thema